Pulitzer-Preis für die "PanamaPapers"
Das internationale Journalisten-Team (ICIJ) hinter den "PanamaPapers", in dem Kollegen vom NDR, WDR und der SZ maßgeblich mitgearbeitet haben, ist für die großartige Rechercheleistung mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Herzlichen Glückwunsch! Wie die spannende Geschichte ihren Lauf nahm, zeigt unser Beitrag aus dem April 2016.
Eines Abends erhält ein Reporter der "Süddeutschen Zeitung", Bastian Obermayer, eine Nachricht: "Hallo." Es folgt eine weitere Nachricht: "Hier spricht John Doe." John Doe, ein Name wie Max Mustermann. "Interessiert an Daten?", fragt der anonyme Schreiber, "ich teile gerne". Bastian Obermayer zögert nicht: "Hallo. Wir sind natürlich sehr interessiert. Wie kommen wir an die Daten?"
Es geht ein bisschen hin und her, aber schnell wird klar, dass es um Daten der Firma Mossack Fonseca in Panama geht. Mossack Fonseca, eine Firma wie eine schwarze Wand - wenn es darum geht, Geldflüsse in Firmenlabyrinthen unkenntlich zu machen und die wahren Profiteure zu vertuschen. Ein großes Unternehmen, das für seine Kunden aus der ganzen Welt Briefkastenfirmen in klassischen Offshore-Ländern wie Panama, den Bahamas oder den Seychellen aufsetzt.
Es werden immer mehr Daten
Schon lange gibt es Gerüchte, die Firma habe auch Despoten unter ihren Kunden und verstoße gegen Sanktionen. Aber nie konnte man der Firma etwas nachweisen. Die Quelle schickt eine Kostprobe. Es geht um Cristina Fernández de Kirchner, die ehemalige argentinische Präsidentin. Und dann folgen weitere interne Unterlagen über einen der besten Freunde Wladimir Putins. Vielversprechend. Es werden in kurzer Zeit immer mehr Daten, irgendwann sind es zu viele Daten für einen einzelnen Reporter. Zu viele Geschichten stecken in den internen E-Mails der Firma Mossack Fonseca, den Verträgen, den Kontoauszügen. Bastian Obermayer und sein Kollege Frederik Obermaier entschließen sich, den Datensatz mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) zu teilen.
Gigantisches Leak
Monate später. Die Sonne glänzt auf der gläsernen Fassade des Neubaus der "Süddeutschen Zeitung" in München. Ein Tag im September 2015. Im 26. Stock wird der große und mondäne Konferenzraum des Verlags hergerichtet. Die runden Kaffeetische müssen weichen, Stuhlreihe um Stuhlreihe wird aufgebaut. Von hier oben geht der Blick über ganz München, die Welt sieht klein aus. Die SZ und das ICIJ haben geladen, um gemeinsam das bis dahin größte Rechercheprojekt zu starten. Es geht um ein gigantisches Datenleck in einer bislang nicht vorstellbaren Dimension von rund 2,6 Terabyte. 11,5 Millionen Dateien. Ein einzelner Journalist könnte sein gesamtes Berufsleben damit zubringen, den Dokumentenberg zu lesen und nachzuvollziehen.
"Good Morning, how are you?" - "Good to see you again." - "Happy to meet you!" Gerard Ryle, der ICIJ-Direktor, begrüßt jeden mit Handschlag. Es ist wie ein Klassentreffen, als die etwa 150 Journalisten aus der ganzen Welt zusammenkommen. Dabei haben sich viele von ihnen noch nie gesehen. Sie kommen von weit her - den USA, Hongkong, Australien, dem Nahen Osten, Afrika. Es ist das Wissen um dieselbe Sache, das sie zusammenschmiedet, bevor sie sich überhaupt das erste Mal gesehen haben.
In Deutschland arbeitet ein Team aus Fernseh-, Hörfunk- und Online-Journalisten von NDR, WDR und SZ an der Auswertung. Der Datenberg wächst weiter und weiter - wie ein Hefeteig, dem jedes Gefäß zu klein wird. Am Ende arbeiten fast 400 Reporter von über 100 Medien weltweit an den #PanamaPapers. In den Daten finden sie die gesamte Kundschaft von Mossack Fonseca: das Who-is-Who der Reichen, Mächtigen und Kriminellen dieser Welt.
- Teil 1: Es werden immer mehr Daten
- Teil 2: Weltweit arbeiten Journalisten an den Daten