Grænzenlos - Neue Heimat Dänemark
Samstag, 17. August 2024, 08:00 bis
08:30 Uhr
In den vergangenen Jahren sind Tausende Deutsche nach Dänemark ausgewandert. Die Gründe sind unterschiedlich, die Coronapolitik, die Immobilienpreise und ein anderes Schulsystem gehören dazu. Laut einer Studie des ECMI (European Center for Minority Issues) in Flensburg sind zwischen 2020 und 2023 mehr als 7.000 Deutsche in die Region Süddänemark gezogen, viele davon ins Grenzland. Die Kommune Tondern verzeichnet einen Zuwachs von 1.000 Deutschen. Dort lernt das deutsch-dänische Moderatorenduo die Familie Lucas aus Nordrhein-Westfalen kennen: Jeannette, Holger und ihr Sohn Tim sind seit einem Jahr glücklich in Mögeltondern. Ihr Traum war immer, in den Norden zu ziehen. Tim besucht jetzt eine Schule der deutschen Minderheit, die nur 56 Schülerinnen und Schüler hat. In Tims Klasse gehen fünf Schüler. "In Deutschland waren so viele Kinder an der Schule. Hier kann man aufs Klettergerüst gehen, wann man will", freut sich Tim.
Gut vorbereitet und offen ins Abenteuer Dänemark
"Viele, die herkommen sind blauäugig", sagt Linda, die dänische Nachbarin der Familie Lucas. Sie habe schon oft Familien gesehen, die nach Deutschland zurückgegangen sind. Sie hätten die Häuser zu teuer gekauft, ihre Ersparnisse hineingesteckt und dann nicht Fuß gefasst auf dem dänischen Arbeitsmarkt. Ihr Rat: sich vorher mit dem dänischen Recht auseinandersetzen und gut vorbereiten, Dänisch lernen und auf die Nachbarn zugehen, ein Teil der Gemeinschaft werden. Der Familie Lucas ist das gelungen: Man trifft sich zum Kaffee oder beim Dorffest, Tim ist im Handballverein und hat Freunde in der Nachbarschaft. Die Familie ist angekommen in Mögeltondern.
Die Zuwanderer und die Deutsche Minderheit
Ein Vorteil für die Zuzügler: Es gibt seit der Grenzziehung 1920 in Dänemark eine deutsche Minderheit mit eigenen Schulen und Kindergärten. Für die sind die Zuwanderer eine Herausforderung: einige Schulen haben schon Aufnahmestopp. Auch die Schule in Tondern war voll, Tim Lucas fährt jetzt nach Lügumkloster. Die deutsche Minderheit hilft auch bei der Integration in die dänische Gesellschaft: "Wir machen zum Beispiel zusätzliche Dänischstunden. Und wir sagen den Leuten auch immer, integriert euch, ladet die Nachbarn ein zum Kaffee, das ist die sønderjyske hygge" sagt Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Insgesamt sei die Zuwanderung ein Gewinn, so Jürgensen. Das sieht auch der Bürgermeister von Tondern, Jørgen Popp Petersen, so. Jahrelang hätte die Region mit Abwanderung in die Städte zu kämpfen gehabt. Jetzt hätten sich die Hauspreise stabilisiert, das wiederum ziehe auch Dänen wieder aufs Land.
- Autor/in
- Simone Mischke
- Anders Køpke Christensen
- Produktionsleiter/in
- Angela Hennemann
- Redaktion
- Maren Grünewald
- Nadina von Studnitz