Eine Hand hält ein Handy mit einem offenen Chatverlauf. © imagoimages Foto: Andrey Popov

Liebesbetrug im Internet: LKA registriert weniger Opfer

Stand: 16.01.2025 09:42 Uhr

Beim "Love Scamming" gaukeln Kriminelle ihren Opfern im Internet die große Liebe vor, haben es aber nur auf deren Geld abgesehen. In Niedersachsen ist diese Masche laut Landeskriminalamt (LKA) rückläufig.

Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig, teilte das LKA auf Nachfrage des NDR Niedersachsen mit. Zum einen komme infrage, dass mehr Aufklärung betrieben wird und die Bevölkerung somit stärker sensibilisiert ist. Zum anderen könne eine Veränderung des Dunkelfelds eine Rolle spielen, so das LKA. Bedeutet, dass im letzten Jahr demnach mehr Menschen unter den Betroffenen waren, die beispielsweise aus Scham keine Anzeige bei der Polizei erstattet haben. Möglich sei auch, dass "Love Scamming" für Betrüger weniger attraktiv geworden ist, heißt es vom LKA weiter.

Ermittler gehen von hoher Dunkelziffer aus

Das LKA erfasst das Phänomen "Love Scamming" eigenen Angaben zufolge seit 2020. Es sei aber nicht auszuschließen, dass auch vor 2020 Sachverhalte angezeigt wurden, die unter "Love Scamming" fallen. Am Mittwoch hatte das LKA mitgeteilt, dass die Zahlen in Niedersachsen zurückgegangen sind: 2024 wurden demnach landesweit Fälle im unteren dreistelligen Bereich polizeilich bekannt. Drei Jahre zuvor lagen die Fallzahlen in der Eingangsstatistik für 2021 dagegen noch im mittleren dreistelligen Bereich. Konkrete Zahlen gab die Behörde auf Anfrage nicht bekannt. Außerdem listet das LKA nur die Zahl der bekanntgewordenen Fälle auf: Die Ermittler gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus - etwa, weil einige Betroffene keine Anzeige erstatten.

LKA: "Love Scamming"-Opfer haben "rosarote Brille" auf

Das liegt auch an der Vorgehensweise der Täter: Bei den sogenannten Love-Scammern handelt es sich um Betrüger, die ihren Opfern Liebe vortäuschen, um irgendwann an deren Geld zu gelangen. Mit Schmeicheleien würden die Betrüger dafür sorgen, dass ihre Opfer eine "rosarote Brille" aufhaben, erklärt Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim Henschel vom LKA. Die Folge: Die Geschädigten, hier seien Männer und Frauen gleichermaßen betroffen, würden Warnungen aus ihrem Umfeld in der Folge nicht mehr hören wollen. Viele seien einsam und glaubten tatsächlich, eine ideale Partnerin oder einen idealen Partner kennengelernt zu haben. "Die sagen dann so etwas wie: 'Ihr werdet schon noch sehen, wenn ich mit meinem Arzt durchs Dorf spaziere'", sagte LKA-Experte Henschel.

Mehr als 60.000 Euro Schaden - in einem einzigen Fall

Beim "Love Scamming" arbeiten Betrüger mit falschen Identitäten und Fotos. So bauen sie gezielt virtuelle Beziehungen zu ihren Opfern auf. Dann folgen meist Geldforderungen - etwa für die Operation eines Kindes, für Anwälte oder einen Flug. Die Summen können enorm sein: Allein in Niedersachsen gebe es Opfer von "Love-Scamming", die mehrere 10.000 Euro überwiesen hätten, so das LKA. Im Februar 2024 war etwa der Fall eines Mannes aus dem Landkreis Rotenburg bekannt geworden: Er hatte mehr als 60.000 Euro durch "Love Scamming" an Betrüger verloren. Ähnlich erging es einer Frau aus Northeim. Sie hat mehrere Monate zuvor einem falschem US-Major 30.000 Euro für angebliche Arztrechnungen überwiesen.

"Love Scamming": So schützen Sie sich

Wie schützt man sich vor den kriminellen Liebesbetrügern? Das LKA hat dazu eine Reihe entsprechender Tippsveröffentlicht. Ein Aspekt sei etwa, in Chats auf den Dating-Plattformen zu bleiben. Dort seien Sicherheitsfunktionen integriert. Des Weiteren rät die Behörde:

  • Vorsicht bei Kontakten über Single-Börsen und Chatrooms (auch fremdsprachig). Sie können nicht wissen, wer tatsächlich dahintersteckt.
  • Geben Sie keine persönlichen Daten (echter Name, Anschrift, Bankdaten oder Bild- und Videomaterial) bekannt. Versenden Sie keine eingescannten Ausweisdokumente.
  • Nutzen Sie keine Mail- und Kontaktdaten, die Sie täglich für seriösen Schriftverkehr benutzen. Richten Sie für einen solchen Dienst vorsorglich eine eigene Mailadresse ein, die Sie getrennt führen und bei Bedarf auch löschen können.
  • Seien Sie misstrauisch bei plötzlichen Notfällen, Ausreisewünschen oder Ähnliches in Verbindung mit Geldangelegenheiten.
  • Seien Sie vorsichtig bei zugeschickten Schecks.
  • Lehnen Sie Überweisungen auf Ihr Bankkonto ab.
  • Fotos, die Ihnen zugeschickt wurden, sollten mit einer Rückwärtssuche im Internet überprüft werden, weil Betrüger mitunter im Netz gefundene Bilder nutzen.
  • Fotos, Videos oder Sprachnachrichten können auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt oder manipuliert sein.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 15.01.2025 | 09:00 Uhr

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