Stand: 16.12.2011 09:53 Uhr

"Land im Gezeitenstrom": Reihe über die Westküste Schleswig-Holsteins, erzählt von Volker Lechtenbrink

Start: Montag, 19. Dezember, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen

Die raue Schönheit der eher kargen Landschaft prägt das Bild der Westküste Schleswig-Holsteins. Eine Region, von Wasser durchzogen und belebt im ewigen Takt der Gezeiten, zwischen Ebbe und Flut. Dort, wo Einsamkeit und Stille ist, beherrscht seit Jahrtausenden die größte Naturkraft alles Leben: das Meer. Es formt die Watten und Marschen, die Inseln und Halligen - bis heute. Und es formt die Menschen und ihre Lebensweise im immerwährenden Kampf gegen die Wucht der Nordsee.

Die dritte Staffel der beliebten NDR Reihe "Land im Gezeitenstrom" präsentiert diese Region mit faszinierenden Luftbildern und Landschaftsaufnahmen, mit kleinen Porträts eines ebenso eigenwilligen wie stolzen Menschenschlags und mit Geschichten von Sylt bis nach Dithmarschen. So entsteht ein kompaktes Bild der wohl entlegensten Gegend Deutschlands im Hochglanzformat, aus zum Teil ungewöhnlichen Perspektiven, erzählt von einem Kenner dieser Region: Volker Lechtenbrink.

"Land im Gezeitenstrom" ist eine Produktion der Manfred Schulz TV- und FilmProduktion im Auftrag des NDR, gefördert mit Mitteln der nordmedia. Die Redaktion hat Alexander von Sallwitz.

Folge 1: Land im Gezeitenstrom - Nordfrieslands Utlande
Montag, 19. Dezember, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen
Film von Manfred Schulz und Andrea Dorschner

Die raue Schönheit der eher kargen Landschaft prägt das Bild Nordfrieslands. Utlande, das äußere Land, ist eine Region, die von Wasser durchzogen ist. Die Einsamkeit und Stille wird vom Takt der Gezeiten Ebbe und Flut belebt. Seit Jahrtausenden beherrscht dort die größte Naturkraft alles Leben: das Meer. Es formt bis heute die Watten und Marschen, die Inseln und Halligen.

So eigen und unverwechselbar wie dieses Land sind auch die Menschen, die dort leben. Sie sind traditionsbewusst und stolz, aber auch ein wenig "schrullig" und eigensinnig. Um ihre Existenz zu sichern, haben Generationen den jahrhundertelangen Kampf gegen Sturmfluten aufgenommen. Die Menschen dort haben den Willen, sich gegen die Macht des Meeres zu behaupten und sich ihr nicht zu unterwerfen.

Der Film stellt einige von ihnen vor: Der Maler Emil Nolde stakte einst immer wieder mit dem Boot über flutgetränkte Wiesen und hielt das Wesen der Utlande und seiner Bewohner im Bild fest. Der Deichgraf kämpft mit Pumpen, Siel und Gräben Tag für Tag dagegen, dass das Land nicht im Wasser versinkt. Der Tischlermeister auf der Hallig Langeneß riggt eine selbst gezimmerte Segellore auf, ein vom Wind angetriebenes Schienenfahrzeug. Das einspurige Gleis ist die Verbindungsbahn der Halligbewohner mit dem Festland.

Im Februar gehören lodernde Feuer zu den ältesten nordfriesischen Bräuchen. Mit dem Biikebrennen nahmen früher die Frauen der Inseln und Halligen Abschied von ihren Männern, die auf Walfang fuhren. Auf Amrum und Föhr zeugen Grabsteine von ihnen und ihren Schicksalen.

Folge 2: Land im Gezeitenstrom - Von den Halligen bis zur Eider
Dienstag, 27. Dezember, 20.15 Uhr, NDR Fernsehen
Film von Manfred Schulz

Nordfriesland: Der Film zeigt eine Landschaft, die einzigartig auf der Welt ist und zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Geformt und geprägt wird sie auch durch die Menschen, die dort lebten und leben. Menschen wie der Bauer und Gelehrte Hans Momsen. Für den Husumer Dichter Theodor Storm war er in seiner Novelle "Der Schimmelreiter" das Vorbild der Figur des Deichgrafen Hauke Haien.

