Weiterführende Informationen zum Thema "Stalking"

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2021 20.464 Fälle von Stalking in Deutschland. Diese Zahl bildet die polizeilich erfassten Fälle ab, nicht die Verurteilungen. 13632 von 16775 der Täter, also rund 81 Prozent, sind laut Statistik Männer. Die Opfer hingegen sind zu circa 80 Prozent weiblich.
Viele Täter sind Expartner. 61 Prozent der Täter sind vorher bereits als Tatverdächtige in Erscheinung getreten. Seit 2019 steigt die Anzahl der Stalkingfälle in Deutschland wieder an. Erfreulich hoch ist dabei die Aufklärungsrate von 91 % laut Polizeilicher Kriminalstatistik.

Stalking gehört zu den fünf häufigsten Vergehen, wegen denen Hilfetelefone kontaktiert werden (ganz oben immer noch häusliche Gewalt/ Gewalt in Partnerschaftsbeziehungen). Die Wahrscheinlichkeit, in seinem Leben als Opfer von Stalking betroffen zu sein, liegt laut einer epidemiologischen Studie zum Stalking in Deutschland bei ca. 11 Prozent. Das psychische Wohlbefinden ist bei den Opfern laut dieser Studie deutlich schlechter als bei Personen, die keinem Stalking ausgesetzt waren. Ganz wichtig sind sowohl bei herkömmlichem als auch bei digitalem Stalking die folgenden Schritte: Unmissverständlich klarmachen, dass man keinen Kontakt haben möchte, und dabei auch konsequent bleiben, das eigene berufliche und private Umfeld von der Stalkerproblematik in Kenntnis setzen und alles dokumentieren. Dazu gibt es mittlerweile auch Apps, die einem die lückenlose Dokumentation erleichtern, zum Beispiel die NoStalk-App des Weißen Rings.

Oftmals werden Informationen/ Fotos/ Daten der Opfer von Tätern online veröffentlicht. Dass das Internet ein so gern genutztes Umfeld zur Verbreitung verletzender und schädigender Elemente ist, hat mehrere Gründe. Die Ahndung von Straftaten ist im Internet recht schwierig, weil die Zuständigkeiten im Netz oft unklar sind. Jeder kann im Internet veröffentlichen. Und erstmal kann jeder veröffentlichen, was er möchte – also auch über potenzielle Opfer. Die online vorherrschende Anonymität der User senkt die Schwelle zur Gewaltbereitschaft. Zudem ist es im Internet schwieriger, Täter zu identifizieren. Und die Informationen verbreiten sich im Netz unfassbar schnell und werden oftmals geteilt, neu eingebettet, kopiert. Einmal eingestellt, ist es nahezu unmöglich, einen Post wieder lückenlos aus dem Internet zu entfernen.

Noch immer ist es schwieriger, jemanden wegen einem digitalen Verbrechen zu verurteilen, als es beim analogen Pendant der Fall wäre. Die Folgen digitaler Gewalt werden häufig nicht so ernst genommen. Dennoch gibt es einige Paragrafen, die auch in diesen Fällen greifen, zum Beispiel „Öffentlicher Aufruf zu Straftaten“ gemäß § 111 StGB, „Verletzung des höchstpersönlichen
Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“ gemäß § 201a StGB, „Ausspähen von Daten“ gemäß § 202a StGB und „Abfangen von Daten“ gemäß § 202b StGB. Es ist für die Verurteilung digitaler Gewalttaten sehr wichtig, alles gut zu dokumentieren, damit die gesammelten Beweise und Aufzeichnungen vor Gericht vorgelegt werden können.

