"Feel Hamburg" mit Adrian Geiges - Journalist und Weltenbummler
"Ich bin tatsächlich irgendwie Weltbürger geworden." Adrian Geiges hat viel gesehen und trotzdem kennt er ein Heimatgefühl. Das sind für ihn allerdings eher Freunde und Familie als Länder und Orte.
Nach dem Abitur hat der Journalist einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen. Zu jener Zeit war er begeistert von den kommunistischen Ideen und ging in die damalige DDR, um sich an einer sozialistischen Kaderschule zu qualifizieren. Dort wurde er schnell desillusioniert. "Man kam als Linker mit linken Idealen in die DDR und da merkte man schnell, dass die DDR viel konservativer, reaktionärer war als die damalige Bundesrepublik. Mit Fahnenappellen, mit Fackelzügen, mit Beklatschen von irgendwelchen Parteiführern." Geschadet hat ihm diese Erfahrung nicht, sondern seinen Horizont erweitert. Später ging Adrian Geiges als Korrespondent nach Moskau und arbeitete unter anderem für das Journalistenurgestein Gerd Ruge.
Warum Putin so mächtig werden konnte
"Ich hatte für einen sowjetischen Verlag gearbeitet, aber das war unbefriedigend. Dann habe ich einfach mal das ARD-Studio in Moskau angerufen und mich bei Gerd Ruge vorgestellt", erzählt Adrian Geiges, wie es zur Zusammenarbeit kam. Gerd Ruge traf sich mit ihm und nach einem kurzen Beschnuppern habe er ihn als freien Producer eingestellt. Geiges hat so den Zerfall der Sowjetunion in den 90ern vor Ort miterlebt und auch den späteren Aufstieg von Wladimir Putin. "Für uns waren das damals positive Entwicklungen, aber für die Menschen in Russland war es eine katastrophale Zeit, in der alles zusammengebrochen ist", versucht Geiges eine Erklärung für die Putin-Verehrung zu finden. "Wirtschaftlich war es eine Zeit des Zusammenbruchs und es gab viel Kriminalität. Und dann kam Putin und sorgte für Ordnung." In erster Linie hätten aber die explodierenden Rohstoffpreise den Erfolg Putins begründet und ihn zum Superstar gemacht. Auch wenn Putin bis heute von diesem Kredit zehren könne, ist Adrian Geiges davon überzeugt, dass die Kritik an seiner Führung zunimmt. Eine Prognose, wie schnell der Ukraine-Krieg beendet wird, wagt er im Gespräch mit Britta Kehrhahn allerdings nicht.
Verlagsmanager für Gruner + Jahr in China
Nach seinen Russland-Erfahrungen zog es den Journalisten nach Asien und er berichtete aus Hongkong und China, wo er auch seine Ehefrau kennenlernte. In China wurde aus dem Journalisten Geiges mehr oder weniger über Nacht ein Unternehmensmanager. Der Verlag Gruner + Jahr suchte einen Chinaexperten, um dort eine Dependance aufzubauen. Und auch wenn seine kaufmännische Vorbildung überschaubar war, bekam er den Job. "Ich dachte, bewerben kostet ja nichts und Axel Ganz sah in mir den Pionier, der das Zeitschriftengeschäft in China aufbauen kann." Vier Jahre lang arbeitete Adrian Geiges dann als Geschäftsführer für den deutschen Verlag in China, bis es ihn weiter- und schließlich zurück nach Deutschland zog.
Mit fünf Sprachen um die Welt
Englisch, Russisch, Chinesisch, Portugiesisch und Spanisch - Adrian Geiges kann sich in fünf Sprachen gut verständigen. "In vielen asiatischen Ländern gibt es Auslandschinesen, mit denen man sich verständigen kann, Russisch wird, wenn auch ungern, in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gesprochen und Portugiesisch und Spanisch in Südamerika", erzählt er und damit komme er in sehr vielen Ländern der Welt gut zurecht. Nach vielen Jahren im Ausland hat sich der Journalist vor 14 Jahren in Hamburg niedergelassen und lebt mit seiner Familie sehr gerne in St. Georg. "Als wir dann 2009 aus China zurückgezogen sind, war die Frage, wohin ziehen in Deutschland. Wenn man in Shanghai, Peking, New York gewohnt hat, dann kommen nur Hamburg oder Berlin infrage. Und da war dann aber klar die Entscheidung für Hamburg."
Im Gespräch mit Britta Kehrhahn erzählt Adrian Geiges auch, wo er mit seiner Familie Urlaub macht, ob er sich heute noch als politischer Aktivist sieht und welchen Wunsch er für den Airport Helmut Schmidt in Hamburg hat.
Den kostenfreien Podcast "Feel Hamburg" finden Sie hier, in der NDR Hamburg App, in der ARD Audiothek und bei anderen Podcast-Anbietern.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Porträt
![NDR Logo NDR Logo](/resources/images/logos/ndr_printlogo.gif)