VW in Brasilien wegen möglicher Sklavenarbeit verklagt
"Volkswagen do Brasil", eine Tochterfirma des Wolfsburger Autobauers, ist wegen möglicher Sklavenarbeit verklagt worden: Auf einer Amazonas-Farm sollen Arbeiter in den 1970er- und 1980er-Jahren wie Leibeigene behandelt worden sein.
Das brasilianische Arbeitsministerium reichte am Mittwoch Klage gegen Volkswagen Brasilien ein. "Die Arbeiter waren durch erschöpfende Arbeitszeiten, entwürdigende Arbeitsbedingungen und Schuldknechtschaft sklavereiähnlichen Bedingungen ausgesetzt", sagt die brasilianische Staatsanwaltschaft für Arbeitsrecht. Dokumente und Zeugenaussagen belegten die "schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen", so die Staatsanwaltschaft weiter. "Volkswagen do Brasil" äußerte sich dazu auf Anfrage bislang nicht.
Staatsanwaltschaft spricht von bewaffneten Wachleuten und Schuldknechtschaft
Die Vorwürfe beziehen sich auf eine große Rinderfarm im Bundesstaat Pará namens Fazenda Volkswagen, eine Tochterfirma von "Volkswagen do Brasil". Die Farm wurde in den 1970er-Jahren gegründet und sollte für VW der Einstieg ins Fleischgeschäft werden. Nach Angaben der Ermittler wurden Arbeiter auf der von der brasilianischen Militärdiktatur unterstützten Farm daran gehindert, diese zu verlassen - mit bewaffneten Wachleuten und durch ein System der Schuldknechtschaft. In einem Gutachten der Bundesstaatsanwaltschaft São Paulo war VW Brasilien 2017 vorgeworfen worden, sich aktiv an der Verfolgung von Regimegegnern beteiligt zu haben. Der Staatsanwalt hatte erklärt, dass Volkswagen offenbar von unmenschlichen Bedingungen auf der Rinderfarm gewusst und von Ausbeutung profitiert habe.
26 Millionen Euro Entschädigung gefordert
In der Zivilklage fordert die Staatsanwaltschaft Entschädigungszahlungen in Höhe von 165 Millionen Reais (rund 26 Millionen Euro). Die Anhörung vor Gericht ist für Februar 2025 angesetzt. Im März vergangenen Jahres war eine außergerichtliche Einigung gescheitert. Volkswagen ist nicht zum ersten Mal mit Vorwürfen der Menschenrechtsverletzung konfrontiert. Berichten Anfang des Jahres zufolge sollen bei den Bauarbeiten einer Teststrecke in China Zwangsarbeiter eingesetzt worden sein.