"Feel Hamburg" mit Benjamin Adrion - Gründer von Viva con Agua

Stand: 30.08.2023 05:00 Uhr

"Wer kommt nur auf die doofe Idee, Wasser im Einzelhandel zu kaufen und das ist dann auch noch in schweren Flaschen?" Als Gründer des gemeinnützigen Unternehmens Viva con Agua schätzt Benjamin Adrion das Hamburger Leitungswasser.

Wann immer es sich machen lässt, verzichtet der ehemalige Fußballprofi auf Mineralwasser in Flaschen und dreht stattdessen den Hahn auf. Das Hamburger Trinkwasser schmecke ihm sehr gut und er sei auch regelmäßig mit "unseren FreundInnen von HAMBURG WASSER" im Austausch, die bescheinigen, dass das Wasser eine gute Qualität hat. Was für uns selbstverständlich ist, ist für viele Menschen auf der Welt ein unerreichbarer Traum. "Es sind immer noch etwa 770 Millionen, die keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben", zitiert Benjamin Adrion im Gespräch mit Britta Kehrhahn eine aktuelle Studie und ergänzt: "Es sind aber immer noch zu viele. Gleichzeitig sehen wir auch, dass das Thema Wassermangel oder Wasserkrise die Menschen nicht nur ganz weit weg in einem unbekannten Kontinent namens Afrika betrifft, sondern auch Menschen vor unserer eigenen Haustür." Das sei ein Thema, dass uns mittlerweile alle angehe.

Benjamin Adrion trägt ein weißes T-Shirt und lächelt. © NDR Foto: Marco Peter

Feel Hamburg: Benjamin Adrion - Ex-Fußballprofi und Trinkwasseraktivist

Sendung: "Feel Hamburg" | 30.08.2023 | 05:00 Uhr | von Kehrhahn, Britta
36 Min | Verfügbar bis 30.08.2025

Benjamin Adrion war Fußballprofi beim FC St. Pauli und kehrte dem Profisport den Rücken, um sich sozialen Projekten zu widmen. 2005 gründete er die gemeinnützige Organisation Viva con Agua, die sich für den sicheren Zugang zu Trinkwasser für alle Menschen einsetzt. Mit Britta Kehrhahn spricht er über seine Vorliebe für Leitungswasser und betont die gute Qualität des Hamburger Wassers. Er erzählt, warum er gendert und warum ihm Yoga dabei hilft, zur Ruhe zu kommen. Die Entscheidung, dem Profifußball den Rücken zuzudrehen, kam ganz spontan nach einem Trainingslager auf Kuba. Als Benjamin Adrion seinem damaligen Trainer Holger Stanislawski von seinen Plänen erzählte, präsentierte dieser ihm einen unterschriftsreifen Vertrag für ein weiteres Jahr als St. Pauli-Profi. Diese Zeit nutze Adrion, um ein Netzwerk für seine Trinkwasser-Vision aufzubauen und konnte dann mit der Rückendeckung seines Vereins starten. Bei "Feel Hamburg" erzählt der Sozialunternehmer auch, warum er mit seiner Familie drei Jahre in Kapstadt gelebt hat und warum er so gerne wieder in Hamburg ist. St. Pauli und das Schanzenviertel sind sein Zuhause, sein Kiez. Er genießt es, sich überall frei bewegen zu können und sich sicher zu fühlen.
Sein aktuelles Projekt, der Bau der Villa Viva erfordert seine Anwesenheit vor Ort. Im Hamburger Münzviertel entsteht ein Haus, in dem die Viva con Agua Büros untergebracht werden. Es wird aber auch ein Gasthaus für Menschen mit großem und kleinem Geldbeutel. Alle Menschen sollen sich hier willkommen fühlen.
Moderatorin Britta Kehrhahn interessiert sich auch für Benjamin Adrions Wurzeln und spricht mit ihm über das Verhältnis zu seinen Eltern und seine Anfänge als Fußballer.

Hier geht es zu Britta Kehrhahns Podcastempfehlung in der Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/episode/die-awo-affaere-wie-ein-sozialverband-zum-kriminalfall-wurde/wie-alles-begann-1-6/hr/12382781/

Frühes Karriereende als Fußball-Profi

Schon während seiner aktiven Zeit als Fußballprofi beim FC St. Pauli hat sich Benjamin Adrion viele Gedanken über die Zukunft gemacht und ihm war früh klar, dass er nach seiner aktiven Karriere unbedingt soziale Projekte unterstützen wollte. Die Entscheidung fasste er nach einem Trainingslager auf Kuba. "Ich habe als Fußballspieler immer ein bisschen von Vertrag zu Vertrag gedacht. Und eines Morgens habe ich mir eine Weltkarte gekauft und gesagt: Das war's. Ich beende meine Karriere. Ich gehe auf Weltreise und unterstütze soziale Projekte." Er sei dann sehr erleichtert und geradezu beflügelt von der Idee gewesen, seinem Leben eine neue Wende zu geben. Sein damaliger Trainer Holger Stanislawski hatte aber andere Pläne mit ihm und legte ihm am folgenden Tag einen unterschriftsreifen Vertrag des FC St. Pauli vor. "Und dieses Dilemma hat dazu geführt, dass ich diese beiden Gegensätze unter einen Hut bringen musste. Und daraus ist dann Viva con Agua entstanden." Adrion hat dann noch ein Jahr Fußball gespielt und diese Zeit genutzt, um ein "Wasser-Netzwerk" zu gründen und den FC St. Pauli mit in sein Vorhaben einzubinden.

Perfekte Partner

Kein anderer Fußballclub, davon ist der Trinkwasseraktivist überzeugt, passt so gut zu Viva con Agua wie der Kiezklub. "Anders als jeder andere Fußballverein in Deutschland ist der FC St. Pauli mit diesem kulturellen, politischen und auch sozialpolitischen Hintergrund Vorreiter. Das war schon vor vielen, vielen Jahren, dass die eine Stadionsatzung gemacht haben, die allererste im Profifußball, wo sie gesagt haben, homophobe, sexistische und rassistische Äußerungen werden nicht geduldet", erinnert sich Adrion und ist sehr glücklich darüber, Unterstützung von so einem Partner zu bekommen.

Villa Viva

Seit der Gründung 2005 ist Viva con Agua kontinuierlich gewachsen und konnte viele Trinkwasserprojekte auf der ganzen Welt fördern. In Hamburg entsteht zurzeit die Villa Viva, ein Gasthaus im Münzviertel, das zu einem vielfältig nutzbaren Ort für alle Hamburgerinnen und Hamburger werden soll, ein Haus, das Viva con Agua gehört, aber nicht aus Spendengeldern finanziert wird, wie Benjamin Adrion betont. Hier werden die Viva con Agua Büros sein und hier soll auch Raum für Ausstellungen, Feiern und andere Events sein. "Was auch immer später mal in dem Haus drin ist, es gehört Viva con Agua und ist ein Haus, das Brunnen baut", sagt der Trinkwasseraktivist und freut sich auf die Eröffnung in diesem November.

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Eine Frau isst ein Brötchen im Hamburger Hafen. © Getty Images | iStockphoto Foto: Jens Rother

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Im Gespräch mit Britta Kehrhahn erzählt Benjamin Adrion auch, warum er mit seiner Familie drei Jahre in Kapstadt gelebt hat, warum Yoga so wichtig für ihn ist und warum ihn die Frage nach seinem Einkommen nervt.

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Kopfhörer liegen auf einem Tablet © Fotolia.com Foto: Maksim Kostenko

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 30.08.2023 | 05:00 Uhr

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