Wikingeck in Schleswig: Sanierung beginnt im Oktober
Ab Oktober wird eine der größten Umweltsünden Schleswig-Holsteins beseitigt. Dann soll die kontaminierte Erde unterhalb des Wikingturms in Schleswig abgetragen werden. Die Kosten: 22 Millionen Euro.
Der 4. Oktober 2023 wird der Tag, auf den Thorsten Roos, Fachbereichsleiter Umwelt beim Kreis Schleswig-Flensburg, lange gewartet hat. Inzwischen sind mehr als 70 Jahre vergangen, seit die längst abgerissene Teerpappenfabrik am Schleiufer in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) ihren Betrieb eingestellt hat. Dass hier polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe das Erdreich und die Schlei vergiften, wurde lange ignoriert. Ab Oktober soll eine der größten Umweltsünden Schleswig-Holsteins nun beseitigt werden.
Zwei Jahre lang sollen Lastwagen rollen
Die Aufträge sind vergeben. Zwei Jahre lang sollen Lastwagen die kontaminierte Erde abtransportieren. "Es geht sofort los mit den Abrissarbeiten der dortigen Gebäude, auch des Gehölzbewuchses, damit wir wirklich keine Zeit verlieren," kündigt Roos an. Abgerissen werden zwei Bootshallen und ein Wohnhaus. Für die bisherigen Mieter wurde ein Ersatz gefunden.
Bodenaushub ist Loch für Loch geplant
Um Geruchs- und Schadstoffemissionen zu vermeiden, wird die Erde nicht flächig abgebaggert. Stattdessen werden tausende Löcher von bis zu 1,60 Meter Durchmesser gebohrt und anschließend mit unbelastetem Sand und Kies verfüllt. Dabei kämen zwei Verfahren zum Einsatz, erklärt Roos: "In der Nähe der Gebäude, die verbleiben, werden Stahlrohre in den Boden eingedreht, maximal vibrationsarm, um Schäden an den Häusern zu vermeiden."
Ölsperre in der Schlei soll Schadstoffe aufhalten
Außerhalb dieser sensiblen Zone werden wabenförmige Senkkästen in den Boden gepresst. Das führt zu stärkeren Vibrationen. Roos versichert, dies habe keine Auswirkungen auf die Gebäude. Es geht dabei bis zu acht Meter in die Tiefe, in der Schlei sind es etwa zwei Meter. Dort soll eine Ölsperre, die bis zum Grund reicht, dafür sorgen, dass sich die aufgeschwemmten Schadstoffe nicht verteilen.
Sanierung wird günstiger als zunächst befürchtet
Während der Energiekrise im vergangenen Jahr hatte der Kreis Schleswig-Flensburg noch befürchtet, dass die Sanierungskosten explodieren. Von mehr als 30 Millionen Euro war die Rede. In der Ausschreibung lagen mehrere Angebote nun deutlich darunter. Die Firmen Strabag, Eggers und Terracon erhielten den Zuschlag. Sie verlangen 18 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere vier Millionen Euro für Planung und Verwaltung.
Kontaminierte Erde wird nach Hamburg gebracht
Ein Grund für die gesunkenen Kosten ist laut Roos auch, dass in Schleswig kein Zwischenlager mehr vorgesehen ist. Die Lastwagen bringen die kontaminierte Erde in geschlossenen Behältern direkt in eine Aufbereitungsanlage nach Hamburg. Ausgegangen wird von mehreren tausend Fahrten. Zwei Jahre lang sollen jede Stunde bis zu vier Laster anrollen. Gearbeitet wird werktags von 7 bis 18 Uhr. Frost soll kein Problem darstellen.
Bundesanteil an Kosten ist weiterhin strittig
Offen bleibt, wer alles bezahlt. Dabei geht es um die Frage, welcher Flächenanteil der Schlei als Bundeswasserstraße zuzurechnen ist. Historische Wasserlinien spielen hierbei eine Rolle. Die vorherige Bundesregierung hatte noch zugesagt, zwei Drittel der Kosten zu tragen. Diesen Anteil bestätigt auch ein Gutachten des Kreises. Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium will derzeit aber nur zwölf Prozent tragen.
Zeitplan sieht ein Ende der Arbeiten für 2025 vor
Das Gutachten wird noch immer in Berlin geprüft. Der Kreistag wollte aber nicht länger warten und entschied im März, in Vorleistung zu gehen. Somit könnte das Wikingeck, wenn alles im Zeitplan bleibt, Ende 2025 fertig saniert sein.