HSV spielt trotz zweimaliger Führung nur remis gegen Darmstadt
Fußball-Zweitligist HSV hat auch im zweiten Spiel unter Interimscoach Merlin Polzin eine gute Leistung gezeigt. In einer ereignisreichen Heimpartie gegen Darmstadt 98 reichte es für die Hamburger dennoch nur zu einem 2:2 (2:1), weil die Norddeutschen in der Abwehr wieder einmal patzten.
Mit 20 Gegentreffern hat der HSV nun sogar ein Tor mehr kassiert als der Tabellen-16. SSV Ulm. Die Probleme in der Verteidigung hat Polzin von Vorgänger Steffen Baumgart geerbt. Daran zu feilen, wird nun eine der großen Aufgaben des 34 Jahre alten Trainers sein. Immerhin: Die "Abteilung Attacke" performt unter Polzin wieder weitaus besser als noch unter Baumgart.
"Mit dem Ergebnis sind wir nicht zufrieden, aber es war ein leistungsgerechtes." HSV-Trainer Merlin Polzin
Gegen Darmstadt erzielten die Hamburger durch Ransford-Yeboah Königsdörffer (10.) und Adam Karabec (45.) zwei Traumtore. Für die Gäste waren - unter freundlicher Mithilfe des HSV - Aleksandar Vukotic (33.) sowie Killian Corredor (63.) erfolgreich.
Schonlau zu Polzin: Werden seinem Weg folgen
"Man kann mit dem Remis zufrieden sein. Es war für beide Mannschaften ein Stück mehr drin", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau dem NDR und zeigte sich zufrieden mit der Arbeit von Interimscoach Polzin. "Es war ein gutes Zeichen vom Verein, frühzeitig klarzumachen, wie es bis Weihnachten weitergeht. Merlin geht voran und hat klare Ideen. Wir werden dem Weg folgen."
Polzin gab das Lob zurück: "Für mich ist es ein absolutes Privileg, mit dieser Mannschaft arbeiten zu dürfen", sagte der HSV-Coach, der bis Weihnachten auf jeden Fall weitermachen darf. Wie es danach aussieht, darauf wollte er nicht eingehen. "Es geht darum, was wir im Hier und Jetzt machen. Alles andere wird man dann sehen."
HSV mit zwei Traumtoren zur glücklichen Führung
Der HSV konnte im ersten Abschnitt fußballerisch nicht an seine phasenweise sehr gute spielerische Leistung in der Vorwoche in der Partie beim Karlsruher SC (3:1) anknüpfen. In der Vorwärtsbewegung blieb bei den Gastgebern vieles Stückwerk. Darmstadt hatte die etwas reifere Spielanlage und in den ersten 45 Minuten auch ein wenig mehr Ballbesitz. Was den "Lilien" im Vergleich zu den Hanseaten jedoch fehlte, war ein Schuss Genialität. Denn beide HSV-Treffer waren ein Augenschmaus.
Zunächst war Königsdörffer mit einem satten Rechtsschuss ins kurze Eck zum 1:0 erfolgreich. In diesem Fall war nicht das Tor, sondern die Vorlage ein Genuss. Verantwortlich für den ebenso schönen wie präzisen Pass in die Tiefe war Jean-Luc Dompé, der schon die KSC-Abwehr schwindelig gespielt hatte.
Das 2:1 durch Karabec war dann noch hübscher anzusehen. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Daniel Elfadli überwand der Tscheche Keeper Marcel Schuhen mit einem technisch formvollendeten Linksschuss in den Giebel. Eine tolle "Bude", die Darmstadts Trainer Florian Kohfeldt mächtig ärgerte. Sein Zorn richtete sich gegen Referee Eric Weisbach, der Kohfeldts Meinung nach den Freistoß noch gar nicht freigegeben hatte.
Lidberg im Pech, Vukotic erzielt Ausgleich
Mit der Leistung seiner Mannschaft konnte der Coach zur Pause trotz des Rückstandes eigentlich zufrieden sein. Fünf Tage nach dem unglücklichen Pokal-Aus bei Werder Bremen (0:1)spielten die Hessen zügig nach vorn und besaßen durch Isac Lidberg (8./Pfosten) die erste gute Chance des Spiels. Auch das 0:1 schockte die Gäste nicht. Sie waren anschließend das aktivere Team und kamen durch einen Kopfballtreffer von Vukotic zum durchaus verdienten Ausgleich.
Der baumlange Serbe setzte sich im Luftduell locker gegen HSV-Kapitän Sebastian Schonlau durch. Dessen Nebenmann Dennis Hadzikadunic stand staunend daneben. Die Hamburger Innenverteidigung, sie bleibt eine Baustelle. Die Schwächen in der Abwehrzentrale zeigten sich auch kurz vor der Pause noch einmal als sich die Gäste ziemlich ungestört zu einer Großchance kombinieren konnte, die Corredor freistehend jedoch kläglich vergab. Der Abschluss des Franzosen landete im Fangnetz (45.+2.).
Mikelbrencis patzt, Darmstadt gleicht aus
Der HSV war also gewarnt und nach dem Seitenwechsel auch bemüht, Darmstadt vom eigenen Tor fernzuhalten. Das probate Mittel dafür: selbst das Spiel machen. Die Polzin-Elf hatte nun einige schöne Kombinationen in ihrem Portfolio und kam zu Abschlüssen. Das Tor aber machten die Gäste - und zwar mit freundlicher Hamburger Unterstützung.
Denn Rechtsverteidiger William Mikelbrencis zeigte bei einer Flanke von Sergio Lopez ein für Profifußball bedenkliches Stellungsspiel. Der Ball landete bei Corredor, der seine zweite Großchance mit einem Linksschuss zum 2:2 verwertete.
HSV mit Riesenschancen in Schlussphase
Sowohl Polzin als auch Kohfeldt versuchten anschließend, mit Wechseln neue Impulse zu setzen. Für den nächsten "Aufreger" sorgte jedoch ein Akteur, der von Beginn an auf dem Rasen stand: Elfadli scheiterte mit einem Kopfball am Aluminium (75.). Auch Davie Selke war dem 3:2 ganz nah, fand aber in Keeper Marcel Schuhen seinen Meister (86.).
Auf der Gegenseite musste Daniel Heuer Fernandes kurz vor Ultimo gegen Fabian Nürnberger und Oscar Vilhelmsson sein ganzes Können aufweisen (89.). Die größte Möglichkeit zum Siegtreffer besaß in der Nachspielzeit aber erneut Selke, der nach einer Hereingabe von Otto Stange freistehend den Ball verstolperte (90.+2.).