Stand: 26.07.2012 09:56 Uhr

"Panorama": Mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher: "Ich habe nicht geschossen" - Siert B. äußert sich erstmals im Fernsehen

Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher Siert B. aus Breckerfeld (NRW) bestreitet im ARD-Politikmagazin "Panorama" (Donnerstag, 26. Juli, 21.45 Uhr, Das Erste), 1944 einen holländischen Widerstandskämpfer erschossen zu haben. Dieser Mord ist seit kurzem Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Dortmund gegen B..

Der mittlerweile 91-jährige B. soll aus Sicht der holländischen Justiz am 21. September 1944 in Appingedam gemeinsam mit einem weiteren SS-Mann den bereits gefangen gehaltenen Aldert Klaas Dijkema ermordet haben. Im Interview mit "Panorama" betont B. hingegen, dass nicht er geschossen habe, sondern sein Vorgesetzter Neuhäuser. Neuhäuser ist mittlerweile verstorben. B. gibt allerdings zu, dass er dabei gewesen ist. Er sei mit Neuhäuser und dem Gefangenen am späten Abend im Auto vom Posten Delfzijl in Richtung Appingedam gefahren. "Unterwegs blieb das Auto stehen und Neuhäuser sagte: 'Hier müssen wir hin.‘ Dann sind wir ausgestiegen und die Straße entlang gelaufen. Und dann hörte ich auf einmal einen Schuss und habe mich erschrocken. Und der Mann fiel um." Er habe nicht mitbekommen, wie Neuhäuser die Waffe gezückt und Dijkema erschossen hat.

Der Dortmunder Staatsanwalt Andreas Brendel hatte, wie bereits von "Panorama" gemeldet, am 29. März 2012 die Ermittlungen gegen den gebürtigen Holländer B. wieder aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits in den 70er-Jahren ein Ermittlungsverfahren gegen B. wegen der Erschießung von Dijkema geführt, dieses dann jedoch eingestellt mit der Begründung, die Tötung von Dijkema sei nicht als "heimtückisch" zu bewerten und damit kein Mord, da sie keine Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers vorliege.

Bereits 1949 war Siert B. von einem niederländischen Sondergericht u.a. wegen Mordes an Aldert Klaas Dijkema zum Tode verurteilt worden. Deutschland weigert sich bis heute, B. auszuliefern.

Für die neuen Ermittlungen wesentlich ist eine neue Rechtsprechung. So wurde 2010 in einer Aachener Gerichtsentscheidung die Erschießung eines anderen Widerstandskämpfers als Mord bewertet. Die Staatsanwaltschaft Dortmund wurde dann auf den Fall B. wieder aufmerksam durch Berichte im holländischen Fernsehen und nachfolgende Recherchen von "Panorama".

"Panorama", Donnerstag, 26. Juli, 21.45 Uhr, Das Erste

Informationen zu "Panorama" finden Sie im Internet unter panorama.de

26. Juli 2012 / RP

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