Stand: 27.10.2015 18:00 Uhr
Irrungen und Wirrungen: Die Chronik
Die Verhandlungen über den Beitritt Mecklenburg-Vorpommern zum NDR Staatsvertrag waren nicht leicht. Ein tabellarischer Überblick über die Ereignisse von der Grenzöffnung bis zum Sendestart.
Datum | Ereignis |
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9. November 1989: | Fall der Berliner Mauer; Ende der 40-jährigen deutsch-deutschen Trennung |
Februar 1990: | Die NDR Leitung beschließt, eine Erweiterung des NDR Sendegebiets um Mecklenburg-Vorpommern in Betracht zu ziehen, falls es zur Wiedervereinigung kommen sollte |
17. Februar 1990: | Das NDR Fernsehen N3 und das staatliche Fernsehen DDR2 strahlen den ersten gemeinsamen Fernsehabend in Ost und West aus, der live aus Wismar kommt |
18. März 1990: | Erste freie Volkskammerwahlen in der DDR. Eine Große Koalition aus CDU und SPD stellt künftig die Regierung. Ministerpräsident wird Lothar de Maizière (CDU) |
April 1990: | Schaffung der fünf neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg |
18. Juni 1990: | Die Hörfunk-Generalintendanz in Berlin beschließt, fünf regionale Landesrundfunkdirektionen zu bilden, darunter Radio Mecklenburg-Vorpommern (RMV) |
3. Oktober 1990: | Deutsch-deutsche Wiedervereinigung |
18. Oktober 1990: | Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern. Bildung einer CDU-FDP-Landesregierung unter Ministerpräsident Dr. Alfred Gomolka |
Januar 1991: | Die in Berlin regierende große Koalition aus CDU und SPD vereinbart, dass der SFB zusammen mit drei oder vier weiteren Partnern Rundfunk veranstalten soll |
Parallel dazu finden zwischen dem SFB und der Schweriner Staatskanzlei Gespräche über eine solche nordostdeutsche Mehrländeranstalt statt | |
Ministerpräsident Gomolka vereinbart mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Henning Voscherau, umgehend die Fragen einer Beteiligung Mecklenburg-Vorpommerns am NDR zu klären | |
Erster Entwurf eines Vier-Länder-Staatsvertrages über den NDR | |
Der neu gewählte NDR Intendant Jobst Plog legt das Grundsatzpapier "Überlegungen des NDR zur Rundfunkversorgung in Mecklenburg-Vorpommern" vor | |
30. Januar 1991: | Kanzlerrunde bei Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, Entscheidung Gomolkas für die nordostdeutsche Lösung |
14. Februar 1991: | Die Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (Brandenburg), Eberhard Diepgen (Berlin) und Alfred Gomolka (Mecklenburg-Vorpommern) verständigen sich auf die Gründung einer nordostdeutschen Rundfunkanstalt (NORA) |
April 1991: | Die Chefs der Staatskanzleien von Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern legen die "Grundpositionen für einen Staatsvertrag Nordostdeutscher Rundfunk (NOR)" fest, die von der CDU-Fraktion im Schweriner Landtag einstimmig gebilligt werden |
Mitte April 1991: | Befürworter einer Vier-Länder-Rundfunkanstalt mit dem NDR, insbesondere die FDP in Mecklenburg-Vorpommern, sind über die Entscheidung für die NORA irritiert. Führende Mitglieder wie Wirtschaftsminister Conrad-Michael Lehment kommen nach Hamburg, um mit Vertretern des NDR das weitere Vorgehen zu erörtern |
23. April 1991: | Es zeichnet sich ab, dass es ohne die Zustimmung der FDP Mecklenburg-Vorpommerns keine Mehrheit für den NOR geben wird |
Anfang Juni 1991: | Ablauf der Frist, die Ministerpräsident Stolpe dem Land Mecklenburg-Vorpommern für eine Entscheidung gesetzt hat |
