Illustration von einem Elternpaar mit einem Baby im Arm. © NDR / Rosanna Staus Foto: Rosanna Staus
Illustration von einem Elternpaar mit einem Baby im Arm. © NDR / Rosanna Staus Foto: Rosanna Staus
Illustration von einem Elternpaar mit einem Baby im Arm. © NDR / Rosanna Staus Foto: Rosanna Staus
AUDIO: #07 Geburtsvorbereitung und Geburtsort: Was müssen wir beachten? (44 Min)

Geburtsvorbereitung und Geburt - Von Kurs, Klinik bis PDA

Stand: 02.10.2023 17:17 Uhr

Vor der Geburt eines Kindes stellen sich für werdende Eltern viele Fragen: Wie finde ich eine Hebamme? Wo soll das Kind zur Welt kommen? Wie läuft die Geburt ab? Periduralanästhesie (PDA) - ja oder nein?

von Stefanie Grossmann

Eine wichtige Stütze während der gesamten Schwangerschaft ist eine Hebamme - physisch wie psychisch. Sie übernimmt die Vor- und Nachsorge, hilft bei Beschwerden und berät in allen wichtigen Fragen zum Thema Geburt. Eine Beleghebamme unterstützt die Gebärende auch bei der Geburt im Krankenhaus. Es ist ratsam, sich frühzeitig eine Hebamme zu suchen. Aufgrund der wenigen Betreuungsmöglichkeiten einzelner Hebammen empfiehlt es sich mehrere Hebammen anzufragen. Bei der Entscheidung für eine Hebamme spielen das persönliche Vertrauensverhältnis und der "Wohlfühlfaktor" eine wichtige Rolle.

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Die Hosts des Podcasts "Tatsächlich schwanger" Lucie Kluth und Tim Winterscheid mit Dr. Manuela Tavares. © NDR/N-JOY

Podcast "Tatsächlich schwanger" in der ARD Audiothek

Im Podcast "Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst" gibt es Infos rund um Schwangerschaft, Geburt und erste Zeit mit Baby. extern

Die Plattform des Deutschen Hebammenverbandes, die Hebammenlisten der Städte und Gemeinden oder die Hebammenliste der gesetzlichen Krankenkassen erleichtern die Suche. Die Kosten für eine Hebamme übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen vor und nach der Geburt sowie anteilig für die Betreuung während der Geburt. Eine Hebamme berät bei der Auswahl der Klinik, des Geburtshauses, und ob eine Hausgeburt in Frage kommt.

Weitere Aspekte sind:

  • Lebensführung für Schwangere und Vorsorge
  • Verlauf der Schwangerschaft (Frühgeburten und Kaiserschnitt)
  • Ablauf der Entbindung
  • Nachsorge im Wochenbett
  • Hilfe bis zum Ende der Stillzeit

Gesetzliche Krankenkasse bezahlt Geburtsvorbereitungskurs

Eine schwangere Frau liest sich während eines Geburtsvorbereitungskurses  in Hamburg eine Informationsbroschüre zum Thema Stillen durch und hält eine Babypuppe im Arm. © dpa-Themendienst Foto: Babette Brandenburg
Im Geburtsvorbereitungskurs werden Schwangeren Unsicherheiten genommen.

Für klassische Geburtsvorbereitungskurse in einem Umfang von bis zu 14 Stunden übernehmen die Krankenkassen ebenfalls die Kosten. Die Kurse müssen von zugelassenen Hebammen geleitet werden. Für Partner werden - je nach Krankenkasse - die Kosten manchmal anteilig übernommen. Mit der Geburtsvorbereitung kann ab der 25. Schwangerschaftswoche begonnen werden. Der Kurs sollte spätestens in der 36./37. SSW beendet sein.

Hypnobirthing und Prenatal Bonding sind Eigenleistungen

Besondere Formen wie Hypnobirthing nach Mongan, Prenatal Bonding oder Kurse zur Friedlichen Geburt für ein angstfreies Geburtserlebnis müssen in der Regel selbst bezahlt werden. "Hypnobirthing ist ein Überbegriff für jene Techniken, die mit Hypnose und Tiefenentspannung in der Geburtsvorbereitung arbeiten", erläutert Gynäkologin Manuela Tavares.