Manche Opfer wollen nicht oder nicht nur zur Polizei gehen und selbst eine Verbesserung ihrer Situation erwirken. Auch das ist möglich. Hilfestellung können dabei auch Opferhilfezentren und Frauennotrufe geben, einige haben mittlerweile sogar auch spezielle Mitarbeitende für den Bereich der digitalen Gewalt. Die folgenden Möglichkeiten zur Selbsthilfe können mithilfe von Experten umgesetzt und erweitert werden:
Bei digitalem Stalking können Opfer zum Beispiel gezielt falsche Informationen über sich verbreiten, indem sie beispielsweise falsche Standortübermittlungen teilen, bearbeitete oder alte Bilder posten oder irreführende Statusmeldungen veröffentlichen. Manchmal hilft es auch, sich kurzfristig aus den Sozialen Medien zurückzuziehen. Dies kann jedoch keine dauerhafte Lösung sein, weil die Betroffenen sich selbst dadurch sehr einschränken müssen. Fake-Profile und schädigende Posts kann man bei den einzelnen Social-Media-Seiten melden. Bis sie tatsächlich überprüft und gelöscht werden, kann es jedoch dauern.
Es gibt allerdings auch Programme/ Apps, die dazu programmiert sind, andere Personen auszuspionieren. Solche sogenannte Stalkerware sendet demjenigen, der sie installiert hat, Telefonate, Chat-Nachrichten, Fotos, Videos und den Standort der überwachten Person. Diese bemerkt sie oftmals nicht, da sie im Hintergrund läuft und in vielen Fällen heimlich installiert wird.
Betroffene sollten daher alle elektronischen Geräte wie das Smartphone, Laptop oder Tablet auf solche Überwachungssoftware prüfen, zum Beispiel mithilfe eines Antivirenprogramms oder eines Sachverständigen. Auch die elektronischen Geräte der Kinder sollten dabei mit einbezogen werden. Spionageapps verbrauchen oftmals viel Akku, ein möglicher Hinweis auf eine digitale Überwachungssoftware kann also ein plötzlich deutlich schneller leerer Akku sein. Auch wenn Personen Dinge wissen, die man ihnen nicht erzählt hat und die sie eigentlich nicht wissen können, sollte man hellhörig werden. Mittlerweile haben sich einige große Antivirenprogramme diesem Problem angenommen (zum Beispiel Kaspersky und Avira). Sie warnen Betroffene aktiv, wenn Spionagesoftware auf dem Handy oder Laptop installiert ist, auch wenn diese verdeckt im Hintergrund läuft. Auf der Website der Coalition Against Stalkerware gibt es weitere Informationen zu diesem Thema.

Wenn der Täter im selben Haushalt lebt oder gelebt hat, sollte zudem der WLAN-Router und sämtliche Smart-Home-Geräte zurückgesetzt oder entfernt werden. Das WLAN sollte mindestens mit WPA verschlüsselt, im Idealfall aber WPA2-verschlüsselt sein.
In einem weiteren Schritt sollten sämtliche Passwörter geändert werden. Jede Website sollte ein eigenes, ausreichend komplexes Passwort bekommen. Besonders sicher ist hierbei der Umstieg zur Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Es ist zudem ratsam, ein Email-Konto anzulegen, auf das nur man selbst Zugriff hat, und alle wichtigen Anmeldungen darüber laufen zu lassen. Dafür sollte die neue Emailadresse zur Anmeldung bei sämtlichen Social-Media-Accounts, Onlineshops und übrigen wichtigen Dienstleistern genutzt werden.
Sensible Daten sollten nicht mehr auf den betroffenen Geräten gespeichert werden. Gute Alternativen sind deutsche Cloud-Dienste (zum Beispiel „Magenta-Cloud“) oder externe Festplatten bzw. USB-Sticks. Auch die Einrichtung einer eigenen Cloud, bei der die Daten nicht auf Firmenservern, sondern auf der eigenen, mit dem Heimnetzwerk verbundenen Festplatte gespeichert werden, ist eine gute Möglichkeit.
Zudem sollten Betroffene möglichst nur noch den privaten Modus der Browser nutzen, da in diesem Modus weniger Daten unverschlüsselt übertragen werden. Besonders wichtig ist das bei der Nutzung fremder Geräte. Dort hinterlässt man im privaten Modus signifikant weniger bis keine Spuren. Das Smartphone selbst sollte ebenfalls gesperrt sein. Möglich ist dies etwa über Fingerabdruck- oder Gesichtserkennung oder über ein Muster als Zugriffscode. Letzteres ist allerdings leicht einzusehen oder zu erraten. Empfehlenswert sind Bildschirmsperren, die mit einem sechs- bis achtstelligen Zahlencode gesichert sind. Dieser sollte nicht aus gängigen Zahlenkombinationen, etwa Geburtstagen oder der Postleitzahl, bestehen.

