Herrenhäuser Gärten in Hannover: Barocke Gartenpracht
Der Große Garten in Hannover zählt zu den bedeutendsten Barockgärten Europas. Mit den umliegenden Landschaftsgärten ist er ein lohnendes Ausflugsziel. Nun wird das Herzstück der Anlage 350 Jahre alt.
Hannover im Jahr 1638: Herzog Georg von Calenberg lässt bei "Höringehusen", einen Garten zur Versorgung des hannoverschen Hofes, anlegen. Heute ist das ehemalige Dorf unter dem Namen Herrenhausen als Stadtteil Hannovers weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der einstige Gemüsegarten hat sich zu einem gärtnerischen Schmuckstück entwickelt, das über Jahrhunderte beinahe unverändert erhalten geblieben ist. Im Mittelpunkt steht der Große Garten, eine rund 50 Hektar große Anlage im Stil barocker französischer Gartenkunst.
Jubiläum mit großem Programm
2025 feiert der Große Garten seinen 350. Geburtstag. Das Jubiläum begehen die Herrenhäuser Gärten mit einem besonderen Rahmenprogramm, darunter Konzerte, Vorträge und Führungen. Die Orangerie präsentiert sich bis Anfang April in ihrer ursprünglichen Funktion als Überwinterungshaus mit Zitruspflanzen und Palmen und zeigt eine Ausstellung über die Kübelpflanzenkultur früher und heute.
Klassischer Barockgarten mit Fontäne, Irrgarten und Theater
Der Große Garten entstand ab 1675 zunächst mit der Anlage eines ersten Lustgarten. Seine heutige Form erhielt er zwischen 1696 und 1714 unter Kurfürstin Sophie, der Frau von Kurfürst Ernst August. Mit einer großen Fontäne, dem Irrgarten und einem Gartentheater gehört die Anlage zu den wenigen Barockgärten Europas, die noch in ihrer Grundstruktur erhalten sind.
Jedes Jahr lockt er Besucher aus aller Welt an. Häufig bildet der Große Garten die eindrucksvolle Kulisse für kulturelle Veranstaltungen. Seit 2013 gehört auch das Schloss wieder zum Gartenensemble. Das Gebäude war im Zweiten Weltkrieg zerstört, später abgerissen und nach rund 70 Jahren als Kongresszentrum und Museum wieder aufgebaut worden.
Georgengarten: Landschaftsgarten im englischen Stil
In direkter Nachbarschaft des Barockgartens entstand im 19. Jahrhundert der Georgengarten als Landschaftsgarten im englischen Stil, ebenso das Georgenpalais. Es beherbergt heute das Museum Wilhelm Busch mit einer Sammlung herausragender Karikaturen und kritischer Grafiken.
Ganz in der Nähe steht auf einer Halbinsel der zu Ehren des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz errichtete Leibniz-Tempel. Leibniz hatte mit seiner Wasserkunst an der aufgestauten Leine 1696 für den Durchbruch bei der Wasserversorgung der Gärten und den Betrieb der bereits im 18. Jahrhundert bis zu 70 Meter hohen Fontäne gesorgt.
Welfengarten: Weiterer öffentlicher Landschaftspark
Östlich des Georgengartens liegt der Welfengarten mit dem als Welfenresidenz geplanten "Schloss Monbrillant", das heute Hauptgebäude der Leibniz Universität ist. Noch vor Fertigstellung des Schlosses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Hannover von Preußen annektiert und die Technische Hochschule zog 1879 in das Welfenschloss ein. Der dazugehörige Garten war zunächst als kleinere Kopie des Großen Gartens angelegt worden, wurde aber bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Landschaftsgarten umgestaltet und dient heute wie auch der Georgengarten als öffentlicher Park.
Berggarten: Pflanzenvielfalt auf zwölf Hektar
Zur gleichen Zeit wie der Große Garten entstand im 17. Jahrhundert nördlich des Herrenhäuser Schlosses der Berggarten. Auf einem abgetragenen Sandberg ursprünglich als Küchengarten für das Schloss angelegt, ist der Berggarten heute einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands. Die rund zwölf Hektar große Parkanlage präsentiert verschiedene thematische Sammlungen mit insgesamt etwa 12.000 unterschiedlichen Pflanzen aus aller Welt. Darüber hinaus beherbergt der Berggarten Gewächshäuser mit Orchideen, Kakteen und tropischen Pflanzen, den Schmuckhof mit Sonnenuhr sowie das Welfenmausoleum.
Neues Schauhaus für Pflanzen und Schmetterlinge entsteht
Im Winter 2025/2026 soll im Berggarten ein neues Schauhaus eröffnet werden. Das etwa 1.300 Quadratmeter große und bis zu neun Meter hohe Gebäude soll den Pflanzen der Kanarischen Inseln ausreichend Platz bieten, um in die Höhe zu wachsen. Außerdem bekommt die tropische Riesenseerose ein beheiztes Wasserbecken. Besucher können sich in den Wintermonaten auf zahlreiche exotische Schmetterlinge, einen Kiosk und Sitzgelegenheiten unter Palmen freuen.
"Kleines Fest im Großen Garten" und Feuerwerkswettbewerb
Die Herrenhäuser Gärten sind alljährlich Schauplatz vieler kultureller Veranstaltungen. Seit 1986 wird dort das mehrwöchige "Kleine Fest im Großen Garten" gefeiert. Dafür werden zahlreiche Bühnen im Barockgarten aufgebaut und bieten Besuchern die Gelegenheit, sich bei ihrem Spaziergang durch den sommerlichen Garten ihr individuelles Kleinkunst-Programm zusammenzustellen.
In seiner langen Geschichte war der Barockgarten immer wieder Schauplatz großer Feste, die häufig mit farbenprächtigen Feuerwerken gefeiert wurden. In dieser Tradition steht der Internationale Feuerwerkswettbewerb, den die besten Pyrotechniker der Welt jedes Jahr in Herrenhausen austragen.
Glaskunst von Niki de Saint Phalle
Ein beliebtes modernes Kunstwerk im Großen Garten stammt von der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die viele Kunstwerke in Hannover gestaltet hat. Von 2001 bis 2003 wurde nach ihren Plänen das Innere der historischen Grotte mit Mosaiken aus buntem Glas und Spiegeln verziert.
In den Sommermonaten sind die Gartenanlagen wie auch die Orangerie und das Gartentheater zudem Bühne für Musik und Schauspiel. Im Frühjahr findet im Georgengarten ein großes Gartenfestival statt, bei dem zahlreiche Aussteller ihre Ideen und Produkte zum Thema Gartengestaltung und Lebensart präsentieren.
Karte: Herrenhäuser Gärten
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