Während die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverband NORDMETALL und der Gewerkschaft IG Metall Küste am 15.10.2024 in Bremen läuft, demonstrieren die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie vor den Fenstern. © picture-alliance/dpa Foto: Izabela Mittwollen

Tarifstreit: Arbeitgeber-Angebot für Metall- und Elektroindustrie

Stand: 15.10.2024 18:22 Uhr

Bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie in Bremen haben die Arbeitgeber am Dienstag erstmals ein Angebot vorgelegt. Doch der IG Metall geht es nicht weit genug.

Der Arbeitgeberverband Nordmetall schlägt vor, dass Beschäftigte ab Juli 2025 schrittweise 3,6 Prozent mehr Lohn erhalten. Konkret sollen die Gehälter zunächst um 1,7 Prozent steigen. Ab Juli 2026 könnten die mehr als 130.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nochmals 1,9 Prozent mehr Lohn erhalten. Sollte es den Unternehmen wirtschaftlich schlecht gehen, können sie unter bestimmten Bedingungen Zahlungen verschieben oder streichen.

Arbeitgeber: "Angebot ist Zeichen der Wertschätzung"

"Wir haben sehr intensiv das Angebot diskutiert und auch wirklich darum gerungen, was in der aktuellen wirtschaftlichen Lage überhaupt anbietbar ist", sagte Verhandlungsführerin Lena Ströbele. Auch Auszubildende sollen einmalig mehr Geld bekommen. Der Tarifvertrag soll 27 Monate laufen. "Unser Angebot ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Beschäftigten auch in der Krise", so Ströbele.

Gewerkschaft IG Metall weist Angebot zurück

Der IG Metall Küste geht das Angebot nicht weit genug. "Man muss sehr deutlich sagen: Das Angebot ist zu wenig, die Tariferhöhungen kommen zu spät und die Laufzeit ist zu lang", betonte Bezirksleiter und Verhandlungsführer Daniel Friedrich. Die Beschäftigten würden jetzt mehr Geld erwarten. "Man wartet gerne neun Monate auf den Nachwuchs. Aber jetzt noch mal neun Monate auf die nächste Tariferhöhung zu warten, das ist keine freudige Erwartung, sondern da ist eher Frust bei den Kolleginnen und Kollegen", sagte Friedrich. Die IG Metall Küste fordert für ihre Mitglieder nach eigenen Angaben sieben Prozent mehr Geld. Auszubildende sollen 170 Euro mehr bekommen. Der Tarifvertrag soll zwölf Monate laufen.

NDR 90,3 Reporter Jörn Straehler-Pohl © NDR Foto: Anna Rüter
AUDIO: Demo der IG Metall Küste zum Auftakt der Tarifverhandlungen (16.09.2024) (1 Min)

IG Metall droht mit Warnstreik

Die Gewerkschaft werde das Angebot der Arbeitgeber nun intern bewerten und über einen ersten Warnstreik nachdenken, kündigte Friedrich an. "Wenn wir am Verhandlungstisch nicht die Bewegungen bekommen, die wir uns vorstellen, dann bleibt uns nur der Druck aus den Betrieben", sagte der Bezirksleiter. Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite Ströbele hatte zuvor im Gespräch mit dem "Weser-Kurier" für eine schnelle Lösung plädiert. "Wenn es nach mir geht, brauchen wir keinen Streik", sagte sie. Am Dienstag kamen laut Polizei rund 500 Menschen zu einer Kundgebung in Bremen zusammen, hielten Banner hoch und zündeten Rauchbomben.

Verhandlungen gehen am 29. Oktober weiter

Die IG Metall Küste hatte zum Auftakt der Verhandlungen angekündigt, Warnstreiks zu planen. Diese wären nach Ablauf der sogenannten Friedenspflicht zulässig - sie endet in der Nacht auf den 29. Oktober. Dann sollen auch die Verhandlungen in Kiel fortgeführt werden. Die erste Tarifrunde in Hamburg war Mitte September ohne Angebot für die Angestellten in Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern geblieben.

Weitere Informationen
Vertreter von Volkswagen (r) und IG Metall (l) stehen zu Beginn der Tarifverhandlungen im Schloss Herrenhausen. © Julian Stratenschulte/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Tarifrunde von VW und IG Metall: Standpunkte gehen weit auseinander

VW fordert Kostenentlastung. IG Metall kündigt "erbitterten Widerstand" an. Die Belegschaft protestiert lautstark. (25.09.2024) mehr

Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kundgebung der IG Metall Küste nehmen an einem Demonstrationszug am Heiligengeistfeld in Hamburg teil. © picture alliance Foto: Christian Charisius

Metall- und Elektroindustrie: Tarifverhandlungen in Hamburg gestartet

Die IG Metall Küste fordert sieben Prozent mehr Lohn für die mehr als 130.000 Beschäftigten. Von der Arbeitgeberseite gibt es vorerst kein Angebot. (16.09.2024) mehr

Ein Helikopter fliegt über den Offshore-Windpark Riffgat, rund 15 Kilometer nördlich der Insel Borkum. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Offshore-Arbeit: IG Metall Küste fordert weitere Sicherheitsmaßnahmen

Die Anzahl der Menschen, die in der Windindustrie arbeiten, steigt. Die Gewerkschaft fordert deshalb neue Rettungskonzepte. (24.05.2024) mehr

Eine Fahne der Gewerkschaft IG-Metall weht vor blauem Himmel. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

IG Metall Küste verzeichnet Mitgliederzuwachs

Die IG Metall Küste gewann 2023 fast 13.000 neue Mitglieder. In den anstehenden Tarifverhandlungen geht es um mehr Lohn, aber auch bessere Arbeitszeiten. (31.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 15.10.2024 | 14:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein ICE 4 steht in einem Leitwerk auf einem Gleis. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Bremen eingeschränkt befahrbar

Bei einer Betriebsfahrt war ein Zug entgleist. Reisende müssen weiter mit Verspätungen von bis zu zehn Minuten rechnen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen