Eine bewegte Geschichte
Initiative und Entwurf, 1928-1931
Die Initiative für ein "Hertz-Denkmal" geht auf das Jahr 1928 und den Rundfunkpionier Hans Bredow zurück. Bredow stellte über die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft 20.000 Reichsmark für das Monument in Hamburg zur Verfügung. Einen ersten Entwurf legte 1930 der Architekt Fritz Schumacher vor. Unter der Leitung von Bürgermeister Carl Friedrich Petersen wurde im Folgejahr ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben.
Adressiert war die Ausschreibung explizit an drei Bildhauer: Ludwig Kunstmann, Friedrich Wield und Albert Woebcke. Die Entwürfe gingen zum 1. April 1931 im Hamburger Rathaus ein und wurden im Kunstverein ausgestellt. Dass Wield den Wettbewerb gewann, begründete der Ausschuss wie folgt:
Auftragsvergabe durch die NORAG?
Wer genau den Auftrag veranlasste, ist nicht gesichert. In der Sekundärliteratur heißt es mitunter, die Nordische Rundfunk AG (NORAG), somit der Vorläufer von NWDR und NDR, habe den Wettbewerb initiiert. Die Ausschreibung, Vergabe und Durchführung führt jedoch auf die "Senatskommission für die Kunstpflege" unter der Leitung Fritz Schumachers zurück. Die Verbindung zum Rundfunk ist durch die Initiative von Hans Bredow gesichert - wie auch durch den gegebenen Anlass: ein Denkmal für Heinrich Hertz, der mit seiner Entdeckung auch die technische Grundlage des Rundfunks schuf.
Seit 1931 ist dem Wissenschaftler auf dem Firmengelände gedacht worden. Zur Eröffnung des Funkhauses fand sich ein Heinrich-Hertz-Raum im Anschluss an den Eingangsbereich. Auch heute befindet sich ein Porträtrelief im Eingang zum Gästezentrum des NDR.
Blockade durch das NS-Regime 1931-1933
Unter widrigsten Bedingungen konnte Wield 1933 das Ton- und später auch das Gipsmodell seiner Plastik vollenden. Jedoch sollte er sie nie in Bronze gießen lassen. Unter politischer Führung der Nationalsozialisten und ihrer Ideologien war ein Denkmal für den jüdischen Wissenschaftler im öffentlichen Raum undenkbar. Wield drängte auf die Besichtigung seines Modells durch die neue NS-Verwaltung, um den Guss zu veranlassen. Dabei verwies er immer wieder auf die Vergänglichkeit des Tons. Eine erste Einschätzung der Behörde erfolgte anhand einer Fotografie und verdeutlicht sowohl die einsetzende Diffamierung wie auch das Unbehagen gegenüber der Darstellung. Während sich die Verhandlungen und Unklarheiten weiter hinzogen, verweigerte die Hamburger Finanzbehörde zunächst Wields Honorarzahlung. Richard Bühler, ein enger Sammlerfreund, bemühte sich 1937 um die Realisierung des Denkmals in der Schweiz, konnte diese aber nicht durchsetzen.
Gipsmodell und Bronzeguss, 1936-1988
Nachdem Wield 1936 sein Atelier in der Kunsthalle räumen musste, überdauerte das Gipsmodell, mittlerweile in Einzelteilen, viele Jahrzehnte im dortigen Kellerdepot. Wield sollte den Bronzeguss seines Werkes nie erleben. Erst nach dem Tod des Künstlers wurde das Modell der Ätherwelle 1988 zunächst durch den Bildhauer Manfred Sihle-Wissel restauriert und schließlich – über 50 Jahre nach Entwurf – in Bronze gegossen.*(1)
Aufstellung an der Außenalster, 1994
Nachdem das Gipsmodell im Depot der Hamburger Kunsthalle überdauert hatte und 1988 in Bronze gegossen wurde, sollte in der Kulturbehörde lange über einen geeigneten Standort beraten werden. Schließlich fand die Ätherwelle ihre öffentliche Aufstellung 1994 im Eichenpark am Alsterufer, unweit der Krugkoppelbrücke in Hamburg-Harvestehude.*(2)
Umzug an die Rothenbaumchaussee, 2016
Vom Alsterufer gelangte die Ätherwelle 2016 auf das Gelände des Norddeutschen Rundfunks an die Rothenbaumchaussee 122. Dies geschah auf die Initiative des ehemaligen Nachlassverwalters und Hamburger Kunsthändlers Boris Kegel-Konietzko, der sich bereits für den posthumen Bronzeguss 1988 starkgemacht hatte. Finanziell wurde die Übersiedlung von der Immobilienfirma "Arnold Hertz & Co“ übernommen.*(3) Die Hamburger Kulturbehörde veranlasste die restauratorische Reinigung der Bronze. Somit gelangte die Ätherwelle 2016 "an den auch ursprünglich von der Hamburger Kunstkommission favorisierten und inhaltlich passenderen Platz“, wie es in der Sekundärliteratur heißt.*(4)
Bereits Ende der 1980er Jahre war der Dialog mit dem NDR aufgenommen und der Standort favorisiert worden. Doch entschied man sich schließlich für den ursprünglich im Wettbewerb 1931 deklarierten Aufstellungsort an der Außenalster.*(5)