Psychiatrie-Ausschussbericht kritisiert Mängel in niedersächsischer Psychiatrie
Nach Recherchen von NDR 1 Niedersachsen gibt es bei der Versorgung von psychisch Kranken in Niedersachsen offenbar gravierende Mängel.
Besonders eklatant waren die Mängel demnach in Pflegeheimen. In Wiefelstede sind Bewohner ohne richterliche Genehmigung eingesperrt worden, heißt im Entwurf zum jüngsten bislang nicht veröffentlichten Tätigkeitsbericht des unabhängigen Psychiatrieausschusses des Landtages, der NDR 1 Niedersachsen vorliegt.
Im Landkreis Leer wurde ein Bewohner mit Down-Syndrom im verschlossenen Zimmer in einem Bettkäfig gehalten. Die Heimleitung sprach den Kontrolleuren gegenüber von einer "Kuschelecke", die nicht genehmigungspflichtig sei.
Außerdem kritisiert der Ausschuss den Mangel an Nervenärzten in Niedersachsen, betroffen davon sind vor allem Kinder in Krisensituationen. Im Bericht heißt es, es sei unverständlich, warum Kinder oft erst durch eine Zwangseinweisung aufgefangen werden.
Insgesamt seien die Kontrollen durch die Besuchskommissionen oft dem Zufall überlassen, kritisiert Professor Mauthe, Vorsitzender des Psychiatriefachbeirates bei NDR 1 Niedersachsen, weil es keine Informationen über die Neueröffnung von Heimen gebe. Mauthe forderte das Land auf, eine Heimplanung zu erstellen. Zudem müsse eine Enquete-Kommission klären, wie viele Menschen in Heimen untergebracht sind. Denn Experten vermuten, dass in Niedersachsen weit mehr Menschen in psychiatrischen Heimen sitzen als in anderen Bundesländern, weil hierzulande Anreize fehlten, psychisch Kranke auf ein selbstständiges Leben zu Hause vorzubereiten.
Hannover. Nach Recherchen von NDR 1 Niedersachsen gibt es bei der Versorgung von psychisch Kranken in Niedersachsen offenbar gravierende Mängel.
An die Redaktionen:
Meldung bei korrekter Quellenangabe "NDR 1 Niedersachsen" frei.
Für Rückfragen steht Ihnen bei NDR 1 Niedersachsen | Holger Bock | Tel. 0511 988-2191 gerne zur Verfügung.
5. Mai 2009