Vorangegangen waren drei ergebnislose Runden bei den Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe mit bundesweit etwa 930.000 Beschäftigten. Mittlerweile verhandeln die beiden Arbeitgeberverbände, der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) seit drei Monaten. Die Gespräche sind festgefahren. Auch der Kompromissvorschlag Mitte April brachte keinen Erfolg.
Der Schlichter Rainer Schlegel hatte am 19. April zweistufige Lohnerhöhungen vorgeschlagen. Zunächst sollten die Einkommen zum Mai pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal um 4,15 Prozent im Westen und um 4,95 Prozent im Osten. Während die IG BAU den Kompromissvorschlag annahm, lehnten die Arbeitgeberverbände ihn Anfang Mai ab. Damit scheiterte die Schlichtung. "Wir warten auf ein Angebot der Arbeitgeber, das im Volumen über dem des Schlichterspruchs liegt. Dann kommen wir an den Verhandlungstisch", erklärte ein Sprecher der IG BAU.
An den Schlichterspruch fühle man sich nun nicht mehr gebunden, sagte IG-BAU-Chef Feiger. Gestreikt werde wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat. "Die Ablehnung des Schlichterspruchs wird den Bauunternehmen noch auf die Füße fallen, denn jetzt kann es nur teurer werden", warnte Feiger.
Mittlerweile wollen die Arbeitgeber die Löhne der Beschäftigten freiwillig anheben. Der HDB sowie der ZDB schlugen vor, im Westen fünf Prozent und im Osten sechs Prozent draufzulegen. Der Vorschlag liegt über ihrem Angebot in den Tarifverhandlungen. "Die Streiks werden zu Bauverzögerungen führen und damit wirtschaftlichen Schaden anrichten", sagte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des ZDB. "Gerade jetzt, in konjunkturell schwierigen Zeiten, insbesondere im Wohnungsbau, kommen Streikmaßnahmen zur Unzeit." Es müsse nun schnell eine Verhandlungslösung gefunden werden.
Der Wohnungsneubau stockt, das macht allerdings nur einen kleinen Teil der Branche aus. Im Bereich Infrastruktur hingegen sieht es gut aus. Der letzte Tarifabschluss liegt drei Jahre zurück. Nach Einschätzung der Experten soll mit dem Streik auch versucht werden, die Bedingungen an die Inflation neu anzupassen.
Laut Arbeitgeberverband könnte es zunächst den Straßenbau, sowie Brücken, öffentliche Gebäude und Großbaustellen betreffen. Hier werden Verzögerungen und weitere wirtschaftliche Schäden erwartet. Auch private Haushalte können betroffen sein, wenn sich der Hausbau zeitlich verschiebt. Auch könnten Autobahnabschnitte länger gesperrt bleiben als vorgesehen, das wiederum betrifft Pendler und wirft die Zeitpläne von Logistikfirmen durcheinander.
Die Fronten sind verhärtet. Die Gewerkschaft wird erst dann weiterverhandeln, wenn die Arbeitgeber ein für sie akzeptables Angebot machen. Bis so ein Angebot vorliegt, könnten die Streiks nur ein Anfang sein, heißt es.