THW Kiel gewinnt Nordduell gegen TSV Hannover-Burgdorf
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel hat am Mittwochabend eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass im Titelrennen der Bundesliga weiterhin mit ihm zu rechnen ist. Die "Zebras" gewannen das Nordduell gegen die TSV Hannover-Burgdorf souverän mit 28:24 (18:12).
Durch den Erfolg ist das Team von THW-Trainer Filip Jicha am 14. Spieltag der Bundesliga nun als Vierter der Tabelle mit jetzt 20:8 Punkten bis auf zwei Zähler an die TSV Hannover-Burgdorf (22:6) herangerückt. Für die Mannschaft von TSV-Coach Christian Prokop ist es die erste Auswärtsniederlage und erst die zweite in dieser Saison nach dem verpatzten Auftakt gegen den VfL Gummersbach. Die "Recken" liegen nun zwei Punkte hinter Spitzenreiter MT Melsungen, der souverän gegen den HSV Hamburg gewann.
"Wir haben Hannover aus der Reserve gelockt." THW-Kreisläufer Patrick Wiencek
Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek war mit dem Auftritt seines Teams sehr zufrieden. "Natürlich tut das enorm gut", sagte er im Interview mit dem NDR über den Heimsieg: "Wir haben das sehr gut gemacht. Von Anfang an war Feuer drin. Wir wollten eine gute Leistung zeigen und Hannover Paroli bieten. Jetzt hoffe ich, dass wir den Schwung mitnehmen können."
Hannover-Burgdorf stand erstmals nach zwölf Spielen ohne Niederlage nach der Schlusssirene wieder mit null Punkten da. Und das sei "sehr bitter", sagte TSV-Kapitän Marius Steinhauser dem NDR. "Es tut weh, weil wir uns viel vorgenommen hatten. Um hier in Kiel zu gewinnen, brauchst du ein perfektes Spiel. Und das konnten wir leider nicht über 60 Minuten bieten", erklärte er.
THW ohne Abwehrchef Pekeler, aber mit viel Überzeugung
Vor dem Nordduell mit den Niedersachsen hatten sich beim THW die Verletzungssorgen nochmals verschärft: Abwehrchef Hendrik Pekeler zog sich beim Auswärtssieg in Eisenach einen Sehnenriss im Daumen der linken Hand zu. Nach Nikola Bilyk, Harald Reinkind und Spielmacher Elias Ellefsen á Skipagötu ist der gebürtige Itzehoer bereits der vierte Leistungsträger, der bei den Kielern länger ausfällt.
Von der angespannten Personallage war in den ersten Minuten der Partie gegen die "Recken" nichts zu sehen. Kiel startete mit Tempo und Dynamik in die Partie, hatte durch Torwart Andreas Wolff schnell einen Rückhalt zwischen den Pfosten und nutzte vorne die Gelegenheiten. Der zuletzt unter seinen Möglichkeiten gebliebene Emil Madsen erzielte das 4:1 (9.) und Routinier Domagoj Duvnjak nach einem Steal und Gegenstoß das 9:5 (14.). Das Prunkstück der TSV im bisherigen Saisonverlauf, die kompakte Deckung, kam noch nicht zum Tragen.
TSV-Topspieler Uscins zieht Pfiffe auf sich
Nach dem 5:10-Rückstand nahm Prokop seine erste Auszeit (16.), um seinen Spielern in deutlichen Worten nahe zu bringen, dass die bisher gezeigte Leistung nicht zu einem Punktgewinn in Kiel reichen werde.
Kurz darauf dann auf dem Spielfeld diese Szene: Kiels kompakter Kreisläufer Wiencek foulte Renars Uscins und zog dem Nationalspieler dabei dessen Trikot über den Kopf. Uscins zürnte, es kam zu einem Wortgefecht, und in der Folge wurde der 22-Jährige vom THW-Publikum bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen.
Rote Karte für Hannover-Burgdorfs Büchner
Es lief nicht für die "Recken". Dazu passte, dass Vincent Büchner bei 14:10-Führung für Kiel bei einem Versuch der Balleroberung zu spät kam und Duvnjak im Gesicht traf. Nach Ansicht der TV-Bilder sah Büchner die Rote Karte (23.). Hannover-Burgdorf wirkte insgesamt etwas eingeschüchtert durch die Kulisse. Das nutzte das Jicha-Team und baute den Vorsprung in der mit 9.861 Zuschauern überraschend nicht ausverkauften Arena zur Pause auf sechs Treffer aus.
Kiel lässt auch nach Wiederbeginn nicht nach
Die Frage war, ob das von Ausfällen geplagte THW-Team auch in der zweiten Hälfte dieses starke Niveau würde halten können. Bei Wolff ließ sich das bejahen. Als Hannover-Burgdorf die Chance hatte, auf vier Tore heranzukommen, war der 33-Jährige zur Stelle. Er wehrte einen Wurf von Uscins (Wurfquote zu dem Zeitpunkt nur 33,3 Prozent) ab. Stattdessen zogen die "Zebras" wenig später auf 24:17 davon.
Die "Recken" gaben sich aber noch längst nicht geschlagen. Durch einen 3:0-Lauf der Gäste hieß es nur noch 24:20 für den THW (50.) Jicha nahm die Auszeit. "Ich weiß, dass ihr müde seid, aber wir brauchen noch einmal zehn Minuten", sagte der Tscheche. Und seine Spieler sorgten für die Taten auf dem Spielfeld. Angetrieben vom überragenden 36 Jahre alten Duvnjak kamen die Kieler letztlich ohne Aufregung zum völlig verdienten Gewinn der beiden Punkte.
Bester THW-Werfer war Duvnjak mit sieben Treffern. Für die Niedersachsen war Steinhauser achtmal erfolgreich.