Stand: 07.12.2024 13:00 Uhr

Hamburg: Naturkundemuseum als Elbtower-Mieter im Gespräch

Als großer Mieter für den Elbtower ist das vom Hamburger Senat geplante Naturkundemuseum im Gespräch. Das berichteten dem NDR übereinstimmend mehrere Quellen aus gut informierten Kreisen. Der Hamburger Immobilienentwickler Dieter Becken, der den halbfertigen Rohbau als Anführer einer Investorengruppe kaufen will, hatte mehrfach bekundet, einen Schlüsselmieter für das Gebäude zu haben. Um wen es sich dabei handeln könnte, war bislang unbekannt.

Um den unfertigen Turm weiterbauen zu können, müssen Investoren Mieter für mindestens 30 Prozent der Gebäudeflächen vorweisen. Das ist eine Auflage der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats. Besonders die unteren Stockwerke gelten als schwer vermietbar. Über einen möglichen Einzug des Naturkundemuseums dort diskutieren nach NDR Informationen der Senat unter Führung des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) und die Kaufinteressenten um Dieter Becken, zu denen auch der Milliardär Klaus-Michael Kühne gehört.

Der Senat plant seit Jahren ein neues Naturkundemuseum. Er hat dafür bereits Standorte in der Innenstadt und in der Hafencity geprüft. Eine Standortentscheidung ist bislang jedoch nicht gefallen. Nun wird offenbar der Elbtower als Standort für das Museum ins Auge gefasst. Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels soll das Museum umsetzen und wissenschaftlich begleiten. Finanziert werden soll es mit staatlichen Geldern, die aus Hamburg und vom Bund kommen sollen. Beteiligt ist auch das Land Nordrhein-Westfalen. In Bonn befindet sich mit dem Naturkundemuseum Koenig - ebenfalls eine Einrichtung des Leibniz-Instituts.

Bürgermeister Tschentscher hat stets betont, dass die öffentliche Hand keinen Beitrag zur Vollendung des Turms an den Elbbrücken leisten werde. Der Frage nach einem möglichen Einzug des Museums in den Elbtower wich Tschentschers Sprecher aus. "Aufgrund der Vertraulichkeit des Verfahrens sowie zur Wahrung ihrer Rechte und Verhandlungspositionen sieht die Stadt in ständiger Praxis davon ab, Verfahrensschritte, Stellungnahmen und Ideen Dritter zu kommentieren", teilte der Sprecher der Senatskanzlei auf Anfrage mit.

Auf eine Anfrage des NDR zu den neuen Standortplanungen verwies der Projektverantwortliche des Leibniz-Instituts, Matthias Glaubrecht, an die Hamburgische Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, die für die Kommunikation zuständig sei. Auf die vom NDR an die Behörde gerichtete Bitte um Auskunft reagierte dann jedoch Tschentschers Sprecher.

Milliardär Kühne hat wiederholt vom Senat gefordert, mehr Engagement für die Vollendung des halbgertigen Rohbaus an den Elbbrücken zu zeigen. Am Elbtower wird seit mehr als einem Jahr nicht mehr gearbeitet. 2023 rutschte der ursprüngliche Investor René Benko in die Zahlungsunfähigkeit.

Zurzeit organisiert der Berliner Insolvenzverwalter Torsten Martini ein Bieterverfahren für die Bauruine. Der Hamburger Immobilienentwickler Dieter Becken ist einer von mehreren Bietern. Er habe, wie er dem NDR mitteilte, ein verbindliches Kaufangebot abgegeben und rechne sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu erhalten. Zu einer möglichen Vermietung von Elbtower-Flächen an das Naturkundemuseum wollte Becken sich unter Hinweis auf die Vertraulichkeit der Verhandlungen nicht äußern. Den Anstoß für das dritthöchste Gebäude Deutschlands hatte 2018 der damalige Erste Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz gegeben.

***************************************
NDR Landesfunkhaus Hamburg
Zentrale Programmaufgaben
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
www.ndr.de/hamburg
www.facebook.com/NDRHamburg
www.twitter.com/NDRpresse

Dieses Thema im Programm:

Der NDR | 07.12.2024 | 13:00 Uhr