Bahnübergang offen, aber Züge fahren durch: Sorge nach Unfall
Anwohner im Oldenburger Stadtteil Ofenerdiek sorgen sich um die Sicherheit an einem Bahnübergang. Dessen Schranken werden wegen einer Baustelle aktuell per Hand bedient.
Nachdem es bereits am 11. Januar zu einem Unfall zwischen einem Zug und einem Auto gekommen war, wurde nun ein weiterer Vorfall bekannt. Ein Güterzug soll durchgefahren sein, während der Bahnübergang geöffnet war. Die Bahn teilte mit, dass der Übergang zu jedem Zeitpunkt gemäß der Vorschrift gesichert gewesen sei. Demnach erkrankte kurzfristig ein Mitarbeiter, der eigentlich die Schranke hätte bedienen sollen. Als Alternativlösung habe die Bahn deshalb sogenannte Fahrten auf Befehl veranlasst, erklärte eine Sprecherin.
Züge stoppen und machen auf sich aufmerksam
Das bedeutet: Bei Fahrten auf Befehl stoppt der Zug am Bahnübergang und macht mit einem lauten Pfeifsignal auf sich aufmerksam. Wenn der Straßenverkehr dies zulasse, werde sehr langsam im Schritttempo auf den Übergang gefahren. Wenn der Zug die Mitte des Übergangs erreicht habe, gelte er als gesichert und der Zug fahre normal weiter, teilte die Deutsche Bahn dem NDR Niedersachsen auf Anfrage mit. Das Einhalten aller Vorschriften überwache das Eisenbahn Bundesamt als Aufsichtsbehörde. Seit Donnerstagmorgen ist am Übergang demnach auch wieder durchgängig ein Sicherungsposten vor Ort.
ProBahn: Zwei Mitarbeiter wären nötig
Der Fahrgastverband ProBahn kritisiert die Lösung der Deutschen Bahn. Ein Bahnübergang in einer großen Stadt wie Oldenburg sollte eigentlich von zwei Personen gesichert werden, sagte der ProBahn-Vorsitzende Malte Diehl. "Ich hätte erwartet, dass nach so einem schlimmen Unfall besonderes Augenmerk darauf gelegt wird", sagte Diehl dem NDR Niedersachsen. Er wolle den Unfall zwar nicht bewerten, "gerade dann müsste man aber doch feststellen, dass es nicht ausreicht, keinen Ersatz an der Stelle zu haben und nach Befehl zu fahren."
Oldenburger Stadtrat befasst sich mit Bahnübergang
In Oldenburg sorgen die Vorfälle an dem Bahnübergang bei vielen Anwohnern für Unsicherheit - einige meiden den Übergang. Im Oldenburger Stadtrat gibt es nun auch einen Dringlichkeitsantrag, um sich mit dem Thema zu befassen. Bei dem Unfall am Wochenende war ein Autofahrer an dem Übergang mit einem Zug kollidiert und leicht verletzt worden. Eine Radfahrerin kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelt in dem Fall.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, dass die Bahn bestätigt habe, dass der Übergang ungesichert war. Dies war nicht korrekt. Der Bahnübergang war laut Sprecherin vorschriftsmäßig durch die sogenannten Fahrten auf Befehl abgesichert. Außerdem muss der Zugführer bei Fahrten auf Befehl nicht wie ursprünglich beschrieben dreimal hupen, sondern ein "mäßig langer Ton" muss auf den Zugverband aufmerksam machen. Der Zug fahre zudem Schritttempo, bis er die Mitte des Überwegs erreicht habe, teilte die DB mit.