In der Geburtsvorbereitung werden grundlegende Informationen über den Ablauf und die Phasen der Geburt vermittelt. Dazu gehören:

  • Atemübungen und Entspannungstechniken
  • mögliche Geburtspositionen
  • Entscheidungshilfen über Geburtsorte
  • Aufklärung zum Ablauf der Geburt (vaginal, Geburtszange, Kaiserschnitt)
  • Methoden der Schmerzlinderung
  • Wissenswertes über Wochenbett, Stillzeit und Säuglingspflege
  • Rolle der Partner

Geburtsort: Krankenhaus oder Geburtshaus?

Eine schwangere Frau probiert im Kreissaal der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg probeweise einen Plastikfrosch aus, der als Hilfsmittel für die Phase der Presswehen bei der Geburt eingesetzt wird. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Mascha Brichta
Die Mehrzahl der Schwangeren entscheidet sich für eine Geburt in einer Klinik.

Über 90 Prozent aller Frauen in Deutschland bekommen ihr Baby im Krankenhaus. Hebammen, Ärztinnen und Ärzte, Medikamente und in einigen Krankenhäusern auch Kinderärzte und -ärtzinnen sind jederzeit verfügbar. Eine Alternative zur Klinik ist ein Geburtshaus. In einem Geburtshaus wird die Gebärende überwiegend in einer 1 zu 1-Situation von den Hebammen betreut, die sie bereits vorgeburtlich kennengelernt hat. Wer in einem Geburtshaus entbindet, geht anschließend nach Hause. Letztendlich entscheidet bei der Wahl des Geburtsortes nicht nur die medizinische Ausgangssituation, sondern auch das Bauchgefühl, was individuell besser zu einem passt.

Es gibt einige medizinische Einschränkungen: bei Risikoschwangerschaften wie beispielsweise einer Beckenendlage des Kindes, Zwillingsschwangerschaften oder relevanten chronischen Krankheiten ist eine Entbindung im Geburtshaus nicht möglich.

Hausgeburt erfordert sorgfältige Geburtsplanung

Nur noch wenige Frauen (ein bis zwei Prozent) bringen ihr Kind zu Hause zur Welt. Eine Hausgeburt ist nur möglich, wenn keine medizinischen Risiken vorauszusehen sind. Eine sorgfältige Geburtsplanung ist das A und O bei einer Hausgeburt. Statistiken belegen, dass es bei guter Vorbereitung nur selten zu kritischen Situationen kommt, die eine Verlegung ins Krankenhaus erfordern. Trotzdem sollten sich Frauen zur Sicherheit in einer nahegelegenen Klinik anmelden. Für die Hebammen-Rufbereitschaft übernehmen Krankenkassen einen Beitrag von etwa 250 Euro.

Infoabende und Besichtigung helfen bei der Klinik-Wahl

Bei der Wahl der Klinik hilft zum einen ein Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern. Zum anderen bieten Geburtsstationen regelmäßig Informationsveranstaltungen und Besichtigungstermine an. Werdende Eltern können dabei einen Blick in Kreißsaal und Belegzimmer werfen sowie Fragen stellen. So lässt sich schon mal ein Gefühl dafür entwickeln, was Atmosphäre und Räumlichkeiten betrifft.

Möglicher Fragenkatalog:

  • Passt die Klinik zu uns?
  • Wie weit ist das Krankenhaus vom Wohnort entfernt?
  • Gibt es Rooming-in?
  • Ist eine Kinderintensivstation (Neonatologie) angebunden?
  • prozentualer Anzahl der Kaiserschnitte

Was gehört in die Kliniktasche?

