Stand: 28.08.2009 10:19 Uhr

"Kulturjournal" berichtet über Projekt der Universitätsbibliothek Göttingen

Sendetermin: Montag, 31. August, 22.30 Uhr, NDR Fernsehen

Als eine der wenigen deutschen Bibliotheken hat die Universitätsbibliothek Göttingen damit begonnen, ihre Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Die Bibliothek verzeichnete im Dritten Reich ca. 7000 Zugänge - allein wegen der Bücherverbote der Nazis. Es handelt sich um zwangsenteignete Bücher oder um "Schenkungen", bei denen die Besitzer sich freiwillig von indizierten Titeln trennten, um sich gegenüber den braunen Machthabern in ein besseres Licht zu rücken bzw. nicht verdächtig zu machen.

Das "Kulturjournal" hat für einen Beitrag seiner Sendung am Montag, 31. Januar, um 22.30 Uhr im NDR Fernsehen die Historikerin Juliane Deinert bei ihren Recherchen in der Universitätsbibliothek Göttingen begleitet und den Weg von Büchern aus dem Bestand zurückverfolgt. So hat z. B. 1933 ein gewisser Dr. Heinrich Tröger der Bibliothek 70 Bücher vermacht, hauptsächlich Werke kommunistischer und sozialistischer Autoren. Vieles deutet darauf hin, dass er die Bücher aufgrund der politischen Situation abgegeben hat. Sein Familie wusste bislang nichts davon - erst durch die Kontaktaufnahme der Universitätbibliothek Göttingen hat sie von der Schenkung erfahren. Gemeinsam mit Juliane Deinert hat das "Kulturjournal" einen Sohn Heinrich Trögers besucht - und mehr über die Umstände und Lebensgeschichte des Spenders erfahren: Er war SPD-Mitglied und kam in Schutzhaft. 1933 trat er aus der SPD aus, wurde allerdings nie Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg wurde Tröger Finanzminister in Hessen und Vizepräsident der Deutschen Bundesbank. Insofern hat sich die Annahme bestätigt, dass Heinrich Tröger die Bücher der Bibliothek vor allem geschenkt hat, um sich und seine Familie zu schützen. In Göttingen ist man überzeugt, noch viele solcher Geschichten ans Licht bringen zu können.

28. August 2009/IB

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