50:50-Challenge der BBC

Vor fünf Jahren von der BBC ins Leben gerufen, hat sich die Initiative zum Ziel gesetzt, das Geschlechterverhältnis in den Programmen der BBC zu verbessern und mehr Frauen als Expertinnen in die Sendungen zu bringen. Der NDR hat sich im Mai 2022 auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten Nicole Schmutte dem Projekt angeschlossen und nach einer Pilotphase von einem Jahr mittlerweile 15 teilnehmende Redaktionen gewinnen können. Diese zählen und erhöhen den Frauenanteil in ihren jeweiligen Sendungen. Hierfür erheben teilnehmende Redaktionen die Zahlen darüber, wer in welcher Funktion „on air“ vorkommt. Neben Expertinnen werden je nach Sendungstyp auch Reporterinnen, Protagonistinnen, Moderatorinnen und Interviewgäste gezählt.

Die Tortengrafik zeigt den Anteil von Frauen im NDR Programm. © Nicole Schmutte/NDR
Die Tortengrafik zeigt den Anteil von Frauen im NDR Programm.

Die einzelnen Fortschritte werden nach jeder Sendung anhand eines einfachen Zähltools gemessen und sind sofort zu sehen. Seit Beginn der Teilnahme an der 50:50-Challenge liegt der Anteil von Frauen im NDR Programm bei aktuell 45 Prozent.

 

Nicole Schmutte © NDR
Nicole Schmutte

Nicole Schmutte, Gleichstellungsbeauftragte: „Die 50:50-Challenge ermuntert zum Erfolg und ich freue mich über jede weitere Sendung, die dabei ist. So können wir Frauen sichtbarer und hörbarer machen. Und ganz nebenbei können wir durch neue Expertinnen in den Sendungen die Expertinnen-Datenbank im NDR mit neuen weiblichen Namen und Kontakten bestücken – eine Win-Win-Situation. Wir haben im Firmen-Intranet NDRinside eine Seite eingerichtet, in der sich alle die Fortschritte der einzelnen Sendungen anschauen können, grafisch und optisch gut und übersichtlich aufbereitet.“

Gordana Patett, multimediale Chefredakteurin des NDR in Mecklenburg-Vorpommern. © Screenshot
Gordana Patett

Gordana Patett, Chefredakteurin im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern, wird neben dem "Kulturjournal" jetzt auch mit dem "Nordmagazin" dabei sein: Wir haben die 50/50 Challenge in unserem "Kulturjournal" angenommen, um uns selbst zu motivieren, noch stärker unterschiedliche Stimmen und Perspektiven zu hören, ihnen Raum zu geben und noch umfangreicher die ganze Bandbreite des Lebens darzustellen.
Diversität in der Kulturberichterstattung ist ja essenziell und nicht nur eine Pflicht, sondern eine Chance, die Vielseitigkeit menschlicher Erfahrungen widerzuspiegeln. Und unsere Aufgabe als Journalistinnen und Journalisten ist es, diese Vielfalt einzufangen und damit Empathie und Toleranz zu fördern.
Daher werden wir jetzt verstärkt die Aufmerksamkeit auf das Thema "Diversität" auch in unserem Regionalmagazin im Fernsehen, dem "Nordmagazin", richten. Darauf freuen wir uns sehr und nehmen auch diese Challenge mit großem Engagement an.

NDR 2-Redakteur Thomas Mohr. © Thomas Mohr
Thomas Mohr

Thomas Mohr von NDR 2 ist von Beginn an dabei mit den Sendungen "NDR 2 Update" und "NDR 2 Spezial": "Seit wir bei NDR 2 mit den beiden Formaten an der 50:50-Challenge teilnehmen, haben sich viele spannende Expertinnen bei uns im Programm etabliert."

Die Teilnahme ist bewusst freiwillig. Die Mitglieder sollen sich aus Überzeugung für dieses Projekt entscheiden. Jede Redaktion kann sich beteiligen, die redaktionellen Einfluss auf die Auswahl der Protagonistinnen und Expertinnen zu einem Thema hat. Funktionsträger aus aktueller Politik und Wirtschaft, die aus der Aktualität heraus in der Sendung auftreten müssen, werden nicht mitgezählt.

Selbst Redaktionen, die in einem eher männlich geprägten Umfeld agieren, stellen sich der Herausforderung, wie zum Beispiel die SportZone.

Marc Hall, Crossmedialer Programmchef SportZone. © Marc Hall/NDR
Marc Hall

Marc Hall, Crossmedialer Programmchef SportZone: "Die 50:50-Challenge im "Sportclub" war ein zusätzlicher Anstoß für unsere SportZone, die Sichtbarkeit von Frauen im Sport zu erhöhen. Mit dem Wechsel von "frauensport.inside" zu "Sportschau F" in diesem Jahr haben wir beispielsweise unseren Instagram-Kanal unter der Dachmarke der "Sportschau" weiterentwickelt. Wir erzählen auf unserem Kanal mit unserem Team, welches zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern besteht, die Geschichten von Frauen im (Spitzen-) Sport. Echt. Emotional. Hintergründig. Damit erschließen wir die Zielgruppe der 20- bis 40-jährigen sportbegeisterten Frauen, die wir innerhalb der ARD bisher zu wenig erreichen.

Seit Beginn der Challenge im NDR ist auch die Redaktion "Markt" Teil des 50:50-Projekts.

Dorina Rechter © NDR Foto: Jann Wilken
Dorina Rechter

Dorina Rechter, Redaktionsleiterin "Markt": "Wir haben uns sofort entschieden, bei dieser Challenge mitzumachen und das 50:50-Projekt zu unterstützen. Seitdem achten wir in den Beiträgen der Sendung „Markt“ und bei filmischen Langformaten noch mehr darauf, Interviewpartner*in, Protagonist*in, und Sprecher*in gleichrangig zu besetzen. Das ist bei uns im Team inzwischen selbstverständlich geworden." 

Eckhardt Reimann von "Hallo Niedersachsen" © Axel Herzig/NDR
Eckhardt Reimann

Eckhardt Reimann ist mit "Hallo Niedersachsen" vom Landesfunkhaus Niedersachsen schon als Pilotteam dabei gewesen und will mit seiner Redaktion weitermachen:

"Es bleibt eine Herausforderung, ein ausgeglichenes Verhältnis zu bekommen. Aber die ganze Redaktion hat es sich zur Aufgabe gemacht. Autor*innen drängen auf weibliche Protagonisten, Redakteur*innen suchen weibliche Gesprächspartner für die Sendung, bei Umfragen sind schon lange nicht mehr drei Männer zu sehen. Wir sind dran."

Die 50:50-Challenge der BBC hat internationale Aufmerksamkeit erregt und viele andere Medienhäuser dazu inspiriert, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. 56 Prozent aller teilnehmenden Teams haben, laut jüngster Auswertung der BBC, bereits einen Frauenanteil von 50 Prozent in ihren Inhalten erreicht.

75 Prozent der Teilnehmenden haben sich deutlich gegenüber ihrem Ausgangswert verbessert. Auch die bislang im NDR teilnehmenden Teams konnten ihre prozentualen Anteile an Frauen im Programm gegenüber dem Start der Challenge erhöhen. Wer dabei sein möchte, meldet sich auf der entsprechenden Intranet-Seite im NDR an.

 

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

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