Abitur in Niedersachsen: Weniger Klausuren, mehr Freiheiten
Eine Reform des Abiturs in Niedersachsen soll dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler ihre Kurse freier wählen können. Ab dem Schuljahr 2027/2028 soll es zudem eine weitere mündliche Prüfung geben.
Der Fokus soll laut Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) stärker auf den eigenen Talenten liegen. Starre Fächerkombinationen sollen demnach wegfallen und es soll gerade im vierten Schulhalbjahr weniger Klausuren in prüfungsrelevanten Fächern geben. Dies solle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte entlasten, so das Ministerium. Mathematik und Fremdsprachen müssten auch weiterhin in der gymnasialen Oberstufe belegt werden, sagte die Kultusministerin am Donnerstag in Hannover.
KI erschwert Lehrkräften die Kontrolle von Facharbeiten
Mit einer weiteren mündlichen Prüfung anstelle einer schriftlichen sollen Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben beziehungsweise das Studium vorbereitet werden. So würden dort auch keine Klausuren geschrieben werden, sondern Projekte mündlich vorgestellt werden, heißt es aus dem zuständigen Ministerium. Auch die Facharbeit wird laut Hamburg wegfallen. Ursprünglich waren Facharbeiten dafür gedacht, Schülerinnen und Schüler an wissenschaftliches Arbeiten heranzuführen. Für Lehrkräfte werde es in Zeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) immer schwerer, diese Arbeiten zu kontrollieren. Es sei immer schwieriger nachzuvollziehen, ob die Aufgabe selbstständig gelöst wurde, so die Kultusministerin.
Landesschülerrat regiert positiv auf Änderungspläne
In Zukunft sollen die Schülerinnen und Schüler deshalb in Podcasts, Ausstellungsformaten oder Podiumsdiskussionen zeigen, was sie gelernt haben. Und darauf gibt es die Note. Die möglichen Änderungen wurden von der Vertretung der Schülerinnen und Schüler positiv aufgenommen. So würden zwei mündliche Prüfungsfächer die Kommunikationsfähigkeit und die mündliche Ausdrucksstärke fördern, teilte der Landesschülerrat am Donnerstag mit. Die Neuerung der kombinierten Leistungsnachweise unterstützte das "wissenschaftliche Arbeiten durch praxisnahe und theoretische Leistungen", sagte die stellvertretende Vorsitzende Liv Grohn.
Abitur soll bundesweit besser vergleichbar werden
Niedersachsen will mit der Reform den bundesweiten Vereinbarungen durch die Kultusministerkonferenz (KMK) gerecht werden. Die Länder streben eine bessere Vergleichbarkeit des Abiturs in Deutschland an. Auch eine Forderung des Bundesverfassungsgerichts werde damit erfüllt. Seit 2017 wird eine verbesserte Vergleichbarkeit der Abitur-Noten in den Bundesländern gefordert.