Migräne: Symptome, Ursachen, Behandlung

Stand: 22.10.2024 09:00 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Migräne setzt Betroffene völlig außer Gefecht. Die Ursachen sind nicht restlos geklärt. "Trigger" vermeiden, eine geeignete Ernährung und Ruhe sind wichtig. Akut helfen Medikamente wie Triptane. 

Anfallsartig auftretende Kopfschmerzen, pochend, stechend oder ziehend, oft nur halbseitig - so äußert sich Migräne. Meist begleiten den heftigen Kopfschmerz weitere Symptome wie Übelkeit, Licht-, Geruchs- oder Geräuschempfindlichkeit. Frauen sind dreimal so oft betroffen wie Männer: Jede siebte Frau in Deutschland leidet zumindest gelegentlich an diesem Krankheitsbild. Am häufigsten tritt Migräne im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf, jedoch können auch schon Kinder daran erkranken. Von den Schulkindern sind nach einer aktuellen Studie sogar 10 bis 15 Prozent betroffen.

Bei manchen Menschen häufen sich die Attacken mit der Zeit so sehr, dass sie schließlich - bei einer chronischen Migräne - nahezu ohne Pause ineinander übergehen. Privat und beruflich wird die Krankheit zur Belastung, weil Betroffene an Migräne-Tagen komplett "ausfallen". Im schlimmsten Fall kann das die Karriere, Beziehung und Zukunftspläne kosten.

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Symptome einer Migräne-Attacke

Ein Migräneanfall kann sich bereits Tage vor der Kopfschmerzphase ankündigen. Vorzeichen der nahenden Attacke sind Stimmungsschwankungen, Nervosität, manchmal auch Euphorie, Appetitlosigkeit, Heißhunger oder ein gesteigertes Kälteempfinden.

Migräne mit Aura

Bei 20 Prozent der Betroffenen tritt anschließend die sogenannte Auraphase mit Sehproblemen, Gesichtsfelddefekten, Sprachstörungen, Wahrnehmungsveränderungen oder Sensibilitätsstörungen der Arme oder Beine auf. Diese Phase beginnt in der Regel weniger als eine Stunde vor den Kopfschmerzen und dauert zwischen fünf und 60 Minuten.

Die Dauer einer Migräne-Attacke kann von wenigen Stunden bis zu drei Tagen variieren. Im Extremfall halten die Beschwerden auch länger als 72 Stunden an.

Diagnose von Migräne durch Kopfschmerz-Tagebuch

Sind es "nur" häufige Kopfschmerzen, oder ist es Migräne? Wer mehr als 15 Tage im Monat von Kopfschmerzen geplagt wird, leidet vermutlich unter chronischer Migräne. Für eine genaue Diagnose benötigt der Arzt nach der körperlichen Untersuchung eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden, die bei der Schmerzattacke auftreten. Entscheidend sind Angaben wie Ort und Dauer der Kopfschmerzen, Abstand zwischen den Attacken und eventuelle Begleitsymptome. Kopfschmerz-Fragebogen und -Tagebuch (auf Papier oder als App) erleichtern die Diagnose.

Ursachen von Migräne

Die Ursache von Migräne ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich erzeugt eine vorübergehend stärkere Durchblutung gewisser Gefäße im Gehirn für sich genommen bereits die Schmerzen, oder sie verursacht schmerzhafte kleine Entzündungen in den Gefäßwänden. Störungen der Neurotransmitter (Gewebshormone) können für die Durchblutungsschwankungen verantwortlich sein. Auch eine Überempfindlichkeit bei der Reizverarbeitung im Gehirn scheint eine Rolle zu spielen: Wenn die kritischen Situationen die Belastbarkeit übersteigen, kommt es zu einer Attacke. Höchstwahrscheinlich wird die Veranlagung zu Migräne vererbt.

Die Auslöser für Migräneanfälle (auch Trigger genannt) sind ganz unterschiedlich: Grelles Licht oder starker Lärm, aber auch Wettereinflüsse, Saunabesuche, hormonelle Schwankungen, Übermüdung oder Stress können Migräneanfälle fördern. Auch bestimmte Lebensmittel enthalten Reizstoffe - ungünstig wirken zum Beispiel oft Histamine, Konservierungsstoffe oder der Geschmacksverstärker Glutamat.

Bestimmte Lebensmittel können Migräne auslösen

Migräneattacken sind individuell sehr verschieden - ebenso die passenden Behandlungsmethoden. Fest steht: Ein Wundermittel, das die Kopfschmerzen von heute auf morgen auf Dauer beendet, gibt es nicht. Auch nicht das eine Ernährungskonzept, das bei allen Migränepatienten gleichermaßen gut anschlägt. Doch trägt generell eine Ernährungsumstellung in Kombination mit Änderungen des Lebensstils nachweislich zur Linderung der Migräne bei. Insbesondere ist Vorsicht geboten bei "Triggern": Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und bei histaminreichen Lebensmitteln - wie etwa Erdbeeren, Zitrusfrüchten, Schokolade, Rotwein, Salami, vielen Fertiggerichten und einigen Käsesorten. Daneben profitiert der gesamte Stoffwechsel von einer reduzierten Kohlenhydratzufuhr: also weniger Weißmehl und weniger Süßes.

Stresspegel senken beugt Migräne vor

Ein Migräne-Tagebuch mit mehreren Einträgen. © NDR Foto: Moritz Schwartz / Oliver Zydek
Ein Migräne-Tagebuch kann helfen, die Auslöser für eine Migräne-Attacke ausfindig zu machen.

