Hamburgs Interimstrainer Merlin Polzin © picture alliance Foto: Uli Deck

Polzin bleibt vorerst HSV-Trainer - Heute geht's gegen Darmstadt

Stand: 08.12.2024 08:24 Uhr

Merlin Polzin bleibt mindestens bis zum Ende der Hinrunde Chefcoach von Fußball-Zweitligist Hamburger SV. Sportvorstand Stefan Kuntz sprach dem 34-Jährigen und seinem Team das Vertrauen für die drei Partien im Dezember aus. Heute kann der Interimstrainer gegen den SV Darmstadt 98 weitere Pluspunkte sammeln - und der HSV im engen Aufstiegsrennen einen Konkurrenten distanzieren.

Noch bevor die obligatorische Medienrunde vor einem Pflichtspiel am Freitag begann, erklärte Kuntz, dass Polzin nicht nur heute gegen den wiedererstarkten Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) auf der Bank sitzen wird, sondern auch in den beiden dann noch verbleibenden Begegnungen in Ulm und gegen Fürth.

Polzin, Wicky, Rydström - Wer wird HSV-Trainer?

"Dieses Vertrauen kommt voller Überzeugung", sagte Kuntz. "Das wollten wir definitiv schon vor dem Spiel sagen." Ursprünglich hatte Bruno Labbadia als Favorit auf den Trainerposten gegolten. Jetzt ist es Polzin. Es sei aber "nicht ausgeschlossen, dass ich mich weiter mit anderen Trainerkandidaten treffe", sagte Kuntz.

Denn welcher Trainer den HSV in die Rückrunde führen wird, ist unverändert offen. Als weitere Kandidaten gelten Raphael Wicky (vereinslos) und Henrik Rydström (Malmö FF). "Es gab weder eine Zusage noch eine Absage bei irgendeinem Kandidaten", sagte Kuntz. Natürlich habe auch Polzin die Chance, endgültig auf den Chefposten befördert zu werden. "Im Fußball ist nichts unmöglich", sagte der Sportvorstand.

Polzin - ein echter "Hamburger Jung" und HSV-Fan

In Polzin könnte also ein echter "Hamburger Jung" zum Cheftrainer beim HSV aufsteigen. Ein Mann zudem, der selbst seit seiner Kindheit Fan des Vereins ist. Mit seinen Eltern und seinem Bruder ging er einst noch ins alte Volksparkstadion. Irgendwann habe er sich dann "seine Jungs geschnappt", ist als Fan auch auswärts mitgefahren, durch Europa getingelt, wie er einmal im HSV-Podcast erzählt hat. 

"Meine besondere Verbindung zum HSV und zur Stadt ist kein Geheimnis", sagte Polzin, der im Stadtteil Bramfeld aufgewachsen ist. Nun das "Vertrauen" für die nächsten Spiele bekommen zu haben, "wollen wir weiter als Antrieb nutzen. Und dieser Antrieb pusht uns noch mehr fürs Wochenende", sagte er.   

Kann der HSV den guten Eindruck aus Karlsruhe bestätigen?

Im ersten Spiel nach der Baumgart-Entlassung (3:1 beim Karlsruher SC) war dieses "Pushen" über weite Phasen schon recht gut gelungen. Zugleich belebte die Partie nach den tristen Auftritten der Vorwochen die Aufstiegsambitionen des Clubs. Die Frage ist nun: Können Polzin und das Team diesen Eindruck gegen die seit sieben Ligaspielen unbesiegten Hessen bestätigen?

Wichtig wäre ein Erfolg im engen Aufstiegsrennen der 2. Liga allemal. Den Zweiten HSV und den Elften Darmstadt trennen vor dem Spieltag gerade einmal drei Punkte. Bedeutet: Mit einem Erfolg im Volksparkstadion könnten die vom ehemaligen Bremer und Wolfsburger Trainer Florian Kohfeldt gecoachten "Lilien" nach Punkten mit den Hamburgern gleichziehen. Das Polzin-Team kann seinerseits aber auch eine Menge gewinnen. Mit einem Sieg würde Platz zwei gefestigt und der Abstand zu einem Aufstiegskonkurrenten auf sechs Punkte ausgebaut.

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Polzin kann weitere Argumente sammeln

Sportchef Kuntz hatte unter dem Eindruck der guten Leistung gegen den KSC am vergangenen Sonntag Polzin bereits schnell die Leitung für das Darmstadt-Spiel zugesichert. Das hatte er einerseits damit begründet, dass man den "Schwung nicht unterbrechen" wolle. Andererseits habe er eine "Befreiung bei der Mannschaft gemerkt".

Am Freitag konkretisierte er, dass er nach einer weiteren Analyse des Spiels und den Eindrücken der Woche ("Die Reaktionen innerhalb der Mannschaft, innerhalb des Vereins, innerhalb der Fanszene") zu der Entscheidung gelangt sei, Polzin die Chance zu geben, bis zum Ende der Hinrunde das Team zu leiten. Besonders hätten ihn der Auftritt einer "emotional aufgeladenen HSV-Mannschaft" begeistert, zudem hob er die "taktischen Umstellungen, die gewisse Konsequenz und die Personalentscheidungen" hervor. Da sei man "deckungsgleich".

HSV unter Polzin zurück im 4-3-3-System

Eine dieser Maßnahmen war die Rückkehr zum taktischen 4-3-3, wie es unter Baumgarts Vorgänger Tim Walter gespielt worden war. Zudem ließ Polzin Flügelspieler Jean-Luc Dompé von Beginn an auflaufen. Der oft wankelmütige Franzose zahlte das Vertrauen mit zwei Toren und einer Vorlage zurück.

Die Spieler mögen Polzins akribische Art, sein Fachwissen, seine Begeisterung und seine besonderen Motivationstricks. "Jeder hier im Verein schätzt Merlin und weiß, was er kann", sagte Angreifer Ransford Königsdörffer. "Ich gehe komplett in meiner Arbeit beim HSV auf", sagte Polzin: "Das Ziel aufzusteigen ist das, warum ich jeden Tag aufstehe. Ich denke an nichts anderes." Am Sonntag - und mindestens in den beiden Partien danach - kann er weiter dazu beitragen, diesem großen Ziel ein Stück näher zu kommen.

Mögliche Aufstellungen:

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Mikelbrencis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Elfadli - Karabec, Richter - Baldé, Selke, Dompé
SV Darmstadt 98: Schuhen - Lopez, Riedel, Vukotic, Nürnberger - Klefisch, Müller - Förster, Corredor - Lidberg, Hornby

VIDEO: HSV mit Dompé und Polzin zum Sieg beim KSC (4 Min)

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 08.12.2024 | 22:50 Uhr

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