Deutscher Radiopreis 2024 ehrt die Besten aus dem Radio
Vor rund 1.000 Gästen wurde am Donnerstagabend (5. September) der Deutsche Radiopreis im Hamburger Stage Theater Neue Flora verliehen. Überreicht wurden die Auszeichnungen an die besten Radiomacher:innen des Jahres von prominenten Laudator:innen wie Andreas Wellinger, Steven Gätjen und Sophie Passmann. Aus mehr als 400 eingereichten Beiträgen hatte die unabhängige Jury des Grimme-Instituts besonders bewegende Sendungen, vielversprechende Newcomer:innen oder innovative Musikformate in insgesamt zehn Kategorien ausgewählt. Moderiert wurde die Preisverleihung von Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn. Musikalische Highlights und Festival-Stimmung brachten SCOOTER, Beatrice Egli, badmómzjay, ClockClock, Samu Haber, Lost Frequencies, Michael Schulte und Überraschungsgast Isaak auf die Bühne.
Das sind die Preisträger:innen des Deutschen Radiopreises 2024 und die Begründungen der Jury:
Beste Morgensendung
radioeins vom rbb
Julia Menger und Kerstin Hermes
"Der Schöne Morgen mit Kerstin Hermes und Julia Menger“
Hochprofessionelle Radio-Enthusiast:innen, die nicht nur die hohe Kunst der unterhaltsamen Plauderei beherrschen, sondern auch das knallharte Polit-Interview und die gesellschaftliche Analyse - mit Musik, die ernst genommen wird, statt als Klangtapete benutzt zu werden. Mit Moderator:innen, die sich selbst nicht so ernst nehmen, ihre Talkgäste aber schon und die Hörerschaft erst recht. So entsteht ein für die deutsche Radiolandschaft einzigartiger Flow: anregend, unterhaltsam, informativ.
Beste:r Newcomer:in
Filiz de Campos Oliveira
bigFM
Zum Glück der Hörer:innen von bigFM hat Filiz de Campos Oliveira ihren langjährigen Jugendtraum schließlich doch zum Beruf gemacht - Moderatorin im Radio. Mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an guter Laune und Frische, nimmt Filiz ihre Zuhörer:innen mit durch den Tag. Dabei ist sie stets aufmerksam und reaktionsschnell, bleibt immer authentisch und auf Augenhöhe. In ihrer Sendung gelingt es ihr mit Spontanität und einem guten Gefühl fürs richtige Timing, das Tempo und die Spannung hochzuhalten - ein Gute-Laune-Wirbelwind in voller Fahrt mit großer Nähe zu ihrer Hörerschaft. Es macht einfach Spaß dabei zuzuhören, wie hier Talent und Leidenschaft aufeinandertreffen. Diese hör- und spürbare Freude am Moderieren überträgt sich dabei auf die Zuhörenden. Filiz hat definitiv ihren Traum zum Beruf gemacht!
Beste Reportage
WDR COSMO
Jan Koch & Miriam von Przewoski
„CUT – Das Silvester, das uns verfolgt“
Die Reportage „CUT - Das Silvester, das uns verfolgt“ setzt sich mit journalistisch präziser Hand mit der Kölner Silvesternacht 2015 und ihren Folgen auseinander. Die Produktion besticht durch aufwändig recherchierte Inhalte sowie die beiden versierten Hosts, die zurückgenommen und kenntnisreich durch ein augenöffnendes Arrangement von Fakten führen. „CUT“ redet mit Menschen statt über sie – und schenkt den Zuhörenden stets Raum und Vertrauen, sich selbst ihre Meinung zu bilden. Dabei überzeugt das Format durch ein Höchstmaß an journalistischer Offenheit, Integrität und Professionalität.
Bestes Musikformat
105‘5 Spreeradio
Nicole von Wagner und Jochen Trus
„Ein Song und meine Geschichte“
Es sind die persönlichen Erinnerungen der Hörer:innen, die der Rubrik ihren besonderen Charme geben. Musikwünsche werden im Radio vielerorts erfüllt, aber 105'5 Spreeradio macht das Alltägliche zum kleinen Erlebnis, weil wir wahrhaftige Emotionen spüren, die mit einem Song verbunden sind. Wirkungsvoller ließe sich kaum unter Beweis stellen, wie gut Musik als Träger von Gefühlen und Erinnerungen funktioniert. Dass der Sender dafür zweimal täglich seine Playlist aufbricht und eine Hörerin oder einen Hörer zum Kurzzeit-DJ macht, vertieft ganz nebenbei die Bindung ans Programm. Ohne großes Aufheben zeigt "Ein Song und meine Geschichte", wie bewegend sich der Stellenwert von Musik im Radioalltag verankern lässt.
Beste Sendung
„Die Maus“ und WDR 5
Jana Magdanz und Andreas Blendin
„MausLive: Wenn der Tod allgegenwärtig ist, im Kinderhospiz“
Das Gewinner-Stück in der Kategorie „Beste Sendung“ hat die Grimme-Jury ganz besonders berührt. Der Beitrag „Wenn der Tod allgegenwärtig ist, im Kinderhospiz“ wird der Königsdisziplin im Journalismus, schwere Themen mit sinnhafter Leichtigkeit zu erzählen, mehr als gerecht. Es gelingt, unaufgeregt und unverkrampft mit kleinen Betroffenen, ihren Eltern, Geschwistern und dem Pflegepersonal über den Tod zu sprechen. Einem Ort wird Wärme eingehaucht, an dem schwerkranke Kinder ihre letzten Tage und Wochen verbringen. Absolut preiswürdig!