19. Juni 1991: | Das Schweriner Kabinett berät über die Vorlage 170/91 „zur Entscheidung der Beteiligung Mecklenburg-Vorpommerns an einer Mehrländerrundfunkanstalt“ |
20. Juni 1991: | Gegen die Stimmen der FDP beschließt die Mehrheit der Abgeordneten bei der Kabinettsberatung, den NOR-Staatsvertrag in das Schweriner Parlament einzubringen. Die Alternativ-Lösung mit dem NDR soll dem Landtag nicht vorgelegt werden. Es kommt zur Koalitionskrise |
23. Juni 1991: | Die Schweriner Staatskanzlei paraphiert einen ausverhandelten Staatsvertrag über den Nordostdeutschen Rundfunk, obwohl sich bereits abzeichnet, dass es dafür keine Mehrheit geben wird |
26. Juni 1991: | Alfred Gomolka geht nach einer Fraktionssitzung der Union auf Distanz zum NOR-Projekt und erklärt, dass er seine Unterschrift unter den Staatsvertrag auf unbestimmte Zeit ausgesetzt habe. Damit verhindert er einen Koalitionsbruch |
2. Juli 1991: | Die Fraktionen von CDU und FDP fordern die Landesregierung auf, die Verhandlungen über den NDR Staatsvertrag unverzüglich zu Ende zu führen |
23. August 1991: | Auf der Ebene der Staatssekretäre gibt es eine weitgehende Verständigung über einen Vier-Länder-Staatsvertrag mit dem NDR |
27. August 1991: | Treffen von Ministerpräsident Gomolka und NDR Intendant Jobst Plog |
Parallel dazu bereitet der NDR die Übernahme der Rundfunkversorgung in Mecklenburg-Vorpommern zum 1. Januar 1992 vor | |
September 1991: | Vorlage eines entsprechenden Konzepts, das die NDR Leitung am 23. September beschließt |
23. - 25. Oktober 1991: | Entscheidender Durchbruch bei den Verhandlungen über den Beitritt Mecklenburg-Vorpommerns zum NDR Staatsvertragsgebiet auf der Jahreskonferenz der Ministerpräsidenten in Neu-Isenburg bei Frankfurt |
1. November 1991: | Der NDR Verwaltungsrat ermächtigt Intendant Plog, im Vorgriff auf einen Vier-Länder-Staatsvertrag bis zu 40 Mio. DM ausgeben und einen Wirtschaftsplan-Nachtrag beantragen zu können |
18. November1991: | Gerd Schneider, Hörfunk-Chef und stellvertretender Direktor des NDR Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, wird zum kommissarischen Direktor für den weiteren Aufbau eines Landesfunkhauses Mecklenburg-Vorpommern berufen |
26. November 1991: | Der Landesrundfunkausschuss teilt dem NDR Frequenzen zu |
28. November 1991: | Es zeichnet sich ab, dass der neue Staatsvertrag aufgrund noch offener Fragen nicht fristgerecht in Kraft treten kann. Auf entsprechenden Hinweis von Jobst Plog legt die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns ein Vorschaltgesetz vor, um den rechtzeitigen Sendestart im Land nicht zu gefährden |
12. Dezember 1991: | Abschluss der Verhandlungen über den Vier-Länder-Staatsvertrag |
17./18. Dezember 1991: | Unterzeichnung des Vier-Länder-Staatsvertrages über den NDR |
1. Januar 1992: | Sendestart für die NDR Programme in Mecklenburg-Vorpommern |
1. März 1992: | Der Vier-Länder-Staatsvertrag tritt in Kraft |
15. Mai 1992: | Konstituierung des neuen NDR Rundfunkrats |
Mai bis September 1992: | Konstituierung der neu gebildeten Landesrundfunkräte |
23. Oktober 1992: | Konstituierung des neuen NDR Verwaltungsrats |
Quelle: "Wie alles anfing: Von der Grenzöffnung bis zum Sendestart" von Volker Herres, aus: "10 Jahre NDR in Mecklenburg-Vorpommern", Hg. Prof. Jobst Plog, NDR, 2002
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