Regelmäßiger Ausdauersport (Laufen, Schwimmen, Radfahren) sowie Entspannungsverfahren, zum Beispiel Autogenes Training, senken den Stresshormonspiegel und haben sich bei vielen Migränepatienten zur Vorbeugung bewährt. Bei manchen hilft Hypnose, einen Versuch wert ist zudem das Anwenden komplementärer Behandlungsformen wie Akupunktur oder Biofeedback-Verfahren.

Wie man einem Migräneanfall vorbeugen kann

  • Bringen Sie Struktur in Ihren Tagesablauf, halten Sie Ruhephasen ein und schlafen Sie ausreichend.
  • Gehen Sie möglichst häufig und lange an die frische Luft.
  • Meiden Sie körperliche Überlastung.
  • Begrenzen Sie Ihren Umgang mit elektronischen Medien.
  • Trinken Sie regelmäßig und ausreichend, mindestens 1,5 Liter pro Tag.
  • Gehen Sie nicht ohne Frühstück aus dem Haus und nehmen Sie die letzte Mahlzeit spätestens 2,5 Stunden vor dem Schlafengehen ein.
  • Essen Sie drei Mahlzeiten pro Tag, davon eine warme. Essen Sie in Ruhe und lassen Sie keine Mahlzeit ausfallen.
  • Meiden Sie Lebensmittel mit Histamin, zum Beispiel Tomaten, Zitrusfrüchte, Schokolade und Rotwein.
  • Meiden Sie Fertigprodukte und Lebensmittel mit dem Geschmacksverstärker Glutamat oder mit Konservierungsstoffen wie Pökelsalz, Tartazin und Benzoesäure.
  • Ein Migräne-Tagebuch kann helfen, die Auslöser (Trigger) herauszufinden.
  • Bei beginnendem Kopfschmerz kann ein Fußbad mit Senfmehl helfen.

Migräneattacken: Schmerzmittel können helfen

Die Leitlinie zur Therapie von Migräne der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt bei akuten Attacken, möglichst früh Medikamente einzunehmen. Denn grundsätzlich gilt: je früher der Zeitpunkt der Einnahme, desto besser die Wirkung.

Bei leichten bis mittleren Migräneanfällen helfen klassische Schmerzmittel oder Analgetika wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol. Auch Ibuprofen gehört dazu. Es zählt zur Gruppe der so genannten NSAR, der nicht steroidalen Antirheumatika.

Triptane: Hochwirksam und teilweise rezeptfrei

Die wirksamsten Medikamente zur Therapie mittelschwerer bis schwerer Migräneattacken sind laut aktuellen Forschungsergebnissen die Triptane. Diese spezifischen Migränemedikamente wirken auf Rezeptoren der geweiteten Blutgefäße im Gehirn, die sich daraufhin wieder verengen. Außerdem verhindern sie die Aktivierung entzündungsauslösender Eiweißstoffe.  

Vier der sieben wichtigsten Wirkstoffe, Sumatriptan, Naratriptan, Almotriptan und Rizatriptan gibt es in niedriger Dosierung inzwischen rezeptfrei in der Apotheke, wenn die Diagnose "Migräne" ärztlich bestätigt wurde. Triptane helfen bei Migräneanfällen mit und ohne Aura, sollten aber erst zu Beginn der Kopfschmerzphase eingenommen werden. 

  • Sumatriptan wirkt am schnellsten, wenn es bei akuten Anfällen als Spritze verabreicht wird. 
  • Eletriptan und das rezeptfrei erhältliche Rizatriptan wirken oral eingenommen am schnellsten.   
  • Das rezeptfrei erhältliche Naratriptan, dessen Wirkung etwas verzögert einsetzt, und Frovatriptan haben die längste Halbwertszeit und damit die längste Wirkdauer.  
  • Das rezeptfrei erhältliche Almotriptan und Eletriptan haben das günstigste Nebenwirkungsprofil.  
  • Wirkt ein Triptan nicht, kann der Umstieg auf ein anderes Triptan helfen.   
  • Möglich ist außerdem, dass bei einer späteren Attacke und wiederholten Anwendung doch eine Wirkung einsetzt. 

Triptane dürfen bei bestimmten Vorerkrankungen - wie zum Beispiel nach Herzinfarkten und Schlaganfällen - nicht eingesetzt werden und es gibt mögliche Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit oder Engegefühle in der Brust. Doch ihr Nutzen überwiegt in den meisten Fällen die Nebenwirkungen. Trotzdem, so belegen Studien, werden Triptane oft zu selten eingesetzt.  

Migränerisiko: Schmerzmittel-Übergebrauch

Wichtig aber ist: Alle Medikamente dürfen nicht zu oft eingenommen werden, sie dienen ausschließlich der akuten Behandlung der Migräneattacken und nicht der Vorbeugung. Werden Schmerzmittel zu häufig eingesetzt, können sie ihrerseits Migräneattacken fördern oder sogar zu einem Dauerkopfschmerz führen.  

Bei Triptanen liegt die Schwelle dieses sogenannten Medikamentenübergebrauchs bei der Einnahme an zehn oder mehr Tagen pro Monat. Auch andere Schmerzmittel, wie zum Beispiel Ibuprofen, bergen dieses Risiko. Bei ihnen liegt die Schwelle mit rund 15 Tagen pro Monat etwas höher.   

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Dieses Thema im Programm:

BR Fernsehen | Gesundheit! | 22.10.2024 | 19:00 Uhr

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