Stand: 02.05.2022 18:29 Uhr

Friedensnobelpreisträger Muratow warnt im NDR vor Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes: „Allmähliche Gewöhnung“ mache Einsatz wahrscheinlicher

Mit einem eindringlichen Appell hat sich der russische Friedensnobelpreisträger Dmitrij Muratow für Presse- und Meinungsfreiheit ausgesprochen. In einer Videobotschaft für den NDR sagt der Chefredakteur der inzwischen eingestellten russischen Zeitung „Nowaja Gazeta“, dass die Zerstörung der Pressefreiheit den Angriff auf die Ukraine erst möglich gemacht habe. „Propaganda ist der Koch des Krieges. Propaganda ist der Krieg selbst“, so Muratow. Dadurch werde das Volk an den Krieg gewöhnt. Muratow warnt als nächstes vor einer Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes: die gezielte Propaganda des Kreml führe in Russland zu einer „allmählichen Gewöhnung, dass Atomwaffen an sich nicht so schlecht seien. Man könne manchmal über ihren Einsatz nachdenken.“  

In seinem Appell zum morgigen Tag der Pressefreiheit sagt der 60jährige Publizist: „Wenn es keine freie Presse gibt, gibt es keine Zukunft“. Deshalb sei der Tag der Pressefreiheit ein Tag für die ganze Menschheit, wenn sie überleben möchte.  

Muratow hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa den Friedensnobelpreis für ihr langes Engagement für Meinungs- und Pressefreiheit erhalten. Muratow hat angekündigt, seine Nobel-Medaille zu Gunsten der Kriegsopfer in der Ukraine versteigern zu wollen.

Die Videobotschaft von Dmitrij Muratow ist Teil einer politischen Diskussionsrunde mit Anja Reschke unter dem Titel „NDR Info extra: Medien im Krieg – Pressefreiheit unter Druck“. Diese wird am 3. Mai um 20:15 Uhr auf tagesschau24 und bei NDR Info im Radio ausgestrahlt. Das NDR Fernsehen zeigt die Diskussionsrunde um 23:30 Uhr. Die Sendung wird bereits vor ihrer Ausstrahlung in der ARD Mediathek verfügbar sein.

In der Runde diskutiert Anja Reschke mit folgenden Gästen: Silke Diettrich (ARD Korrespondentin ) Demian von Osten (ARD Korrespondent), Bernhard Pörksen (Medienwissenschaftler Uni Tübingen), Angelina Dawydowa (russische Journalistin im Exil), Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien Hamburg), Christoph Reuter (Auslandsreporter DER SPIEGEL) und Annette Leiterer (langjährige Leiterin des NDR Medienmagazins ZAPP).

Bei NDR Info (3. Mai) sowie in der ARD Infonacht im Radio (Nacht zum 4. Mai) wird die Lage der Pressefreiheit im Ausland mit Korrespondentinnen und Korrespondenten vertieft und über die Situation von Medienschaffenden in Deutschland berichten.

Weitere Informationen zu NDR-Berichterstattung anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit unter www.ndr.de/pressefreiheit.

2. Mai 2022

 

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