Auch über “normale” Software auf dem Handy kann man ausspioniert werden. Viele Apps haben standardmäßig Zugriff auf den Standort, Dateien, Kamera und mehr. Das ist jedoch für die Funktion der App oftmals gar nicht notwendig. So benötigen zwar Navigationsprogramme zur bestmöglichen Nutzung Zugriff auf den Standort, Spieleapps hingegen benötigen diesen in der Regel nicht. Daher sollte man alle Apps einzeln auf ihre Berechtigungen hin überprüfen und nur die wirklich notwendigen Rechte erteilen. Unbekannte und nicht genutzte Apps sollten gelöscht werden. Die Webcam an Tablets und Computern sollte bei Nichtnutzung abgeklebt sein.
Bei der Nutzung sozialer Medien wie Facebook und Instagram sollte man ein paar Dinge beachten, damit der Schutz der eigenen Daten möglichst hoch ist. Facebook hat dafür sogar einen Leitfaden zusammengefasst. Profile sollten möglichst von „öffentlich“ auf „privat“ gestellt werden, sodass nicht jeder auf das Profil zugreifen kann. Die Freundes-/Followerlisten sollten durchgegangen und aussortiert werden. Im Idealfall beinhalten sie nur Personen, die man auch im analogen Leben kennt und zuordnen kann. Der Login sollte möglichst per Zwei-Wege-Authentifizierung erfolgen und das Passwort nur für die entsprechende Website genutzt werden. Sollten Fake-Profile erstellt worden sein, können diese der Plattform gemeldet werden, ebenso wenn das Profil gehacked wurde.
Auch über WhatsApp und andere Messengerdienste können potenzielle Täter einiges in Erfahrung bringen. Daher sollte das Profilbild nur für bestimmte Personen sichtbar sein, die online-Benachrichtigung deaktiviert und auch die Häkchen für gelesene Nachrichten ausgeschaltet sein. Man sollte deaktivieren, dass man ungefragt zu Gruppen hinzugefügt werden kann. Die Vorschau von Nachrichten aus Messengerdiensten auf dem Sperrbildschirm sollte ebenfalls deaktiviert sein. Man kann WhatsApp zusätzlich mit einem Code oder einem Fingerabdruck schützen (sog. Zwei-Schritte-Verifizierung). Beides muss jedes Mal vor der Nutzung der App eingegeben werden.
Besonders vorsichtig umgehen sollte man mit der Funktion „WhatsAppWeb“. Über diese kann man im Webbrowser die Nachrichten einsehen und beantworten. Was nützlich klingt, kann von den falschen Personen missbraucht werden: Für WhatsAppWeb muss man einmalig in der App einen auf dem Browser angezeigten QR-Code scannen. Ab dem Moment kann in dem entsprechenden Browser alles mitgelesen werden, ebenso Nachrichten geschrieben und gelöscht und sämtliche Audio-, Video- und Bilddateien gespeichert werden. Über das App-Menü im Smartphone kann eingesehen werden, welche Computer mit dem Handy verbunden sind. Das sollte in einem Fall von digitaler Gewalt unbedingt gemacht und unerwünschte Mitleser entfernt werden.


Grundlage dieser Informationen sind in weiten Teilen das Paper "Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung” vom Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, die Informationsseite der Polizei zum Thema Stalking sowie die Hilfebereiche der einzelnen Anbieter wie WhatsApp und Facebook.