VIDEO: Charlie Dalin im Porträt (1 Min)

Vendée Globe: Segel-Experte Kröger begeistert von Dalins Husarenritt

Stand: 08.12.2024 14:41 Uhr

Charlie Dalin ist bei der Vendée Globe für seinen Mut belohnt worden. Der Franzose hat sich ins große Unwetter gewagt und liegt nun deutlich in Führung. NDR Segel-Experte Tim Kröger lobte den Leader überschwänglich.

von Florian Neuhauss

"Charlie Dalin ist wirklich tough. Er ist sehr gut vorbereitet, mental stark und verlangt sich selbst alles ab", sagte Kröger, der selbst zweimal die Welt umsegelt hat. Mit Blick auf die Entscheidung des Spitzenreiters, sich durch die Extrembedingungen im Süden zu wagen, fügte er hinzu: "Chapeau! Er hat das echt toll gemacht. Dalin ist ein absoluter Top-Mann."

Für die gewählte Route waren Windgeschwindigkeiten mit bis zu 60 Knoten und Wellen von bis zu zehn Metern Höhe vorhergesagt gewesen. Doch Dalin, der die Weltumsegelung vor vier Jahren als Zweiter abgeschlossen hatte, schaffte es, vor dem gefährlichen Tiefdruckgebiet herzusegeln. Laut Kröger war dies ein "Vabanquespiel". Aber Dalin ging daraus mit seiner Macif-Yacht nicht nur in einem Stück, sondern auch mit einem großen Vorsprung hervor.

Vorhersagen können die Skipper auch in eine Falle treiben

Dalin hatte vor ein paar Tagen berichtet, dass er stundenlang vor dem Bordcomputer gesessen hatte, um die richtige Route zu finden. Kröger erklärte: "Alle Skipper haben dieselben Wettersimulationen zur Verfügung. Der Bordcomputer rechnet dann mit den Performance-Daten des jeweiligen Bootes die verschiedenen Möglichkeiten durch und schlägt verschiedene Routen vor."

Dass die Berechnungen nicht immer zutreffen, musste zuletzt Nicolas Lunven (Holcim - PRB) am eigenen Leib erfahren. Der Franzose, ehemals Navigator im Malizia-Team von Boris Herrmann, entschied sich gegen die Gefahren des Südens und wählte eine nördlichere Route.

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Nun stellte Lunven fest: "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich habe die nördlichere Option gewählt, um die größten Auswirkungen des Tiefs zu vermeiden. Aber es sollte besser sein, als das hier. Gestern steckte ich sogar einen großen Teil des Tages fest. So waren die Vorhersagen nicht."

Kurs von Dalin und Simon: "Eine wilde und riskante Nummer"

Den Kurs von Dalin und dem Zweitplatzierten Sébastien Simon, der zuletzt doch vom Tief geschluckt wurde und mittlerweile gut 280 Seemeilen Rückstand hat, nannte Kröger "eine wilde und riskante Nummer". Durch die Vorhersagen hätten beide aber gewusst, worauf sie sich einlassen.

"Ich nehme gern in mein Karrierebuch auf, dass ich ein riesiges Tiefdruckgebiet im Indischen Ozean geritten habe." Charlie Dalin

Zumal die Imocas immer ein bisschen langsamer als das Tief, das mittlerweile nach Süden wegzieht, unterwegs sind. "Man muss die Berechnungen immer mit der Realität abgleichen. Und es kann passieren, dass man in eine Falle gerät", so Kröger. Mit zu viel Wind - oder zu wenig.

Malizia - Seaexplorer kann Stärken zu selten zeigen

Dass Boris Herrmann die Bedingungen im Südpolarmeer, für die seine Malizia - Seaexplorer extra gebaut worden ist, noch nicht wirklich nutzen konnte, hat einen einfachen Grund. "Die Malizia hat immer mal wieder ihre Stärken gezeigt. Aber Boris braucht die Extrem-Situationen über einen längeren Zeitraum. Ansonsten performen die Boote schon ziemlich ähnlich", weiß Kröger.

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Und so wundert den Segel-Experten auch nicht, dass Herrmann sich nicht von Justine Mettraux, Samantha Davies und Clarisse Crémer absetzen kann: "Die Drei sind absolut ebenbürtig. Das sind ja keine zartbesaiteten Mädels. Die haben die Kraft, ihre Boote richtig zu pushen." Besonders Mettraux hat ihre Klasse als zweimalige Siegerin des Ocean Race längst unter Beweis gestellt.

Kröger: "Wenn es einfach wäre, würde es Fußball heißen"

Dalin segelt eng an der Eisgrenze mittlerweile Richtung Kap Leeuwin in Australien zu. Damit hat er die wohl härtesten Bedingungen des Rennens im Indischen Ozean wohl bald hinter sich. "Im Pazifik ist das Wellenbild ausgeglichener, wenn man das überhaupt sagen kann. Der Pazifik ist auch nicht die Okertalsperre", erklärte Kröger lachend. "Die Bedingungen im Südpolarmeer bleiben die härtesten überhaupt. Wenn es einfach wäre, würde es Fußball heißen."

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Sportclub | 08.12.2024 | 22:50 Uhr

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