Continental gibt Autozuliefer-Sparte ab: Unsicherheit in Hannover
Der Continental-Vorstand hatte die Pläne bereits im August angekündigt, jetzt hat er sie abgesegnet: Die Automobil-Sparte Automotive wird vom Konzern abgespalten und als sogenanntes Spin-off an die Börse gebracht. Für die Beschäftigten bedeutet das Unsicherheit.
Bremsen, Displays, Software: Die Produktpalette der Conti-Automobil-Sparte ist breit gefächert. Aber: Seit Jahren hat die Sparte finanzielle Probleme. Eine neue Konzernstruktur soll es jetzt richten. Vom Abspalten des Automotive-Bereichs erhofft sich der Vorstand, flexibler und schneller auf die Bedürfnisse weltweit unterschiedlicher Märkte reagieren zu können. Der Anpassungsdruck sei hoch. Außerdem sollen mit dem Schritt die verbleibenden ertragsstarken Bereiche Reifen und Contitech gestärkt werden.
Betriebsrat verhandelt unter Hochdruck
Für die Beschäftigten sind nach wie vor viele Fragen unbeantwortet. Zurzeit verhandelt der Betriebsrat unter Hochdruck mit dem Unternehmen über die Perspektiven der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um den Erfolg der Gespräche nicht zu gefährden, will der Betriebsrat sich aktuell nicht öffentlich äußern. Nur so viel: Er sei angesichts des Fortgangs der Gespräche bisher "nicht alarmiert", sagt Hasan Allak, Konzernbetriebsrats-Vorsitzender. Klar ist aber, dass sich viele Jobs bei Continental durch die neue Struktur verändern werden.
Ungewisse Zukunft für Konzern-Beschäftigte
In der Automotive-Sparte arbeiten weltweit knapp 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - etwa die Hälfte aller Conti-Beschäftigten. Die größten Standorte in Deutschland sind Frankfurt am Main und Regensburg. In Niedersachsen betrifft es vor allem Beschäftigte in der neuen Konzernzentrale in Hannover. Dort arbeiten insgesamt 2.400 Menschen, und zwar für das verbleibende Reifengeschäft und den Bereich Contitech sowie etwa 1.000 von ihnen in konzernübergreifender Funktion. Letztere sind es, die aktuell nicht genau wissen, wie es für sie weitergeht. Der Grund: Ihre Jobs, etwa im Bereich Konzern-IT oder -Finanzen, haben mitunter Schnittstellen mit der Automotive-Sparte. Und diese wird nach der Abspaltung ihren Sitz in Frankfurt am Main haben.
Viele Jobs werden sich verändern
Wie sich die Konzern-Jobs allerdings genau verändern, inhaltlich und geografisch, ist aktuell Gegenstand der Gespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Aber: Für den Standort ist die Neuausrichtung alles andere als eine Stärkung. Bitter ist für Continental zudem, dass die Zentrale erst im vergangenen Jahr bezogen wurde - und mit Blick auf Umfang und Kosten in einer Zeit geplant wurde, in der es der Automobilbranche noch deutlich besser ging.
"Arbeitgeberseite ist am Zug"
Für Christiane Benner, erste Vorsitzende der IG Metall, ist klar: "Die aktuellen Themen sind eine Belastung für Beschäftigte und Betriebsräte. Für sie muss endlich spürbar werden, dass die Änderungen zu guten Ergebnissen führen. Da ist die Arbeitgeberseite am Zug."
Bei Continental läuft seit Längerem ein Sparprogramm. Die Kosten sollen um 400 Millionen Euro pro Jahr sinken, in der Verwaltung sowie der Forschung und Entwicklung fallen insgesamt 7.150 Jobs weg. Details zur neuen Konzernstruktur gibt es voraussichtlich noch vor Weihnachten. Die abschließenden Schritte erfolgen dann aber erst im neuen Jahr. Dann müssen der Aufsichtsrat und die Hauptversammlung dem Plan zustimmen.