  • bequeme Kleidung wie längere T-Shirts, auch zum Wechseln während der Geburt
  • Hausschuhe zum Hineinschlüpfen
  • warme Socken und eine bequeme Jacke oder Pulli (viele Frauen frieren in den späteren Phasen der Geburt)
  • Bademantel
  • Schlafanzüge oder Nachthemden, Jogginghosen fürs Wochenbett
  • Oberteile, die sich zum Stillen bequem öffnen lassen oder weite T-Shirts.
  • Still-BH (circa eine Größe größer als im letzten Schwangerschaftsdrittel)
  • Optional: Stillkissen
  • Haargummi oder Haarband bei langen Haaren
  • Fettstift für die Lippen
  • Körperpflegeartikel
  • Brille statt Kontaktlinsen
  • Handy plus Ladekabel
  • Fotokamera ohne Blitz
  • mobile Musikbox für Lieblings-Playlist oder Mediationen
  • Verpflegung wie energiereiche Snacks oder Müsliriegel, Smoothies oder Säfte, eventuell Traubenzucker. Im Kreißsaal stehen meist Wasser sowie Tee bereit. Auch an die Begleitperson denken.
  • weite Kleidung für den Heimweg (Orientierungspunkt: sechster Monat)
  • Babykleidung für den Nachhauseweg wie Strampler oder Höschen und Oberteil, Jacke, Mütze und Babydecke
  • Babyschale mit der nötigen Ausstattung für Neugeborene. Alternativ: Kinderwagen oder Tragetuch
  • Kleingeld für diverse Automaten (parken, Kaffe, Snacks)
  • Dokumente wie Personalausweis, Mutterpass, Stammbuch oder Heiratsurkunde, Geburtsurkunde der Mutter, wenn sie ledig ist.
  • Versichertenkarte der Krankenkasse

In der 36. Schwangerschaftswoche sollten Schwangere eine Kliniktasche packen. Dann dauert es noch mehr oder weniger vier Wochen bis zur Geburt. Falls das Kind früher kommt, lässt sich so Stress vermeiden. In der Tasche sollte das Wichtigste für ein paar Tage Klinikaufenthalt sein.

Beckenendlage: Wendung des Ungeborenen von außen

Liegt ein Kind in der 37. Schwangerschaftswoche noch in der Beckenendlage, kann es sich manuell von außen drehen lassen. Mit bestimmten Handgriffen versuchen Ärztinnen und Ärzte das Ungeborene aus der Beckenendlage durch die Bauchdecke um 180 Grad zu wenden und in Schädellage zu bringen. Der Vorgang kann schmerzhaft sein, da er ohne Narkose stattfindet. Er hat eine Erfolgsquote von 50 bis 75 Prozent.

Entbindungsmethoden - Von Gebärstuhl bis Wassergeburt

Blick in ein Entbindungszimmer im Kreißsaal des HELIOS Hanseklinikum Stralsund. © picture alliance/dpa Foto: Stefan Sauer
Bei einer Wassergeburt gebärt die Schwangere ihr Kind in einer speziellen Geburtswanne.

Je nach Ausstattung und Angebot können sich Frauen zwischen verschiedene Methoden zu entbinden, entscheiden. Neben dem Entbindungsbett gibt es die Möglichkeit, das Kind in einem Gebärstuhl zur Welt zu bringen. Einige Geburtskliniken bieten auch Wassergeburten in einer speziellen Badewanne an.

Eine Schwangere kann sich viel vornehmen - zu 100 Prozent planen lässt sich eine Geburt aber nicht. Es ist gut, sich im Vorfeld mit anderen Optionen zu befassen: zum Beispiel keine Schmerzmittel zu nehmen, was bietet die Klinik an und wie sind die Abläufe? Aufklärung kann Ängste nehmen, falls sich die Schwangere noch während der Geburt umentscheidet. Manuela Tavares, Gynäkologin und Pränataldiagnostikerin

Wann ist eine Geburtseinleitung medizinisch indiziert?

Bestehen gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind, leiten Ärztinnen und Ärzte eine Geburt medikamentös oder mechanisch ein: Wenn das Baby zu zart oder zu schwer ist, Kindsbewegungen abnehmen oder eine Terminüberschreitung vorliegt. Weitere Gründe sind ein Blasensprung, eine Präeklampsie (Bluthochdruckerkrankung) oder eine Schwangerschaftsdiabetes.

