Geesthacht kämpft um sein Krankenhaus
Ende September hatte das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Eine Petition fordert den Erhalt des Krankenhauses, explizit der Frauen- und Geburtsklinik.
Etwa 7.900 Bürgerinnen und Bürger haben die Petition für den Erhalt des Krankenhauses Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) unterschrieben. Am Dienstag haben die Initiatoren ihre Forderungen im Petitionsausschuss des Landtags vorgestellt. Sie rufen das Land auf, sich aktiv für die Klinik einzusetzen. Insbesondere die Geesthachter Geburtshilfe sei von herausragender Bedeutung, heißt es. Dafür setzt sich auch der Landesverband der Hebammen ein.
Befürchtung: Weitere Wege für werdende Eltern
Die Verbandsvorsitzende Anke Bertram betont, dass es wichtig sei, die Klinik zu erhalten. Nicht nur weil werdende Eltern aus der Region sonst weite Wege in Kauf nehmen müssten. Auch werde im Fall der Schließung eine enorme Versorgungslücke in der Region befürchtet. Die Initiatorin der Petition, Jennifer Fröhlich, spricht von einem "Juwel", das nicht aufgegeben werden darf: "Insbesondere die Frauen- und Geburtsklinik des Krankenhauses ist weit über die Grenzen unseres Kreises wegen der ganzheitlichen, individuellen und interventionsarmen Geburtshilfe bekannt und beliebt", betont Fröhlich, die werdende Hebamme im siebten Semester ist. Das Krankenhaus sei nicht nur Anlaufstelle für Geesthachterinnen und Geesthachter, sondern auch für Menschen aus umliegenden Orten wie Mölln, Schwarzenbek oder Lauenburg.
Kleine Hebammenzentren als Lösung?
Weite Wege - ein generelles Problem im Land, findet der Hebammenverband. Zu viele Kreißsäle in Schleswig-Holstein hätten in den vergangenen Jahren schließen müssen. Eltern gerade im Lauenburgischen, in Nordfriesland, Dithmarschen oder im nördlichen Ostholstein müssten zu weit fahren. Das sei gefährlich besonders in Notfällen. Deshalb fordert der Hebammenverband zum Beispiel im ländlichen Raum kleine Hebammenzentren - als Anlaufstellen für werdende Mütter, wo ihnen geholfen wird und sie im Fall der Fälle auch ihr Kind zur Welt bringen können.
Situation der Geburtshilfe in Schleswig-Holstein
Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums ist die nächste Geburtsklinik von Geesthacht die rund 18 km entfernte Klinik in Reinbek. Insgesamt gibt es derzeit 15 an der Versorgung teilnehmende Entbindungskliniken. Aus Sicht des Ministeriums ist die geburtshilfliche Versorgung im Land gesichert.
Eine NDR Datenanalyse zeigt, dass in 58 Gemeinden die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Entbindungsstation weiter wäre, sollte die Geburtsstation in Geesthacht schließen. Im Durchschnitt wären es Luftlinie 6,5 Kilometer mehr, Ausgangspunkt ist immer das Zentrum der jeweiligen Gemeinde.
Gespräche mit Investoren laufen
Im November teilte die Sanierungsgeschäftsführung mit, dass sich mehrere Investoren für eine Übernahme des insolventen Klinikums interessieren. Die größten Herausforderungen in den Verhandlungen mit potentiellen Investoren seien das Millionen-Defizit und der Mangel an Patientinnen und Patienten. Beispiel Frauen-und Geburtsklinik: Um rentabel zu arbeiten, brauche ein Klinikum dieser Größe etwa 1.200 Geburten im Jahr, so die Sanierungsgeschäftsführung. Aktuell werden aber nur 700 Babys im Jahr im Johanniter-Krankenhaus geboren. Deshalb sieht das Sanierungskonzept unter anderem attraktivere Angebote für werdende Mütter vor. Das Ziel der Sanierungsgeschäftsführung im November: Bis Weihnachten soll ein Investor gefunden sein.