Teodor Currentzis dirigiert: Anton Bruckner, Symphonie Nr. 9
Sonntag, 16. Februar 2025, 07:40 bis
09:00 Uhr
Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9 klingt über weite Strecken erstaunlich kühn und modern. Und daraus ergibt sich noch eine weitere mögliche Lösung: warum nicht ein ähnlich avantgardistisches Werk aus einer späteren Epoche anschließen? György Ligetis Komposition "Lontano" bietet sich dafür geradezu an, weil sie manches mit Bruckners Neunter gemeinsam hat.
Die Parallelen der beiden Kompositionen
Das beginnt schon mit den Anfangstakten beider Werke: Bruckner eröffnet seinen Kopfsatz mit einem "Urgrund" aus leisem Streichertremolo, dem sich nach und nach weitere Instrumente anschließen. Alle spielen zunächst nur einen einzigen Ton, den Grundton d. Auch bei Ligeti entwickelt sich alles aus einem leisen Unisono. Die Flöten beginnen, dann setzen weitere Holzbläser, Horn, Posaune, Streicher ein und fächern den Einzelton zur Klangfläche auf. Im weiteren Verlauf fasst Ligeti, genau wie Bruckner, die Orchesterinstrumente zu Gruppen zusammen, die er wie Register einer riesigen Orgel behandelt.
Diese blockhafte Instrumentierung diente offenbar beiden Komponisten dazu, Architekturen zu verdeutlichen und Raumwirkungen zu erzielen. Bei Ligeti kommt dieser Aspekt sogar im Werktitel zur Geltung: das italienische Wort lontano bedeutet fern oder entfernt.
Es spielt das SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Teodor Currentzis.
(Erstausstrahlung: 2. Dezember 2018)
- Redaktion
- Christoph Bungartz