Ein Feld wird bewässert. © picture alliance/dpa | Lino Mirgeler Foto: Lino Mirgeler

Wasserstoffausbau: Landwirte sorgen sich um ihr Wasser

Stand: 15.10.2024 12:31 Uhr

Landwirte in Niedersachsen befürchten neue Konkurrenz um Wasserressourcen - und die sind ohnehin knapp. Hintergrund ist ein Gesetzentwurf zum Ausbau der Wasserstofferzeugung.

Der Bund berät derzeit über den Entwurf für ein Gesetz, das einen schnellen Ausbau der Wasserstoff-Versorgung ermöglichen soll. Für die Herstellung von Wasserstoff wird viel Wasser benötigt. In einem "Brandbrief" an alle niedersächsischen Bundestagsabgeordneten kritisiert Landvolkpräsident Holger Hennies daher, dass der Wasserstofferzeugung Vorrang vor der Nahrungsmittelerzeugung gegeben werde. Die Ernährungssicherung sowie die Trinkwasserversorgung müssten Vorrang vor der Wasserstofferzeugung haben. Diese seien von einem größeren öffentlichen Interesse.

Eine große Tafel weist im Rotterdamer Hafen auf eine Baustelle für grünen Wasserstoff hin. © NDR Info Foto: Marc-Olver Rehrmann
AUDIO: Europas Jagd nach Grünem Wasserstoff (15.10.2024) (24 Min)

Grundwasserversorgung in weiten Teilen Niedersachsens bereits knapp

Hennies verweist auf einen Erlass des Umweltministeriums in Hannover, dem zufolge das Grundwasser in vielen Teilen Niedersachsens bereits zu knapp sei, um es über die schon genehmigten Nutzungen hinaus zu verwenden. Denn durch den Klimawandel steige der Wasserbedarf bereits für viele andere Bereiche wie beispielsweise die Feldbewässerung an, erklärt Hennies.

Wasserstofferzeugung benötigt viele Wasserressourcen

Sorgen bereitet den Landwirten vor allem der hohe Wasserbedarf der Elektrolyseure, mithilfe derer Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird, sowie der Bau von Fernleitungen, die durch landwirtschaftlich genutzte Flächen führen sollen.

Für die Produktion von einem Kilogramm Wasserstoff sind neun bis zehn Liter Wasser notwendig, die dem lokalen Wasserkreislauf entzogen werden. Zusätzlich sind weitere Mengen an Wasser für die Aufbereitung und Kühlung der Elektrolyseure notwendig.

Was ist "grüner Wasserstoff"?

Wasserstoff ist keine Energiequelle wie Erdöl, Wind oder Sonnenenergie, sondern ein Energiespeicher. Von Natur aus kommt Wasserstoff nur in gebundener Form vor, etwa in Wasser oder Erdgas. Um das farblose chemische Element aus dieser Bindung abzuspalten, ist Energie notwendig. Dabei wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten. Für umweltfreundlichen "grünen Wasserstoff" werden Erneuerbare Energien wie Solar- oder Wind-Energie verwendet, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten (Elektrolyse).

Weitere Informationen
Eine Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, einem Elektrolyseur des Unternehmens Turneo © picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Energiewende: Warum Wasserstoff der große Hoffnungsträger ist

Klimaschutz geht nur mit dem Abschied von Gas und Öl. Als Alternative gilt in vielen Bereichen Wasserstoff. Die wichtigsten Fragen und Antworten. mehr

Ein Wasserstoff-Tank vor blauem Himmel. © picture alliance / Zoonar Foto: Alexander Limbach

Bund fördert grüne Wasserstoffprojekte in Niedersachsen

Wegen der Nähe zur Nordsee gibt es besonders viele Projekte. Bundesweit investieren Bund und Länder 4,6 Milliarden Euro. (15.07.2024) mehr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Energiewende

Wasserstoff

Landwirtschaft

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Das Bild zeigt Einsatzwagen der Polizei Hannover nahe des Weihnachtsmarkts. © NDR

Anschlag in Magdeburg: Niedersachsen verstärkt Schutzmaßnahmen

Die Zahl der Einsatzkräfte auf den Weihnachtsmärkten wird laut Innenministerin erhöht. Es wurde Trauerbeflaggung angeordnet. mehr