Bestes Entertainment
NDR 2
Andreas Altenburg
Die Kur-Oase
In Andreas Altenburgs „Die Kur-Oase“, werden wir wochentäglich Ohrenzeugen von therapeutischen Gruppensitzungen der ganz besonderen Art. Wunderbar verschroben und mit viel Liebe zum Detail produziert, verleiht ihr Schöpfer seinen vier Schützlingen hier unterschiedliche Identitäten, die er alle selbst inszeniert und akustisch zum Leben erweckt. Das Ergebnis sind äußerst skurrile Therapiesitzungen, die ein großartiges Kopfkino erzeugen und in denen stets aktuelle Themen aus dem Radioland mit Herz und norddeutschen Humor ausgiebig und liebevoll analysiert werden. „Die Kur-Oase“ auf NDR 2 - eine wunderbar stimmige Radio-Sitcom, spitz pointiert und auf hohem humoristischem Niveau. Bereits in der 3. Staffel produziert, hat sie nicht nur viele Fans bei den Hörer:innen, sondern auch in der Jury des Deutschen Radiopreises 2024.
Bestes Informationsformat
Bayern 2
Paula Lochte und Andrea Bräu
"radioWissen: Paula sucht Paula – Vergessene Heldin im Hitlerputsch?"
Autorin Paula Lochte begibt sich auf die Spuren der Journalistin Paula Schlier, die 1923 vor den Nazis warnte und sich beim "Völkischen Beobachter" einschleuste. "Paula sucht Paula" lebt von der akribischen Recherche und vom bewusst subjektiven Zugang aus heutiger Perspektive, der die hohe Relevanz der historischen Figur klarmacht. Lochte setzt ihre persönlichen Erfahrungen in Beziehung zu dem, was sie über Schlier herausfindet, und spricht die dabei entstehenden Widersprüche offen an. Durch die geschickte Montage von Originalzitaten, Interviews und Reportageelementen im Sounddesign der 1920er Jahre wird Geschichte lebendig, sodass eine jüngere Generation ebenso spannende wie beklemmende Einblicke in die Anfänge einer extremistischen Gesellschaft erhält.
Bestes Interview
R.SH
Frank Bremser und Fabian Pede
„Küsten-Köppe mit Frank Bremser!“
Ein intensives Zwiegespräch, das in Erinnerung bleibt – ohne Zeigefinger, jedoch mit der gebotenen Distanz: In der für den Deutschen Radiopreis eingereichten Ausgabe seines Podcasts „Küsten-Köppe mit Frank Bremser!“ überzeugt der R.SH-Moderator mit einem Interview mit dem ehemaligen Neonazi Philip Schlaffer. Über gut 35 Minuten hinweg gelingt es Bremser mit Bravour, tiefe Eindrücke aus einem Leben zu vermitteln, das lange Jahre von Rassismus und Gewalt geprägt gewesen ist. Ein eindrückliches Hörerlebnis! Dafür zeichnet die Jury Frank Bremser mit dem Preis für das „Beste Interview“ aus.
Beste Programmaktion
Bremen NEXT
Pit Kröger und Grit Thümmel
„Realtalk: Mobbing“
Die ausgezeichnete Programmaktion „Realtalk: Mobbing“ schafft es, ein tabuisiertes und schambesetztes Thema innerhalb einer kompletten Themenwoche für die eigene Zielgruppe umfassend zu erschließen – im stets sensiblen und wertschätzenden Dialog mit den Zuhörenden. Dabei besticht das Format durch seine Niedrigschwelligkeit, Augenhöhe und Verzahnung von Radio und Social Web. Insbesondere der Service-Charakter und die gelungene Strukturierung mittels aufeinander aufbauender Gespräche, Informationsangebote und Interviews mit Expert:innen, Politik und Polizei überzeugen.
Beste:r Moderator:in
98.8 KISS FM
Gianluca Meli
Es passiert wirklich selten, aber manchmal machst du das Radio an und denkst: Was bitte ist jetzt los? Wenn du zuhören musst, ob du willst oder nicht, weil dich diese Stimme so in ihren Bann zieht. Obwohl sie laut ist, schrill, chaotisch und alle Klischees reitet, die du dir ausdenken kannst. Oder gerade deswegen? Egal, Gianluca Meli ist wie ein Rohdiamant, der bitte nicht zu viel geschliffen werden soll, denn er glänzt schon in so vielen Farben: im Umgang mit seinen Hörer:innen, in Spontanität, Humor und Präsenz. Eine Naturgewalt am Mikrofon.
Über den Deutschen Radiopreis
Seit 2010 werden mit dem Deutschen Radiopreis die besten Radiomacher:innen Deutschlands geehrt. Stifter des Deutschen Radiopreises sind die Hörfunkprogramme der ARD, Deutschlandradio und die privaten Radiosender in Deutschland. Gesellschafter sind die Radiozentrale – eine gemeinsame Plattform privater und öffentlich-rechtlicher Sender zur Stärkung des Hörfunks – und die NDR Media, die Vermarktungsgesellschaft des NDR. Zu den Kooperationspartnern zählen das Grimme-Institut, die Freie und Hansestadt Hamburg sowie die Radio-Vermarkter ARD MEDIA und RMS. Die Federführung liegt beim Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Fotos und weitere Informationen finden sich auf der Website: www.deutscher-radiopreis.de
Auf Instagram gibt es unter @deutscherradiopreis_offiziell aktuelle Einblicke, Ausblicke und Rückblicke. Über den offiziellen Hashtag #DRP2024 können Radio-Fans ihre Begeisterung in den sozialen Netzwerken teilen.
5. September 2024
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