Der Israelitische Tempel an der Oberstraße 120 ©  Foto: Andrea Völker

Israelitischer Tempel (1930/31), Felix Ascher, Robert Friedmann, Architekten

Die Tempel-Synagoge wurde 1931 eröffnet und von der jüdischen Reformgemeinde für Gottesdienste, Unterricht, Versammlungen und Feste genutzt. 1938 zerstörten die Nationalsozialisten den Kultraum und erzwangen den Verkauf an die Stadt. Der NWDR erwarb den Tempel und baute ihn zum Musikhaus um.

von Branka de Veer

Die ehemalige Tempel-Synagoge an der Oberstraße war ein modernes jüdisches Gemeindezentrum. Im Jahr 1931, nach der Weihe des Tempels, begann neben den Gottesdiensten ein religiöses Aufbauwerk der Jugend. Dem hoffnungsvollen Beginn setzten die Nationalsozialisten in der Pogromnacht am 9. November 1938 ein jähes Ende. Nach der Schändung folgte der Zwangsverkauf an die Stadt Hamburg. Zwischenzeitlich als Getreidelager, Kino und Zeitungsredaktion genutzt, erwarb der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) den Bau im Jahr 1949.

 

Exempel des Neuen Bauens

Die Architekten Felix Ascher und Robert Friedmann, unterstützt von Naum Slutzky und Friedlich Adler, schufen ein modernes Gotteshaus. Im Vergleich mit den umliegenden Wohnhäusern und dem Vorgängerbau, dem Tempel an der Poolstraße, manifestierte das Gebäude die Loslösung von tradierten Formen. Die Architektur war sachlich und funktional: ein Exempel des Neuen Bauens. Naum Slutzky war Meister der Metallwerkstatt am Bauhaus in Weimar. Bauhaus-Klassiker wie die Pendelleuchte fanden sich auch im Tempel. Die dunklen Wände der Thoraschreine schimmerten beim Einfall des Lichtes. Diese Effekte – aus dem Werkstoff hervorgegangen – zitierten die freistehenden Wände von Mies van der Rohe. Die Gestaltung des Hauses spiegelt den Reformwillen des Israelitischen Tempel-Verbandes, in dem sich progressive deutsche Juden zusammenfanden.

 

Ein Haus für die Musik

Der NWDR erwarb den ehemaligen Tempel an der Oberstraße für seine hauseigenen Orchester und den Chor. Technikräume mussten neu geschaffen werden. Mit dem Einzug einer Zwischendecke begann eine Reihe von Umbauten. Die obere Ebene diente fortan als öffentlicher Konzertsaal, ebenerdig liegen Technikräume. Der NDR förderte viele Jahre in besonderem Maße die moderne Musik, so initiierte er Sendereihen wie das neue werk. Die Umwidmung des Musikhauses im Jahr 2000 in Rolf-Liebermann-Studio steht in dieser Tradition. Rolf Liebermann (1910–1999) war Komponist und Intendant der Hamburger Staatsoper und leitete die Hauptabteilung Musik des NDR.

 

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Israelitischer Tempel, Wochentempel, Blick auf den Thoraschrein (1931), Foto: Jüdische Gemeinde Hamburg © NDR Archiv

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Szene aus einem NDR Familienkonzert im Rolf-Liebermann-Studio © NDR Foto: Marcus Krüger

Musikhaus und Konzertsaal

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Ein Wohnhaus mit roten Klinkern in der Hamburger Wohnsiedlung Jarrestadt. © picture alliance Foto: Wolfgang Cezanne

... auf den Spuren von Robert Friedmann

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