NDR-Medienmagazin "Zapp": Guttenberg führte nur ein Drei-Mann-Unternehmen
Der neue Bundeswirtschaftsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg hat entgegen wiederholter Presseberichte offenbar niemals ein mittelständisches Unternehmen geführt, sondern war lediglich in einem Drei-Mann-Büro zur Verwaltung des eigenen Familienvermögens tätig. Das ist das Ergebnis von Recherchen des NDR-Medienmagazins "Zapp" zur Wirtschaftskompetenz des 37-jährigen Ministers, der am Dienstag ernannt worden war.
Als Beleg für seine Kompetenz, die auch von Unionsfreunden in Zweifel gezogen worden war, hatte zu Guttenberg u. a. in ARD und ZDF in den letzten Tagen darauf verwiesen, er habe "Erfahrungen im Familienunternehmen". Gestützt offenkundig auf eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hatten diverse Tageszeitungen daraufhin gemeldet, zu Guttenberg sei "geschäftsführender Gesellschafter im Familienbetrieb (Trockenbau, Isoliertechnik, Dämmstoffe)" gewesen (Bild-Zeitung). Laut Berliner Tagesspiegel war zu Guttenberg in der "Leitung des Familienunternehmens, einer Großhandelsfirma für Rigipsplatten und ähnlichen Baubedarf".
Das NDR-Medienmagazin "Zapp" fragte bei Guttenbergs CSU nach, welches Unternehmen der neue Minister denn nun wirklich geführt habe. Dort verwies man auf das Bundeswirtschaftsministerium. Von dort kam am Mittwoch per E-Mail die Antwort: "Leider haben auch wir im Moment noch sehr eingeschränkte Informationen zu diesem Thema." Das Ministerium verwies auf die Internet-Homepage des Unternehmens "von Guttenberg" in 85069 Aschheim, das tatsächlich auf Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe spezialisiert ist.
Auf der Website dieser Firma findet sich aber folgender Vermerk: "Aufgrund nicht zutreffender Informationen (u. a. FOCUS, Tagesspiegel, Spiegel, Wikipedia u. a. basierend auf einer dpa-Mitteilung)" werde das Unternehmen mit dem neuen Bundeswirtschaftsminister "in Verbindung gebracht. Hiermit informieren wir Sie darüber, dass es sich hierbei um Fehlinformationen handelt."
Weitere "Zapp"-Anfragen bei den Büros von Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg in Berlin und Kulmbach blieben ebenfalls erfolglos. Sie betonten übereinstimmend, keine weiteren Erkenntnisse zu haben und verwiesen auf die Pressestelle des Bundeswirtschaftsministeriums.
Ausweislich der Auskunftei "Creditreform" trat Karl-Theodor zu Guttenberg in der Münchener Guttenberg GmbH in Erscheinung. Sie hatte "ca. drei Beschäftigte", hatte den Unternehmenszweck "Verwaltung eigenen Vermögens" und wurde 2004 aufgelöst.
11. Februar 2009