Stand: 02.07.2015 11:45 Uhr

NDR das neue werk mit innovativem Programm 2015/16 - Anders Hillborg Composer in Residence

In der kommenden Spielzeit beschreitet die traditionsreiche Konzertreihe NDR das neue werk neue Wege: Innovative Programmformate, starke Kooperationen, eine neue Konzertreihe sowie zahlreiche Premieren und Debüts prägen die nächste Spielzeit. Erstmals präsentiert der NDR in der Saison 2015/16 einen Composer in Residence: den in Deutschland noch viel zu wenig bekannten Schweden Anders Hillborg. Außerdem steigt NDR das neue werk mit zwei großen Projekten als Partner in das Hamburger Neue-Musik-Festival "Greatest Hits" auf Kampnagel ein und startet im resonanzraum St. Pauli (Hochbunker Feldstraße) die neue Konzertreihe "Toxic Tunes" für Elektronisches und Multimediales. Im Verlauf der Saison stehen bei NDR das neue werk außerdem Orchesterwerke, Kammermusik und Performances von Avantgarde-Größen wie Lachenmann, Ligeti, Schnebel und Aperghis, Uraufführungen selten gespielter Komponisten wie Schulhoff sowie eine Begegnung von Renaissance und Gegenwart auf dem Programm. International renommierte Künstler und Ensembles wie die deutsche Geigerin Carolin Widmann, der französische Pianist Florent Boffard, das New Yorker Jack Quartet, die Musikfabrik Köln und das französische Quatuor Diotima werden im Verlauf der Saison zu hören sein.

Anders Hillborg, Composer in Residence des NDR 2015/16
Anders Hillborg studierte Kontrapunkt, Komposition und elektronische Musik an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Stockholm. Von Brian Ferneyhough, aber auch von Karlheinz Stockhausen bekam er wichtige Impulse für seine Kompositionsarbeit. Hillborg schrieb Werke für Sinfonieorchester, Chor, Kammermusik, Film- und Popmusik. Heute ist er mit seinen Werken an Musikstätten in der ganzen Welt präsent, von den Metropolen in Mitteleuropa bis zu den wichtigen Festivals in Skandinavien, von den USA bis Fernost. Zu den Dirigenten, die bereits mehrfach seine Orchesterwerke dirigierten, gehören herausragende Orchesterleiter wie Esa-Pekka Salonen, Alan Gilbert, Gustavo Dudamel, Yannick Nézet-Seguin, Michael Gielen, Sakari Oramo und Leif Segerstam. Ende 2014 wurde ihm und seiner Musik in Stockholm ein mehrtägiges Festival ausgerichtet, an dem u. a. auch Salonen und Oramo beteiligt waren.

Hillborgs Musik, farbenreich, klanggewaltig und immer überraschend, wird in Hamburg quer durch alle Gattungen und Spielorte zu hören sein - in der Laeiszhalle, auf Kampnagel, im Rahmen eines Kirchenkonzerts mit Chor und im Bucerius Kunst Forum. Sowohl NDR Sinfonieorchester, NDR Radiophilharmonie und NDR Chor als auch ein Kammerensemble des Orchesters werden an den Aufführungen, die u. a. gleich fünf Orchesterwerke Hillborgs und ein Auftragswerk des NDR Sinfonieorchesters umfassen, beteiligt sein. Hillborg selbst wird natürlich mit allen Ensembles intensiv bei den Proben zusammenarbeiten und dem Publikum bei Werkstattgesprächen und Einführungen Rede und Antwort stehen. Den Beginn der Serie setzen zwei Konzerte des NDR Sinfonieorchesters unter Esa-Pekka Salonen im Oktober 2015 in der Laeiszhalle, in denen Hillborgs Orchesterstück "Eleven Gates" auf dem Programm steht.

Die Konzerte von NDR das neue werk
Der NDR steigt ab 2015 als dritter gewichtiger Partner neben den Elbphilharmoniekonzerten und Kampnagel in das Festival "Greatest Hits" ein. Schwerpunkt des Festivals werden die Werke des kanadischen Komponisten Claude Vivier sein. Zum Auftakt dirigiert Matthias Pintscher erstmals in Hamburg Viviers von Hermann Hesse inspiriertes Orchester-Hauptwerk "Siddhartha", kombiniert mit einem Werk des Schweizer Komponisten Michael Jarrell (19.11., Kampnagel). In Kooperation mit dem NDR finden die Aufführungen des Tanztheaters "Claude Vivier - Enlightened Child" statt, welche das Bundesjugendballett Hamburg und das Ensemble Resonanz zum ersten Mal auf eine gemeinsame Bühne bringen. Das Ballettensemble tanzt die Premiere einer eigens für das Festival kreierten Choreographie der jungen slowakischen Choreographin Natalia Horecna (21./22.11., Kampnagel).

