Wie sehr Farben einen Menschen steuern, zeigt sich schon im Alltag: So fühlt man sich in einer roten Daunenjacke oftmals wärmer angezogen als in der gleichen blauen Jacke, berichtet Modedesigner Jean-Gabriel Causse. Er hat sich auf die Wirkung von Farben spezialisiert. Ein weiteres Indiz für die Macht der Farben: schon der Farbton an den Wänden eines Raumes kann Konzentration, Kreativität oder sogar die Gesundheit verbessern. Farben steuern die Aufmerksamkeit, sie wirken auf die Sinne und prägen damit - bewusst oder unbewusst - die Wahrnehmung der Welt.

Die Natur nutzt seit Millionen von Jahren Farbstoffe

Für die Neurobiologin Annette Werner ist klar: Farben haben einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Lebens. Dank des grünen Farbstoffs Chlorophyll konnten Bakterien und Pflanzen das Sonnenlicht einfangen und in Energie und Sauerstoff umwandeln, die Quelle, auf der das ganze Leben beruht. Überhaupt nutzt die Natur seit Millionen von Jahren Farbstoffe als Kommunikationsmittel. Die Farbe Rot etwa half frühen Vorfahren auf Anhieb zu erkennen, ob Früchte reif und damit essbar waren.

Wahrnehmung und Wirkung entfalten sich im Gehirn

Wie Farben den Menschen lenken und was sie für ihn bedeuten, ist einerseits evolutionär bestimmt. Andererseits fließen dabei auch eigene Erfahrungen und kulturelle Prägung mit ein. Es zeigt sich: Farbe ist weit mehr als eine bestimmte Wellenlänge des elektromagnetischen Spektrums, die in das Auge fällt. Die Wahrnehmung und Wirkung der Farben entfaltet sich erst im Gehirn, weiß Neurowissenschaftler Bevil Conway: "Es ist ihre Formbarkeit, die Farben so kraftvoll macht." Höchste Zeit, die Macht der Farben zu entdecken und sie sinnvoll zu nutzen.