"Feel Hamburg" mit Benjamin Adrion - Gründer von Viva con Agua
"Wer kommt nur auf die doofe Idee, Wasser im Einzelhandel zu kaufen und das ist dann auch noch in schweren Flaschen?" Als Gründer des gemeinnützigen Unternehmens Viva con Agua schätzt Benjamin Adrion das Hamburger Leitungswasser.
Wann immer es sich machen lässt, verzichtet der ehemalige Fußballprofi auf Mineralwasser in Flaschen und dreht stattdessen den Hahn auf. Das Hamburger Trinkwasser schmecke ihm sehr gut und er sei auch regelmäßig mit "unseren FreundInnen von HAMBURG WASSER" im Austausch, die bescheinigen, dass das Wasser eine gute Qualität hat. Was für uns selbstverständlich ist, ist für viele Menschen auf der Welt ein unerreichbarer Traum. "Es sind immer noch etwa 770 Millionen, die keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben", zitiert Benjamin Adrion im Gespräch mit Britta Kehrhahn eine aktuelle Studie und ergänzt: "Es sind aber immer noch zu viele. Gleichzeitig sehen wir auch, dass das Thema Wassermangel oder Wasserkrise die Menschen nicht nur ganz weit weg in einem unbekannten Kontinent namens Afrika betrifft, sondern auch Menschen vor unserer eigenen Haustür." Das sei ein Thema, dass uns mittlerweile alle angehe.
Frühes Karriereende als Fußball-Profi
Schon während seiner aktiven Zeit als Fußballprofi beim FC St. Pauli hat sich Benjamin Adrion viele Gedanken über die Zukunft gemacht und ihm war früh klar, dass er nach seiner aktiven Karriere unbedingt soziale Projekte unterstützen wollte. Die Entscheidung fasste er nach einem Trainingslager auf Kuba. "Ich habe als Fußballspieler immer ein bisschen von Vertrag zu Vertrag gedacht. Und eines Morgens habe ich mir eine Weltkarte gekauft und gesagt: Das war's. Ich beende meine Karriere. Ich gehe auf Weltreise und unterstütze soziale Projekte." Er sei dann sehr erleichtert und geradezu beflügelt von der Idee gewesen, seinem Leben eine neue Wende zu geben. Sein damaliger Trainer Holger Stanislawski hatte aber andere Pläne mit ihm und legte ihm am folgenden Tag einen unterschriftsreifen Vertrag des FC St. Pauli vor. "Und dieses Dilemma hat dazu geführt, dass ich diese beiden Gegensätze unter einen Hut bringen musste. Und daraus ist dann Viva con Agua entstanden." Adrion hat dann noch ein Jahr Fußball gespielt und diese Zeit genutzt, um ein "Wasser-Netzwerk" zu gründen und den FC St. Pauli mit in sein Vorhaben einzubinden.
Perfekte Partner
Kein anderer Fußballclub, davon ist der Trinkwasseraktivist überzeugt, passt so gut zu Viva con Agua wie der Kiezklub. "Anders als jeder andere Fußballverein in Deutschland ist der FC St. Pauli mit diesem kulturellen, politischen und auch sozialpolitischen Hintergrund Vorreiter. Das war schon vor vielen, vielen Jahren, dass die eine Stadionsatzung gemacht haben, die allererste im Profifußball, wo sie gesagt haben, homophobe, sexistische und rassistische Äußerungen werden nicht geduldet", erinnert sich Adrion und ist sehr glücklich darüber, Unterstützung von so einem Partner zu bekommen.
Villa Viva
Seit der Gründung 2005 ist Viva con Agua kontinuierlich gewachsen und konnte viele Trinkwasserprojekte auf der ganzen Welt fördern. In Hamburg entsteht zurzeit die Villa Viva, ein Gasthaus im Münzviertel, das zu einem vielfältig nutzbaren Ort für alle Hamburgerinnen und Hamburger werden soll, ein Haus, das Viva con Agua gehört, aber nicht aus Spendengeldern finanziert wird, wie Benjamin Adrion betont. Hier werden die Viva con Agua Büros sein und hier soll auch Raum für Ausstellungen, Feiern und andere Events sein. "Was auch immer später mal in dem Haus drin ist, es gehört Viva con Agua und ist ein Haus, das Brunnen baut", sagt der Trinkwasseraktivist und freut sich auf die Eröffnung in diesem November.
Im Gespräch mit Britta Kehrhahn erzählt Benjamin Adrion auch, warum er mit seiner Familie drei Jahre in Kapstadt gelebt hat, warum Yoga so wichtig für ihn ist und warum ihn die Frage nach seinem Einkommen nervt.
Den kostenfreien Podcast "Feel Hamburg" finden Sie hier, in der NDR Hamburg App, in der ARD Audiothek und bei anderen Podcast-Anbietern.
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