Frust bei Tennis-Profi Alexander Zverev © IMAGO / ABACAPRESS

Die Uhr tickt: Zverevs verflixte Jagd nach einem Grand-Slam-Titel

Stand: 04.09.2024 10:50 Uhr

Alexander Zverev ist im Viertelfinale der US Open vor allem an sich selbst gescheitert. Auch in diesem Jahr wird es somit nichts mit dem ersehnten ersten Grand-Slam-Titel. Der wird möglicherweise zusehends zur Bürde. Denn auch der Hamburger selbst spürt: So langsam läuft ihm die Zeit davon.

Alexander Zverev stürmte vom Platz, wie auf der Flucht. Knapp sechs Minuten lang hatte er sich schonungslos selbst an den Pranger gestellt, mit einem Gefühlscocktail aus Frust, Ärger und Ratlosigkeit seine Leistung als "bodenlos", "schrecklich" oder "unglaublich" bezeichnet. Nun wollte er nur noch weg, so schnell wie möglich.

Die ernüchternde Niederlage im Viertelfinale der US Open gegen den klug spielenden Taylor Fritz aus den USA traf den Hamburger mitten ins Herz. Denn ihm dürfte auch klar sein, welch große Chance er einmal mehr verspielt hat: Auf den Südtiroler Jannik Sinner, den zweiten noch verbliebenen Favoriten auf den Turniersieg, hätte er erst im Finale treffen können.

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Alexander Zverev ist frustriert © picture alliance/dpa/AP

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"Ich meine, ich werde 28 nächstes Jahr"

Die vorsichtigen Fragen nach seinem ersten Titel bei einem Grand Slam würgte Zverev daher barsch ab. "Ich habe keinen gewonnen. Das interessiert mich alles nicht", sagte er und ergänzte den unvollendeten Satz: "Ich bin 27 Jahre alt, ich meine, ich werde 28 nächstes Jahr." Mit anderen Worten: Es pressiert bei der Jagd nach dem ersehnten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier. Olympiasieger, zweimaliger Sieger der ATP Finals - grandiose Erfolge. Doch die letzte Veredlungsstufe fehlt - und so könnte Zverev ein großer, aber auch ein unvollendeter Tennisspieler bleiben.

"Es war einfach nur bodenlos"

In New York schien der Weg bei seiner 35. Teilnahme an einem Grand Slam geebnet, wie 2020 bei den US Open und im Juni bei den French Open zumindest das Finale zu erreichen. Aber dann das: "Ich habe nichts getan, um den Sieg zu verdienen", sagte Zverev nach dem 6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7) gegen den aktiven und risikofreudigen Fritz - und ging danach schonungslos mit sich ins Gericht: "Es war einfach nur bodenlos. Ich habe schrecklich gespielt."

Vor allem mit seiner Rückhand haderte er. "Schrecklich, absolut schrecklich. Mein zuverlässigster Schlag, für den du mich normalerweise um 3 Uhr morgens wecken kannst, und ich würde ihn nicht verschlagen, war absolut nicht da. Ich habe keine Worte dafür." Er habe ab dem zweiten Ballwechsel "kein Gefühl im Schläger" gehabt, "nullkommanull". Den zweiten Satz habe er "irgendwie gewonnen", aber: "Es wurde nichts besser." Vielmehr sei er an den Punkt gekommen, "da wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte".

Nur Fragen, keine Antworten

Tatsächlich fand er kein dauerhaftes Rezept gegen den permanenten Druck von Fritz, er spielte passiv, vergrub sich hinter der Grundlinie, auch der Wechsel auf Schläger mit anderer Bespannung half nicht weiter. "Irgendwann hatte ich einfach so viele Fragen in meinem Kopf", berichtete der Hamburger.

Fragen, die er selbst auf dem Platz nicht beantworten konnte, auch Hilfe aus der Box, wo Vater Alexander senior und Bruder Mischa saßen, kam nicht an. Plan A funktionierte nicht, einen Plan B gab es nicht. Noch nach dem Match bekannte Zverev: "Ich habe keine Antworten. Ich werde auf keine Frage eine Antwort haben." Vielleicht, so mutmaßte Boris Becker, bremste ihn nicht zuletzt die allzu gute Aussicht aufs Finale.

Ab Montag wieder die Nummer zwei der Welt

Trotz der Niederlage wird Deutschlands aktuell bester Tennisspieler ab Montag wieder die Nummer zwei der Welt sein, doch den nächsten Anlauf auf einen Triumph bei einem der vier Grand Slams kann er erst 2025 nehmen. Er weiß: So langsam drängt die Zeit.

Schon vor einigen Wochen nach dem dramatischen Fünf-Satz-Aus gegen Fritz im Achtelfinale von Wimbledon hatte Zverev gesagt: "Irgendwann fängt man wirklich an zu glauben, dass es vielleicht nicht für einen gedacht ist." Dieser Gedanke scheint sich nun zu verfestigen. Der 27-Jährige wird dagegen ankämpfen, Antworten finden, sich bewegen und vielleicht sogar verändern müssen, soll der große Traum doch noch wahr werden.

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Der deutsche Tennisspieler Alexander Zverev präsentiert den Pokal nach dem Final-Sieg beim Paris Masters. © picture alliance/dpa/AP | Thibault Camus

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Alexander "Sascha" Zverev ist Deutschlands bester Tennisspieler. Die Karriere des Olympiasiegers von Tokio aus Hamburg in Bildern. Bildergalerie

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Sport aktuell | 04.09.2024 | 08:17 Uhr

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