Parkinson: Symptome, Verlauf und Ursachen

Stand: 03.12.2024 11:19 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Die Parkinson-Krankheit hat vielfältige Symptome wie steife Bewegungen und Zittern. Wie ist der Verlauf von Morbus Parkinson? Wie hoch ist die Lebenserwartung? Und ist die Krankheit vererbbar?

von Nadine Becker

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Typische Symptome bei Parkinson sind Zittern, auch Tremor genannt, sowie verlangsamte, verminderte Bewegungen und eine Haltungsinstabilität. Diese Symptome treten vor allem im späteren Verlauf der Erkrankung auf.

In der Frühphase sind die ersten Anzeichen von Parkinson Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Symptome von Parkinson sein. Bei der Behandlung helfen neben Medikamenten auch Bewegung und Sport, um das Fortschreiten des Morbus Parkinson hinauszuzögern.

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, vor allem in der sogenannten Schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Hirnstamm. Dort kommt zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Die Folge: Die Nervenzellen verlieren zunehmend ihre Funktion und sterben ab. Dadurch fehlt es auch immer mehr an Botenstoffen wie Dopamin. Dopamin spielt eine wichtige Rolle für die Bewegung. Bei Dopamin-Mangel entstehen die sichtbaren Symptome der Parkinson-Krankheit.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die deutlichsten Symptome im Verlauf der Erkrankung betreffen das Bewegungssystem, die Motorik. Doch auch andere Beschwerden gehören zu den Folgen der Parkinson-Erkrankung:

  • Verringerte, langsame Körperbewegung
  • Muskelsteifheit
  • Zittern
  • schlurfender Gang
  • leise Sprache
  • Schrumpfen der Handschrift
  • ein starrer Gesichtsausdruck
  • glänzende Gesichtshaut
  • Schluckstörungen
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Kreislaufprobleme und Kreislaufschwäche, vor allem beim Aufstehen
  • Inkontinenz
  • Verstopfung
  • Depression

Verlauf von Morbus Parkinson: Erkrankung beginnt schleichend

Die Parkinson-Krankheit bleibt häufig über Jahrzehnte unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Zellen untergehen. Das liegt auch daran, dass die Frühsymptome der Erkrankung eher unspezifisch sind: zum Beispiel leiden Parkinson-Erkrankte im frühen Stadium häufig an Verstopfung und Schlafstörungen. Auch ein schlechter Geruchssinn bis hin zum Geruchsverlust und Depressionen treten häufig auf und können Hinweise sein - lange bevor es zu den typischen motorischen Symptomen kommt. Wenn das typische Zittern zu sehen ist, ist bereits der größte Teil der entsprechenden Nervenzellen im Mittelhirn zerstört.

Spezielle Schlafstörung als erstes Anzeichen von Parkinson

Als erstes spezifisches Symptom der Parkinson-Krankheit gilt eine REM-Schlafverhaltensstörung. Bei dieser Schlafstörung sprechen beziehungsweise schreien Betroffene oder bewegen sich ruckartig im Traum. Sie können sich oder andere sogar verletzen. Die Symptome der Schlafstörung lassen sich mit Medikamenten lindern. Ein großer Teil der Menschen, die im Traum zum Beispiel um sich schlagen, entwickeln in den folgenden zehn bis 15 Jahren eine Parkinson-Krankheit.

Ist Parkinson vererbbar?

Es gibt verschiedene Formen der Parkinson-Erkrankung. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können. Dann spricht man von familiären Parkinson-Formen. Dabei führen einige - aber nicht alle - vererbten monogenen Mutationen zwingend zu einer Parkinson-Erkrankung. Ob darüber hinaus polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) im Genom auch das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung. Männer haben insgesamt ein höheres Risiko an Parkinson zu erkranken als Frauen.

Ursachen: Umweltgifte und das Darm-Mikrobiom

Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Bei der Entstehung von Parkinson wird angenommen, dass es zumindest bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt: Die Zusammensetzung der Mikroorganismen aus Bakterien, Viren und Pilzen wird ungünstig verändert. Dadurch könnte das Immunsystem in Aufruhr geraten und entzündliche Prozesse an Nervenzellen auslösen.

Am Ende gehen die Nervenzellen durch Ablagerung von falsch gefaltetem alpha-Synuklein, einem Protein, zugrunde. Bei einigen Betroffenen sind zuerst die Nervenzellen im Verdauungstrakt betroffen - von dort aus könnten die Ablagerungen über den Vagusnerv und seine Verästelungen bis ins Gehirn gelangen.

Früherkennung von Parkinson

Das falsch gefaltete alpha-Synuklein lässt sich sowohl in der Haut als auch im Nervenwasser bereits im frühen Stadium der Erkrankung nachweisen. Zu einem sicheren Nachweis für Parkinson im Blut wird aktuell geforscht: Studien legen nahe, dass die Früherkennung mit einem Bluttest bereits sieben beziehungsweise zehn Jahre vor sichtbaren Symptomen möglich ist.

Behandlung der Parkinson-Erkrankung

Die Therapie sollte früh beginnen. Sie besteht immer aus mehreren Bausteinen, um die Mobilität zu erhalten und die Symptome zu lindern. Dazu gehören:

  • Medikamente, die für mehr Dopamin sorgen und die Motorik verbessern
  • Medikamente gegen Symptome wie Schlafstörungen, Verstopfung, Depression
  • Physiotherapie und als spezielle Physiotherapie „Big Therapie“ mit großen Bewegungen
  • Logopädie bei leiser Stimme und Schluckstörungen
  • Operation (Tiefe Hirnstimulation, Hirnschrittmacher) oder Ultraschallbehandlung bei starkem Zittern, das anders nicht mehr behandelt werden kann

Schutzfaktoren: Kann man Parkinson verhindern?

Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken. Denn diese Faktoren wirken positiv auf das Darm-Mikrobiom und gegen Entzündungsprozesse im Körper.

Parkinson als Berufskrankheit anerkannt

Dass Umweltgifte wie Pestizide und organische Lösungsmittel schädlich für die Nerven sein können, ist mittlerweile nicht nur wissenschaftlich, sondern auch behördlich anerkannt: Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender. Zu den Pestiziden gehören:

  • Pilzschutzmittel (Fungizide),
  • Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide)
  • Insektenschutzmittel (Insektizide).

Wer unzureichend geschützt mindestens 100 Anwendungstage mit einem dieser Pestizide im Berufsleben hatte, kann die Parkinson-Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen. Gegebenenfalls kann man so eine finanzielle Entschädigung bekommen, wenn eine Minderung der Erwerbsfähigkeit vorliegt.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Parkinson?

Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung. Insgesamt können die Symptome von Parkinson durch frühe Diagnose und individuelle Behandlung oft für lange Zeit gut in Schach gehalten werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 03.12.2024 20:15 Uhr

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