Ein Junge sitzt zur Untersuchung bei einer HNO-Ärztin. © Westend61 Foto: Zeljko Dangubic

Langes Warten auf Operationen: Besonders Kinder betroffen

Stand: 10.10.2024 12:40 Uhr

Einige ambulante Operationen werden von den Krankenkassen mit Beträgen vergütet, die viele Ärztinnen und Ärzte für zu niedrig halten. Die Folge: weniger OPs und lange Wartezeiten. Darunter leiden vor allem Kinder.

von Tobias Deckert

Für bestimme Operationen müssen Patientinnen und Patienten mehrere Monate auf Termine warten. Das liegt nicht nur am Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, sondern auch an der Vergütung für die Ärztinnen und Ärzte. Betroffen sind besonders Kinder-OPs - wie beispielsweise die Entfernung von Polypen in der Nase und das Einsetzen von Paukenröhrchen ins Trommelfell. "Für etwas mehr als 100 Euro kann man ein Kind nicht qualitätsgesichert operieren", kritisiert der Berufsverband Deutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und fordert von den Krankenkassen mehr Geld.

HNO-Arzt: "Ich mache das kostenfrei"

Allein in der HNO-Praxis von Frank Reintjes aus Braunschweig warten derzeit über 200 Kinder auf eine Operation. Oft hören die Kinder mit Polypen in der Nase sehr schlecht und haben bereits Probleme bei der Sprachentwicklung. "Auch wenn dieser Eingriff sehr wichtig für die Kinder ist - ich kann ihn mir finanziell nicht jeden Tag leisten, denn ich mache ihn kostenfrei", berichtet Reintjes. Für die halbstündige Operation bekommen HNO-Ärzte um die 113 Euro. "Dafür muss ich den OP-Saal, das Gehalt der Krankenschwester und die Aufbereitung der Instrumente zahlen. Für mich bleibt kein Geld mehr übrig", sagt Reintjes. Er operiere dennoch - aber der hohen Nachfrage sei nicht nachzukommen. 

Wartezeiten von mehreren Monaten für die Patienten

Patienten warten teilweise monatelang auf die wichtige Operation. Im Fall des zweijährigen Samuel wurden es sieben Monate, obwohl seine Eltern deutschlandweit nach Terminen suchten. "Ich war sehr verzweifelt, denn es gab keine. Und Samuel hörte immer schlechter, keiner hat ihm geholfen", sagt seine Mutter Bianca Müller.

Termine für Schiel-OPs schwer zu bekommen

Einen ähnlichen Mangel gibt es auch bei Augen-OPs: Auf einen Eingriff, der das Schielen korrigieren soll, warten sowohl Kinder als auch erwachsene Patienten monatelang.

Die ambulante Schiel-Operation würde um die 930 Euro kosten, von der Krankenkasse gebe es aber nur 450 Euro, rechnet Augenarzt Daniel Salchow vor: "Das ist es aus meiner Sicht einfach nicht gerecht und nicht fair."

GKV: Mehr Geld durch Hygienezuschläge

Der Verbund der Deutschen Krankenkassen (GKV) teilt Markt mit, dass es seit 2024 generell mehr Honorar durch Hygienezuschläge gebe. Viele Ärzte finden die Bezahlung aber weiterhin zu gering und protestieren dagegen. In einer Petition an politische Entscheider wollen sie auf das Problem aufmerksam machen.

Anlaufstelle für Betroffene

Die Unabhängige Patientenberatung rät Betroffenen, sich immer an mehrere Arztpraxen zu wenden und es über die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen zu versuchen. Diese ist online oder unter der Rufnummer 116 117 erreichbar.

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