Im Hauke-Haien-Koog sorgen heutzutage "Gänselotsen" für die sichere Straßenüberquerung von Tausenden Rast- und Nistvögeln. Weiter draußen, von der Nordsee umspült, doch mit dem Festland verbunden, liegt die Hamburger Hallig. Nebenan befindet sich die Hallig Gröde, die kleinste Gemeinde Deutschlands. Die Kirche von Hallig Hooge wurde auf Sand gebaut, aus Steinen und Brettern versunkener Kirchen.

Vor Nordstrandischmoor stößt man auf Brunnenringe und Scherben von Glocken aus dem vor Jahrhunderten versunkenen, legendären Ort Rungholt. In der Einsamkeit des Wattenmeers leben Menschen wie Einsiedler. Auf der Hallig Süderoog immerhin zu zweit. Sie versorgen sich selbst und kämpfen um jeden Meter Hallig-Land, gegen Wind, Fluten und drohenden Untergang. Ihr Lohn sind riesige Bernsteine und atemberaubende Stille.

Auch hinter dem Seedeich, am nordfriesischen Festland, begegnet man den Gezeiten. Im Beltringharder Koog lässt man die Nordsee sogar absichtlich ins Land fließen. Mit großem Aufwand wurde eine künstliche Salzwasserlagune als Lebensraum für Tiere des Wattenmeeres sowie für seltene Vogelarten geschaffen.

Neben dem Leuchtturm von Westerheversand gleiten Strandsegler über die durch Ebbe trocken gefallenen Strände vor St. Peter-Ording. Im Sönke-Nissen-Koog erzählt ein Bauer, warum man hier einen einheitlichen Baustil pflegt, meist weiße Wände und grüne Dächer: das Vermächtnis eines weiteren, eigensinnigen Nordfriesen.

Folge 3: Land im Gezeitenstrom - Von der Eider bis zur Elbe
Montag, 2. Januar, 20.15 Uhr, NDR Fernsehen
Ein Film von Manfred Schulz und Andrea Dorschner

Seit Jahrhunderten trennt die Eider Nordfriesen und Dithmarscher. Sie trägt die Wassermassen der Nordsee tief ins Land hinein. Das hat Land und Leute geprägt, aber auch enorme Verwüstungen gebracht. Heute ist der Gezeitenstrom durch Deichbau und Eidersperrwerk weitgehend gebändigt. Trotzdem beeinflusst er noch immer das Leben, an der Küste wie im Binnenland.

Im Flussgebiet von Eider, Treene und Sorge versanken früher reihenweise Erntemaschinen auf "schwimmendem" Boden, praktisch verschluckt vom nassen, ursprünglichen Moor, das keinen Meter tief unter dem Ackerboden lauert. Heute ist es ein Natur- und Vogelschutzgebiet, in dem die Landwirte zur Mahd im Zickzack über ihre Wiesen fahren. Ganz in der Nähe beringen "Storchenmenschen" alljährlich ihre Kunden - in luftiger Höhe, direkt im Nest.

Dort, wo die Treene in die Eider mündet, erbauten holländische Wasserbaumeister 1621 in der nassen Einöde eine städtebauliches Kleinod mit seinen Grachten: Friedrichstadt, bis heute fast unverändert. 300 Jahre zuvor fuhren noch Wikingerboote und Hanse-Schiffe von der Flut getragen Eider und Treene hinauf bis nach Hollingstedt, von wo aus Waren weiter zur Ostsee befördert wurden.

Die zerstörerische Gewalt des Nordseewassers halten die Männer am Eidersperrwerk in Schach, dem mächtigsten Küstenschutzbauwerk in Schleswig-Holstein. Seit es dieses Sperrwerk gibt, hat das malerische Tönning seine eigenen Gezeiten und mancher Freizeitkapitän bleibt dort ungewollt im Hafenschlick sitzen.

Südlich der Eider bis hin zur Elbe erstreckt sich Dithmarschen - einst freie Bauernrepublik mit mächtigen Kirchen. Die Kirche von Meldorf nennt man noch heute den "Bauerndom". Zur Traditionspflege gehört in Albersdorf der historische Schwertertanz. Auf weiten Kögen haben die Dithmarscher dem Meer fruchtbaren Ackerboden abgerungenen. Hier rollen Köpfe, soweit man schaut - im größten Kohl-Anbaugebiet Deutschlands. Und weil man vom Kohl nicht genug bekommen kann, züchten Wissenschaftler in Marne immer neue Sorten.

16. Dezember 2011/IB

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