Im Dezember eröffnet die neue Konzertreihe "Toxic Tunes" im resonanzraum St. Pauli - eine der wichtigen Locations für Programme abseits des Mainstreams. Die Szene des Zeitgenössischen hat sich in den vergangenen Jahren auf beinah ungeahnte Weise ins Offene entwickelt, und mit verstärktem Einsatz von Elektronik, Performance und der Einbeziehung von aktueller Videokunst sollen hier auf vielfältige Weise neue Formate erprobt werden (Start: 1.12., resonanzraum St. Pauli, Hochbunker Feldstraße). Geplant sind vier Konzerte pro Saison, die in Kooperation mit NDR Jazz und Ensemble Resonanz stattfinden.

Zwei Konzertabende im Februar 2015 widmen sich der Musik von Helmut Lachenmann. Im Orchesterkonzert steht "Ausklang - Musik für Klavier mit Orchester" im Mittelpunkt, ein Werk, in das der Komponist im Wechselspiel mit Dirigent und Orchester persönlich einführen wird. Der zweite Abend auf Kampnagel bringt eine Gesamtaufführung der Streichquartette Helmut Lachenmanns mit dem amerikanischen Jack Quartet - Werke, die eindrücklich die Vielfalt und Entwicklung in Lachenmanns Klangsprache dokumentieren -, sowie das surreal-virtuose Kammerspiel "Got lost" (13./14.02.2016, Hamburg, Kampnagel).

Erwin Schulhoff (1894-1942) machte ernst mit der Verbindung von Kunst und Revolution: Der Prager Komponist schockierte das bürgerliche Musikleben seiner Zeit mit Jazz-Fantasien und freimütigem musikalischen Dadaismus. Bis heute sind noch immer nicht alle Werke Schulhoffs veröffentlicht worden, und im Rahmen des Internationalen Musikfests können nun auf Initiative von NDR das neue werk zwei seiner fast vergessenen, aber hochambitionierten Lieder-Zyklen uraufgeführt werden (29.04.2016, Laeiszhalle, Kleiner Saal).

Ein Kooperationskonzert von NDR das neue werk und NDR Das Alte Werk konfrontiert eine Deutsche Erstaufführung von Salvatore Sciarrino mit Chorwerken aus der Renaissance; Interpreten sind das Bl!ndman Saxophone Ensemble gemeinsam mit dem Collegium Vocale Gent (St. Johannis, 01.05.2016).

Das Quatuor Diotima debütiert ebenfalls im Mai 2016 bei NDR das neue werk. Begleitet von der Sopranistin Sarah Maria Sun präsentiert es Werke von Posadas, Strasnoy und Hosokawa. Im Zentrum des nachfolgenden Soloauftritts von Sun steht eine Uraufführung von Dieter Schnebel: Der Meister der komponierten Stimm-Performance widmet sich in seinem neuen, vom NDR in Auftrag gegebenen Werk einem Zentralstück der literarischen Moderne, dem Schlussmonolog der Molly aus dem "Ulysses" von James Joyce (18.5.2016, Resonanzraum).

Den Abschluss der Saison bildet ein Konzert aus Anlass von György Ligetis 10. Todestag am 12. Juni 2016. Das Ensemble Musikfabrik aus Köln hat für diesen Tag ein Programm rund um das Spiel mit Sprache, Sinn und Unsinn komponiert - und konfrontiert eigens für dieses Konzert Ligetis in den 60er-Jahren im NDR uraufgeführten "Aventures"-Zyklus mit neuen Werken des griechischen Komponisten Georges Aperghis, mit dem die Kölner Truppe schon seit langem intensiv zusammenarbeitet. Aperghis selbst wird in diesem Konzert in seine eigenen Werke, aber auch in die seines Komponistenkollegen einführen (12.06.2016, Rolf-Liebermann-Studio).

Weitere Informationen: www.NDR.de/dasneuewerk

Ein Bild von Anders Hillborg finden Journalisten unter www.ARD-foto.de

2. Juli 2015 / RC

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