Stand: 06.11.2015 17:14 Uhr

Falsche CO2-Werte: VW will Kfz-Steuern übernehmen

Der Abgas eines Autos. © NDR
Volkswagen hat Testabläufe für bessere CO2-Werte gezielt manipuliert.

Der VW-Konzern will mögliche Nachzahlungen bei den Kfz-Steuern für die Hunderttausenden Fahrzeuge mit frisierten Angaben zum CO2-Ausstoß selber tragen. Das hat neue VW-Chef Matthias Müller nun in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an die 28 Finanzminister der Europäischen Union angekündigt. "Der Volkswagen Konzern wird dafür einstehen, dass etwaige Mehrsteuern ausgeglichen werden", heißt es in dem Schreiben. Müller bittet die Finanzminister in dem Brief darum, dem Konzern mögliche Steuernachzahlungen direkt in Rechnung zu stellen und das "nötigenfalls durch entsprechende rechtliche oder administrative Vorkehrungen sicherzustellen".

Beratungszentrum soll Fragen klären

In der EU könnten früheren Angaben zufolge rund 800.000 Fahrzeuge mit falschen CO2-Werten im Umlauf sein, 200.000 in Deutschland. Einige Autobesitzer dürften nach Müllers Ankündigung nun aufatmen. Schließlich hängt von dem CO2-Ausstoß bei Pkw mit Erstzulassung ab 1. Juli 2009 auch die Höhe der Kfz-Steuer ab. In seinem Schreiben erklärt Müller, ein mehrsprachiges Beratungszentrum einrichten zu wollen, "das rund um die Uhr für alle Anfragen im Zusammenhang mit den Folgen der ermittelten Ungereimtheiten zur Verfügung stehen wird".

Volkswagen manipuliert Testabläufe

Wie heute bekannt wurde, hat der Wolfsburger Autobauer Volkswagen Testabläufe gezielt manipuliert, um die Kohlendioxid-Werte sowie den Spritverbrauch seiner Fahrzeuge zu schönen. Das hat ein Konzernsprecher gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX eingeräumt. Die Falschangaben seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selber oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen, sagte er. Damit revidierte der Sprecher frühere Aussagen, wonach die frisierten Werte nur auf dem Papier gemacht wurden.

Fahrzeuge wurden auch extern getestet

Bevor das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg neue Automodelle zulässt, werden verschiedene Gutachten etwa zu den Abgaswerten erstellt. Sogenannte Technische Dienste wie der TÜV erledigen die Messungen entweder auf den eigenen Prüfständen oder direkt beim Hersteller. "Nicht alle betroffenen Modelle wurden auf dem Firmengelände in Wolfsburg getestet", sagte ein Sprecher. Einige Modelle seien auch extern überprüft worden.

TÜV weist Schuld von sich

Unterdessen hat der TÜV angegeben, keine Schuld an den frisierten Werten der VW-Fahrzeuge zu tragen. Der TÜV Nord, der große Teile der zertifizierten Tests für VW-Modelle begleitet, teilte am Freitag mit, man betreue "Typprüfungen ausschließlich gemäß den gesetzlichen Vorschriften". "Wir haben die Meldungen aus dem VW-Konzern selbstverständlich zum Anlass genommen, unsere Prozesse zu untersuchen. Dabei sind auf unserer Seite keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden", so ein Sprecher des Prüfkonzerns.

800.000 Autos könnten weltweit betroffen sein

VW hatte am Dienstag eingeräumt, dass bei internen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten zahlreicher Modelle aufgefallen seien. Die Angaben zum Ausstoß für CO2 und damit auch zum Spritverbrauch seien zu niedrig ausgewiesen worden. Volkswagen zufolge könnten weltweit bis zu 800.000 Autos der Konzernmarken VW, Audi, Skoda und Seat betroffen sein.

Weitere Informationen
VW-Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh spricht vor Pressevertretern. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

VW: Bruch zwischen Betriebsrat und Vorstand?

Kein Gesamtkonzept für den Umgang mit dem Abgas-Skandal, Sprachlosigkeit statt Zusammenhalt: In einem Brief attackiert VW-Betriebsratschef Osterloh das Konzern-Management und fordert Gespräche. mehr

Dichte Nebelschwaden ziehen am Kraftwerk am Volkswagen Werk in Wolfsburg vorbei. © dpa - Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Faktencheck für VW-Kunden

Seit dem vergangenen Dienstag hat der Abgas-Skandal bei Volkswagen eine neue Dimension erreicht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen aus Sicht der Kunden von VW, Audi und Co. (05.11.2015) mehr

Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk

Die VW-Abgas-Affäre: Eine Chronologie

Der Abgas-Skandal hat VW in die schwerste Krise der Firmengeschichte gestürzt. Was ist bislang geschehen? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 06.11.2015 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein Neugeborenes trinkt an der Brust der Mutter © Colourbox Foto: Sergey Novikov

Muttermilch spenden: Ab sofort in Göttingen möglich

Die Muttermilch wird für die Versorgung von Frühchen und Neugeborenen an der Universitätsmedizin Göttingen genutzt. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen