TikTok und Instagram erst ab 14? Ministerin wirbt für Mindestalter
Nach dem Vorstoß von Niedersachsens Kultusministerin Hamburg (Grüne) für ein Mindestalter von 14 Jahren bei der Nutzung von TikTok, Instagram und Co. melden sich kritische Stimmen. Manche sehen vor allem die Eltern in der Pflicht.
"Ich persönlich finde eine Altersgrenze von 14 Jahren für die Nutzung von Social Media sehr zielführend", sagte Julia Willie Hamburg. Schulen könnten so eine gewisse Medienkompetenz vermitteln und Eltern unterstützen, bevor Kinder auf Fake News oder Gewaltbilder stießen. Hamburg verwies zudem auf Studien, die zeigten, dass der Social-Media-Konsum umso schädlicher sei, je jünger ein Kind ist.
Hamburg: Politik beschäftigt sich mit Studien
Konkrete Pläne, wie eine Altersgrenze für soziale Medien in Deutschland aussehen könnte, gebe es noch nicht, sagte Hamburg. Die Politik beschäftige sich aber intensiv mit entsprechenden Studien. "Ich würde begrüßen, wenn das dann auch entsprechend geregelt wird", betonte die Ministerin.
Social Media: So ist aktuell die Regelung in Deutschland
Derzeit gibt es in Deutschland kein allgemeines, gesetzlich festgelegtes Mindestalter für Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Medien. Social-Media-Plattformen müssen aber Altersbeschränkungen in ihren Nutzungsbedingungen festlegen. Diese liegen fast immer unter 16 Jahren - meistens bei 13. Theoretisch müssten die Eltern von Jugendlichen unter 16 Jahren der Nutzung zustimmen - jedoch wird dies nur selten verifiziert. Zudem können Geburtsdaten bei der Registrierung leicht gefälscht werden.
Landesschülerrat blickt skeptisch auf Vorstoß
Auf Skepsis stößt der Vorschlag der Kultusministerin beim Landesschülerrat. "Wir sehen eine Diskussion über ein Verbot als nicht aussichtsreich", heißt es seitens der Schülervertretung zum Thema. Ein entsprechendes Verbot ginge an der Lebensrealität vorbei. Da Schülerinnen und Schüler in der Schule immer häufiger mit Fake News, Verleumdungen und weiteren zu reflektierenden Inhalten konfrontiert seien, müsse stattdessen der Umgang mit Social Media fächerübergreifend im Unterricht vermittelt werden, fordert der Landesschülerrat.
Kritik von der CDU
Auch die CDU in Niedersachsen sieht den Vorstoß kritisch. Christian Fühner, kultuspolitischer Sprecher, sagt: "Eine einfache Altersgrenze für die Nutzung von Social Media greift zu kurz, zumal es schon Mindestalterregelungen gibt." Kindern müsse eine breite Medienkompetenz vermittelt werden. Die Eltern spielen dabei laut Fühner eine wichtige Rolle. Stärker widmen müsse man sich der Gewalt gegen Lehrer, dem Thema Mobbing sowie digitalen Formen von Gewalt. Um vor Gefahren von sozialen Medien warnen zu können, sollte es nach Ansicht der CDU an Schulen regelmäßig Sprechstunden geben.
AfD sieht Verantwortung bei den Eltern
Verbote seien problematisch, sagt Harm Rykena, bildungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. "Wir sind dafür, dass es ein freies Internet gibt." Es sei Aufgabe der Eltern, nicht des Staates, bei den Kindern für Aufklärung zu sorgen. Gewaltdarstellungen im Internet seien eine Gefahr, die auch die AfD sehe. Es sei die Aufgabe der Eltern zu entscheiden, ob Kinder ein Smartphone haben müssten. Der Staat könne allenfalls in beratender Funktion tätig sein und für Informationen sorgen, sagte Rykena. Schon jetzt gebe es Programme, in denen die Polizei über Gefahren im Internet aufkläre. So etwas könne intensiviert werden, sagte Rykena.
Juuuport plädiert für schrittweise Heranführung
Die Beratungsplattform Juuuport aus Hannover, die jungen Menschen hilft, die Probleme mit Cybermobbing, sexueller Belästigung oder anderen Problemen im Netz haben, sieht ebenfalls Schwierigkeiten bei dem Vorschlag. Laut Sprecherin Lea Römer ist ein pauschales Mindestalter schwierig. Einerseits entwickelten sich Jugendliche unterschiedlich. Zum anderen sei ein pauschales Mindestalter in der Praxis schwer umsetzbar. Römer plädiert stattdessen dafür, dass Kinder schrittweise an soziale Medien herangeführt werden sollten, um zu lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen. Experten des Computermagazins C't aus Hannover sagen, dass es technisch zwar möglich sei, eine Altersüberprüfung einzuführen, zum Beispiel per Ausweis. Rechtlich dürften die Betreiber dies allerdings nicht, so die Experten.
Altersgrenze für soziale Medien: Australien als Vorreiter
International gibt es in einigen Ländern bereits ein Mindestalter für Social Media. Als weltweiter Vorreiter gilt Australien. Ende November hat die Regierung ein Gesetz beschlossen, das den Zugang zu Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook für Jugendliche künftig erst ab 16 Jahren erlaubt. Auch in Frankreich und Großbritannien wird über eine solche Altersgrenze diskutiert. Albanien hatte im Dezember angekündigt, den Zugang zu TikTok für ein Jahr zu sperren. Hintergrund war eine tödliche Messerstecherei.