Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel © picture alliance/dpa Foto: Martin Gerten

Sprunghafte Erderwärmung: AWI-Forschende finden möglichen Grund

Stand: 06.12.2024 10:30 Uhr

Die Temperaturen im vergangenen Jahr haben alle Rekorde gebrochen. Auf der Erde war es wärmer als je zuvor. Forschende des AWI in Bremerhaven und andere Wissenschaftler haben eine mögliche Ursache gefunden.

Eine Auswertung von Satellitendaten und Computermodellen zeigten, dass es 2023 besonders wenig Wolken in niedriger Höhe gab, schreibt das Forscherteam in der Fachzeitschrift "Science". Weil diese Sonnenlicht reflektieren, kühlen sie die Erde - weniger Wolken bedeuten deshalb mehr Sonneneinstrahlung. Klimaphysiker Helge Gößling von Alfred-Wegener-Institut (AWI) und seine Kollegen aus Bonn und Bremen stellten einen ungewöhnlich hohen Wert für die aufgenommene Strahlung fest.

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Niedrige Wolken verstärkt im Nordatlantik zurückgegangen

Besonders ausgeprägt sei der Rückgang tiefhängender Wolken in den Tropen und den mittleren Breiten der nördlichen Erdhalbkugel. "Auffallend ist, dass der östliche Nordatlantik, der einer der Haupttreiber für den jüngsten Anstieg der globalen Mitteltemperatur ist, nicht nur 2023 einen deutlichen Rückgang von niedrigen Wolken verzeichnete, sondern - wie fast der gesamte Atlantik - bereits in den letzten zehn Jahren", sagt der Wissenschaftler. Im vergangenen Jahr habe sich eine extreme Ausprägung eines Trends gezeigt.

Weshalb gibt es weniger tiefhängende Wolken?

Weshalb es weniger niedrige Wolken gebe, sei noch unklar. Möglich sei, dass wegen schwächerer Winde besonders wenig Sahara-Staub auf den Atlantik getragen wurde. Zudem könnten härtere Auflagen für Schiffsdiesel dazu geführt haben, dass weniger Feinpartikel ausgestoßen wurden. Beides hätte zur Folge, dass es weniger Schwebteilchen in der Luft gibt, an denen sich Wasser niederschlagen könnte - wodurch sich Wolken bilden. Ein weiterer Grund könnte den Autoren zufolge der Klimawandel selbst sein: Studien haben demnach gezeigt, dass die Erwärmung der Meeresoberfläche weniger niedrige Wolken zur Folge haben könne.

Ergebnisse könnten schnellere Erderwärmung bedeuten

Sollte sich eine Rückkopplung zwischen Erderwärmung und Wolken bestätigen, "müssen wir mit einer recht starken zukünftigen Erwärmung rechnen", resümiert Klimaphysiker Gößling. Die Erde könnte deshalb einer globalen Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad bereits näher sein als bislang gedacht.

Temperaturanstieg nicht allein durch Treibhausgase erklärbar

Als wesentliche Ursache für den globalen Temperaturanstieg gelten Experten zufolge Treibhausgase. Verstärkend wirken demnach eine derzeit erhöhte Sonnenaktivität, das Wetterphänomen "El Niño", vulkanische Aktivitäten und weniger Feinstaub über den Ozeanen. Diese Effekte könnten den sprunghaften Anstieg im vergangenen Jahr jedoch nicht vollständig erklären, schreiben die Forschenden. Die Temperatur habe fast 1,5 Grad über der im Vergleichszeitraum von 1850 bis 1900 gelegen. 2022 hatte die Temperatur noch 0,3 Grad niedriger gelegen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 06.12.2024 | 13:00 Uhr

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Wissenschaft

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