"Feel Hamburg" mit Adrian Geiges - Journalist und Weltenbummler

Stand: 26.07.2023 05:00 Uhr

"Ich bin tatsächlich irgendwie Weltbürger geworden." Adrian Geiges hat viel gesehen und trotzdem kennt er ein Heimatgefühl. Das sind für ihn allerdings eher Freunde und Familie als Länder und Orte.

Nach dem Abitur hat der Journalist einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen. Zu jener Zeit war er begeistert von den kommunistischen Ideen und ging in die damalige DDR, um sich an einer sozialistischen Kaderschule zu qualifizieren. Dort wurde er schnell desillusioniert. "Man kam als Linker mit linken Idealen in die DDR und da merkte man schnell, dass die DDR viel konservativer, reaktionärer war als die damalige Bundesrepublik. Mit Fahnenappellen, mit Fackelzügen, mit Beklatschen von irgendwelchen Parteiführern." Geschadet hat ihm diese Erfahrung nicht, sondern seinen Horizont erweitert. Später ging Adrian Geiges als Korrespondent nach Moskau und arbeitete unter anderem für das Journalistenurgestein Gerd Ruge.

Adrian Geiges steht vor einer grauen Wand © NDR Foto: Lydia Strang

Feel Hamburg: Adrian Geiges - Journalist und Weltenbummler

Sendung: "Feel Hamburg" | 26.07.2023 | 20:00 Uhr | von Kehrhahn, Britta
39 Min | Verfügbar bis 25.07.2025

Der Journalist Adrian Geiges spricht mit Britta Kehrhahn über sein Leben als Weltenbummler. Nach dem Abitur hat er für ein Jahr in der DDR gelebt und dort eine sozialistische Kaderschule besucht. Er wurde aber schnell desillusioniert. Später lebte er in Russland. Er hat mir dem Journalisten-Urgeistein Gerd Ruge zusammen gearbeitet und den Zusammenbruch der Sowjetunion vor Ort miterlebt. Auch den Aufstieg von Wladimir Putin hat er begleitet und erklärt, warum Putin es geschafft hat, von so vielen Russen verehrt zu werden.
Später lebte er in China und lernte dort auch seine heutige Ehefrau kennen. Über den mächstigsten Mann der Welt, Xi Jinping, hat er ein Buch geschrieben. Außerdem hat er in China eine Dependance des Hamburger Verlags Gruner und Jahr (G&J) aufgebaut. Heute lebt Geiges in Hamburg.
Hier geht es zur Podcastempfehlung von Britta Kehrhahn:
https://www.ardaudiothek.de/episode/zugunglueck-eschede-25-jahre-danach/folge-1-ein-tag-im-juni/ndr-1-niedersachsen/12720063/

Warum Putin so mächtig werden konnte

"Ich hatte für einen sowjetischen Verlag gearbeitet, aber das war unbefriedigend. Dann habe ich einfach mal das ARD-Studio in Moskau angerufen und mich bei Gerd Ruge vorgestellt", erzählt Adrian Geiges, wie es zur Zusammenarbeit kam. Gerd Ruge traf sich mit ihm und nach einem kurzen Beschnuppern habe er ihn als freien Producer eingestellt. Geiges hat so den Zerfall der Sowjetunion in den 90ern vor Ort miterlebt und auch den späteren Aufstieg von Wladimir Putin. "Für uns waren das damals positive Entwicklungen, aber für die Menschen in Russland war es eine katastrophale Zeit, in der alles zusammengebrochen ist", versucht Geiges eine Erklärung für die Putin-Verehrung zu finden. "Wirtschaftlich war es eine Zeit des Zusammenbruchs und es gab viel Kriminalität. Und dann kam Putin und sorgte für Ordnung." In erster Linie hätten aber die explodierenden Rohstoffpreise den Erfolg Putins begründet und ihn zum Superstar gemacht. Auch wenn Putin bis heute von diesem Kredit zehren könne, ist Adrian Geiges davon überzeugt, dass die Kritik an seiner Führung zunimmt. Eine Prognose, wie schnell der Ukraine-Krieg beendet wird, wagt er im Gespräch mit Britta Kehrhahn allerdings nicht.

Verlagsmanager für Gruner + Jahr in China

Nach seinen Russland-Erfahrungen zog es den Journalisten nach Asien und er berichtete aus Hongkong und China, wo er auch seine Ehefrau kennenlernte. In China wurde aus dem Journalisten Geiges mehr oder weniger über Nacht ein Unternehmensmanager. Der Verlag Gruner + Jahr suchte einen Chinaexperten, um dort eine Dependance aufzubauen. Und auch wenn seine kaufmännische Vorbildung überschaubar war, bekam er den Job. "Ich dachte, bewerben kostet ja nichts und Axel Ganz sah in mir den Pionier, der das Zeitschriftengeschäft in China aufbauen kann." Vier Jahre lang arbeitete Adrian Geiges dann als Geschäftsführer für den deutschen Verlag in China, bis es ihn weiter- und schließlich zurück nach Deutschland zog.

Mit fünf Sprachen um die Welt

Englisch, Russisch, Chinesisch, Portugiesisch und Spanisch - Adrian Geiges kann sich in fünf Sprachen gut verständigen. "In vielen asiatischen Ländern gibt es Auslandschinesen, mit denen man sich verständigen kann, Russisch wird, wenn auch ungern, in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gesprochen und Portugiesisch und Spanisch in Südamerika", erzählt er und damit komme er in sehr vielen Ländern der Welt gut zurecht. Nach vielen Jahren im Ausland hat sich der Journalist vor 14 Jahren in Hamburg niedergelassen und lebt mit seiner Familie sehr gerne in St. Georg. "Als wir dann 2009 aus China zurückgezogen sind, war die Frage, wohin ziehen in Deutschland. Wenn man in Shanghai, Peking, New York gewohnt hat, dann kommen nur Hamburg oder Berlin infrage. Und da war dann aber klar die Entscheidung für Hamburg."

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Im Gespräch mit Britta Kehrhahn erzählt Adrian Geiges auch, wo er mit seiner Familie Urlaub macht, ob er sich heute noch als politischer Aktivist sieht und welchen Wunsch er für den Airport Helmut Schmidt in Hamburg hat.

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Kopfhörer liegen auf einem Tablet © Fotolia.com Foto: Maksim Kostenko

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 26.07.2023 | 20:00 Uhr

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