Deutsche Vatikan-Botschafterin Schavan: Integration setzt Debatte über Religion voraus
Sendung: Sonntag, 6. Dezember, 8.40 Uhr, NDR Kultur
Wer Integration will, brauche auch die Debatte über Religion. Dieses äußerte die deutsche Botschafterin im Vatikan Annette Schavan im Radioprogramm NDR Kultur angesichts der massiven Verletzung der Religionsfreiheit und der Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Religion. "Unsere öffentlichen Debatten über Integration sind deshalb immer auch Debatten über Religion. Wer Integration ermöglichen will, kann Religion nicht übersehen." Dazu gehöre auch, dass Kritik Teil der intellektuellen Kultur im Dialog der Religionen sei, so Schavan weiter.
Zum 50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils hob Annette Schavan im Rahmen der Reihe "Glaubenssachen" auf NDR Kultur die Bedeutung dieses Ereignisses für die Kirche von heute hervor. Mit Blick auf aktuelle Debatten um die Religionsfreiheit erklärte die deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, die 1965 verabschiedete Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen ("Nostra aetate") sei noch immer sehr bedeutsam: Die katholische Kirche habe damals das Gespräch mit Gläubigen anderer Religionen gesucht und sich lehramtlich erstmals positiv über nichtchristliche Religionen geäußert.
Kritik helfe, Respekt einzuüben, erklärte die frühere Bundesbildungsministerin. In ihrem Essay "Zwischen Freude und Angst. Was bleibt vom Zweiten Vatikanischen Konzil?" (Sendung: Sonntag, 6. Dezember, 8.40 Uhr, NDR Kultur) schreibt Schavan: "Respekt und Demut sind Voraussetzungen dafür, dass Religionen in modernen Gesellschaften dazu beitragen, Frieden und Freiheit zu ermöglichen." Zudem stellt die deutsche Botschafterin im Vatikan fest, dass es gelingen müsse, nicht ständig den Eindruck zu haben, es sei der Kirche in der Vergangenheit besser ergangen als heute. Ihre klärende und aufklärende Stimme sei gerade in Zeiten von Terror und Gewalt wichtiger denn je.
4. Dezember 2015 / RC
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