Schloss Güstrow: Renaissance in Mecklenburg
Residenz der Herzöge, Lazarett und Altenheim: Schloss Güstrow diente vielen Zwecken. Derzeit wird der Bau, der zu den bedeutendsten Renaissance-Anlagen im Norden zählt, umfassend saniert.
Erker und Türmchen überall: Schloss Güstrow, ursprünglich eine wuchtige Vier-Flügel-Anlage, überrascht mit seiner Leichtigkeit. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert gilt als eines der bedeutendsten und am besten erhaltenen Renaissance-Schlösser in Nordeuropa. Eine Sanierung war dennoch überfällig: Noch etwa bis Ende 2024 wird der Prachtbau umfassend saniert. Unter anderem werden morsche Dachbalken ausgetauscht, historische Fenster nachgebaut und das Dach neu gedeckt. Der Schlossgarten ist täglich bis zur Dämmerung geöffnet.
Schlossmuseum wird ebenfalls saniert
Auch die Innenräume, in denen sich das Schlossmuseum befindet, sind momentan geschlossen. Sie sollen nach Abschluss der Außenarbeiten ebenfalls restauriert werden. Die Wohn- und Empfangsräume der ehemaligen Fürsten sind mit Mobiliar, Gemälden, Skulpturen und Wandverkleidungen ausgestattet. Der wohl imposanteste Raum ist der große Festsaal mit einer Stuckdecke aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das Schloss beherbergt außerdem eine bedeutende Mittelaltersammlung, Kunst und Waffen der Renaissance sowie Kunstwerke aus Antike, Mittelalter und der jüngsten Vergangenheit. Eine eigene Abteilung widmet sich der einjährigen Regentschaft Albrecht von Wallensteins in Güstrow 1628/29 während des Dreißigjährigen Krieges.
Gut 30 Jahre Bauzeit
Herzog Ulrich III. von Mecklenburg ließ Schloss Güstrow von 1558 an als Regierungssitz errichten. Zuvor war an derselben Stelle ein Teil einer mittelalterlichen Burg abgebrannt. Als Baumeister engagierte der Herzog Franz Parr, der aus einer italienisch-schlesischen Familie stammte. Er errichtete den West- und Südflügel des Schlosses und zeichnet für die südeuropäischen Einflüsse verantwortlich. Die Nord- und Ostseite plante später der Niederländer Philipp Brandin. Nach mehr als 30 Jahren endeten die Arbeiten 1591. Die heutige Brücke und das Torhaus wurden erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ergänzt.
Verfall im 18. Jahrhundert
Nachdem die Adelslinie der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow 1695 ausgestorben war, gehörte das Schloss zu Mecklenburg-Schwerin. Die dortigen Herzöge zeigten jedoch wenig Interesse an ihrem neuen Besitz. So verfiel das Gebäude im 18. Jahrhundert derart, dass der Ostflügel 1795 abgerissen werden musste. Im 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Lazarett und Altenheim. Zu DDR-Zeiten wurde die Schlossanlage von 1963 bis 1978 saniert.
Gartenkunst im Wandel der Zeiten
Das Schloss beeindruckt nicht nur als Bauwerk, sondern auch mit seinem Garten. Er wurde zeitgleich mit dem Schloss angelegt. Im 17. Jahrhundert ließen ihn die Herzöge umgestalteten. Es entstand ein Landschaftspark mit Obstbäumen, exotischen Pflanzen und Bauten des frühen Barock. Heute können Besucher das Gelände wieder in seiner ursprünglichen Form als Renaissance-Garten mit geometrischen Grundformen, Lavendelbeeten und Wassergräben erleben. Die Anlage wurde 2014 nach historischem Vorbild rekonstruiert.