Zur Einleitung der Geburt bekommt die Gebärende heutzutage nicht mehr Oxytocin über eine Infusion, den sogenannten Wehentropf, verabreicht. Dies ist eher der Fall, wenn bereits der Muttermund eröffnet ist und Wehen unterstützt werden sollen, aber eher nicht für die Einleitung. Heute wird mit Prostaglandinen - als Tablette über den Mund oder vaginal eingeführt - eingeleitet.

Vorteile und Risiken der Schmerzlinderung durch Periduralanästhesie

Zur Schmerzerleichterung ist eine Periduralanästhesie (PDA) das Mittel der Wahl, wenn andere schmerzlindernde Maßnahmen nicht ausreichen. Eine PDA kann den Wehenschmerz unter der Geburt lindern, der Muttermund kann sich entspannen. Die Anästhesistin oder der Anästhesist setzt zunächst eine Betäubungsspritze in den Rücken. Anschließend wird ein dünner, flexibler Kunststoffschlauch in den Periduralraum eingeführt. Durch diesen Katheter läuft dann ein Lokalanästhetikum ein und blockiert so den Schmerz. Die Wirkung hält so lange an, wie das Medikament verabreicht wird. Meist erfolgt dies kontinuierlich über ein kleines Behältnis, das in einer Tasche am Körper getragen wird.

Während der Entbindung im Kreißsaal setzt der Anästhesist der Schwangeren eine Periduralanästhesie (PDA). © picture alliance / imageBROKER Foto: Judith Thomandl
Eine Periduralanästhesie (PDA) kann starke Geburtsschmerzen lindern.

Nachteile einer PDA: Nicht selten treten Taubheitsgefühle in den Beinen auf, die Muskelkraft kann beeinträchtigt sein und ein Laufen ist nicht möglich. Um dem entgegenzuwirken kommt heutzutage häufig die sogenannte Walking PDA zum Einsatz. Sie ist niedriger dosiert.

Darüber hinaus sind Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen mögliche Nebenwirkungen. Presswehen nimmt die Gebärende oft weniger stark wahr, der Geburtsverlauf verlangsamt sich dadurch häufig. Dadurch kommt es etwas häufiger zum Einsatz von Geburtszange oder Saugglocke.

Kaiserschnitt - Was kann vor und während der Geburt passieren?

Bei einem Kaiserschnitt, auch Sectio genannt, kommt das Kind nicht vaginal zur Welt, sondern wird durch einen operativen Eingriff durch die Bauchdecke geboren. In Deutschland liegt die Kaiserschnitt-Rate bei 30 Prozent. In manchen Fällen sind geplante (primäre) Kaiserschnitte medizinisch notwendig, etwa bei höhergradigen Mehrlingsgeburten, Querlagen oder schweren Erkrankungen der Mutter. Auch unter der Geburt kann ein Kaiserschnitt (sekundär) unausweichlich sein, vor allem dann, wenn eine Gefährdung von Mutter und/oder Kind besteht. Das kann ein Geburtsstillstand sein oder Komplikationen wie stark veränderte Herztöne.

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In den meisten Fällen kann auch ein sekundärer Kaiserschnitt unter regionaler Betäubung erfolgen. Die Mutter kann ihr Kind in den Arm nehmen, während der Bauch geschlossen wird. Außerdem kann der Partner oder die Partnerin bei der Geburt im Operationssaal in den meisten Fällen dabei sein. Ausgenommen davon sind Not-Kaiserschnitte, die in Vollnarkose durchgeführt werden. Nach einem Kaiserschnitt bleiben Mutter und Kinder noch drei bis fünf Tage zur Nachsorge in der Klinik.

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Illustration von einem Elternpaar mit einem Baby im Arm. © NDR / Rosanna Staus Foto: Rosanna Staus

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Dieses Thema im Programm:

N-JOY | Tatsächlich schwanger – Alles, was ihr jetzt wissen müsst | 05.10.2023 | 07:10 Uhr

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