Eine Million Euro gesammelt: VfB Lübeck ist gerettet

Stand: 02.12.2024 16:13 Uhr

Um die Insolvenz abzuwenden, brauchte der Regionalligist VfB Lübeck binnen kürzester Zeit rund eine Million Euro. Fans, Sponsoren und andere Vereine konnten das Geld rasch aufbringen. Somit ist der Verein gerettet - aber wohl nicht außer Gefahr.

"Die Million ist quasi die Operation am offenen Herzen, wir müssen danach in die Reha-Phase gehen", kündigte Carsten Abbe, Aufsichtsratsvorsitzender des VfB Lübeck, noch während der "Rettungsaktion" an. Jetzt - nur wenige Tage nach dem Versuch, die dritte Pleite innerhalb weniger Jahre zu verhindern - ist das Ziel erreicht. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende Dieter Gudel NDR Schleswig-Holstein am Sonntagabend.

"Tränen, Schweiß und Ungewissheit prägten die letzten Stunden. Schlaflose Nächte und unzählige Gespräche haben letztendlich aber dazu geführt, dass der VfB Lübeck die drohende Insolvenz abgewendet hat!" Der VfB Lübeck in einer Mitteilung

Über Spenden, Zusagen und Verzicht sowie einer Sonderaktion im Fanshop und einem Adventssingen mit etwa 4.000 Teilnehmern ist es dem Traditionsverein aus der Hansestadt am Sonntagabend gelungen, die benötigte Million aufzutreiben. Der Gang zum Amtsgericht ist somit abgewendet - zumindest vorerst. Vom Tisch ist zudem der drohende Abzug von neun Punkten im laufenden Wettbewerb.

Drohende dritte Insolvenz: Verein schlägt Alarm

Am Dienstag (26.11.) hatte der Verein Alarm geschlagen: Bei einer externen Prüfung sei eine Liquiditätslücke herausgekommen. Kurzfristig wandten sich Aufsichtsrat und Vorstand an Fans, Mitglieder, Sponsoren und Förderer des Vereins. "Wir sind jetzt leider sehr zeitnah auf Unterstützung angewiesen, sonst bleibt uns keine andere Wahl", schrieben sie in ihrer Mitteilung. Eine erneute Insolvenz würde die Zukunft des Vereins "massiv gefährden".

Weitere Informationen
Dieter Gudel, Vorstandsvorsitzender des VfB Lübeck, gibt ein Interview © NDR Foto: NDR Screenshot
1 Min

VfB Lübeck: "Es haben uns über 10.000 Leute unterstützt"

Der VfB Lübeck hat es am Sonntag geschafft, die drohende Insolvenz abzuwenden. Der Vorstandsvorsitzende des VfB Lübeck, Dieter Gudel, zeigte sich nach der letzten Spendensammelaktion im Stadion auf der Lohmühle erleichtert. 1 Min

Bereits 2008 und 2013 war VfB Lübeck zahlungsunfähig.

Halbe Million schon nach zwei Tagen

Doch schon zwei Tage nach dem Spendenaufruf waren nach Vereinsangaben mehr als 600.000 Euro beim Traditionsclub angekommen - durch Spenden, Sponsorengelder und Verzichtserklärungen. Der Insolvenzantrag, der eigentlich am Donnerstag hätte gestellt werden müssen, konnte wieder in die Schublade wandern. Und die Spendenbereitschaft der Unterstützer ließ nicht nach: Noch am Donnerstagabend stieg die Summe auf 840.000 Euro.

Noah Oberbeck, Torwart beim VfB Lübeck, im Fanshop seines Vereins © NDR Foto: Hauke Bülow
VfB-Torwart Noah Oberbeck sortierte und verkaufte am Freitag Fanartikel.

Auch am Wochenende hielt die Welle der Solidarität an. Am Sonntagnachmittag fehlten dem Drittliga-Absteiger schließlich nur noch 14.000 Euro. Am Abend dann die Erleichterung: Die Eine-Millionen-Euro-Marke ist geknackt, die Insolvenz abgewendet.

Scheinbar dauerhafte Schieflage in der Vereinskasse

Während sich Spieler und Mitarbeitende nach dem Bekanntwerden der Geldlücke geschockt zeigten, gaben sich andere Stimmen aus dem Vereinskreis gegenüber NDR Schleswig-Holstein weniger überrascht.

Das Stadion in Vereinshand stelle seit langem eine erhebliche finanzielle Belastung dar - insbesondere bei den niedrigen Zuschauerzahlen in der Regionalliga und den fehlenden TV-Geldern. Das Stadion kostete in der Saison 2021/22 1,4 Millionen Euro, knapp 1,3 Millionen im Folgejahr und bis April 2024 bereits 750.000 Euro. Das geht aus einem Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2024 hervor. In einer Notiz darin hieß es damals bereits, "dass wir es als Verein allein nur schwer schaffen werden."

Personelle Konsequenzen nach der Rettung

Beim VfB Lübeck hat die Beinahe-Insolvenz erste personelle Konsequenzen. Finanzvorständin Daniela Wedemeyer ist nach drei Jahren im Amt zurückgetreten, wie Aufsichtsratschef Carsten Abbe bekannt gab. In ihrer schriftlichen Erklärung nannte Wedemeyer keine spezifischen Gründe für ihren Rücktritt. Der Verein befindet sich nun auf der Suche nach einer Nachfolge für die Position, wobei unklar ist, ob diese weiterhin ehrenamtlich besetzt werden soll.

Am Sonnabend plant der Verein eine Versammlung, in der den Mitgliedern erläutert werden soll, wie es zu dem finanziellen Engpass von einer Million Euro kam und welche Maßnahmen künftig ergriffen werden, um die finanzielle Stabilität des Vereins zu sichern.

Weitere Informationen
Symbolbild VfB Lübeck © IMAGO / Lobeca

Rettung rückt näher: VfB Lübeck hat schon 840.000 Euro eingenommen

Der Fußball-Regionalligist muss eine Million Euro zusammenbekommen, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Die Unterstützung sei "überwältigend". mehr

Das Logo des Fußballverein VfB Lübeck © NDR Foto: Hauke Bülow

VfB Lübeck: Verein steht offenbar kurz vor der Rettung

970.000 Euro hat der Verein nach eigenen Angaben zusammen. Rund eine Million Euro ist nötig, um die Insolvenz abzuwenden. mehr

Marcel Gebers vom VfB Lübeck bejubelt den Pokalsieg gegen Mainz © fishing4

Zeitreise: 100 Jahre VfB Lübeck

Von den Aufstiegsspielen zur Bundesliga 1969 über die zwei Aufstiege in die 2. Liga bis hin zur Insolvenz 2012: Der VfB Lübeck blickt auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.12.2024 | 16:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Lübeck

VfB Lübeck

Mehr Fußball-Meldungen

Trainer Daniel Scherning vom Fußball-Zweitligisten Eintracht Braunschweig © Witters

Scherning bleibt trotz Talfahrt Coach von Eintracht Braunschweig

Die Verantwortlichen des Tabellenvorletzten der 2. Liga sprachen dem 41-Jährigen nach einer "offenen Analyse" der Hinrunde das Vertrauen aus. mehr