Rostock: Queere Bar "B Sieben" nach Brandanschlag ausgeräumt
Seit Tagen werden aus der ausgebrannten Rostocker Bar "B Sieben" verkohlte Möbel und Technik getragen. Währenddessen laufen die Ermittlungen zu den Brandstiftern. Ob Queerfeindlichkeit der Grund für die Tat war, ist nicht bewiesen.
"Meine Fresse!" entfährt es Eckhard Brickenkamp, als er seinen Blick im ausgebrannten "B Sieben" schweifen lässt. Der 61-Jährige war Stammgast in dem queeren Lokal in Rostock. Seit Jahrzehnten engagiert er sich in der Szene, unter anderem beim Christopher Street Day Rostock. Es ist schwer für ihn, sein Lieblingslokal so zu sehen, sagt Eckhard Brickenkamp: "Man riecht den Brand hier drin, man sieht die Zerstörung von allem, was hier drin war. Da kommen natürlich schlimme Gedanken auf. Wir können von Glück sagen, dass niemand zu Schaden gekommen ist."
Aufräumarbeiten fast abgeschlossen
An einer Wand sind dort, wo die Regenbogenflagge hing, noch die Umrisse zu erkennen. Viele andere helle Rechtecke markieren die Stellen, wo Fotos von Stammgästen und Partys aufgehängt waren. Tagelang sind in dieser Woche verkohlte Möbel und Technik aus dem Lokal getragen worden. Rund 110.000 Euro Schaden hatte das Feuer insgesamt verursacht. Zum unbekannten Brandstifter und seinem Motiv wird derzeit noch ermittelt.
Ermittlungsgruppe sucht nach Täter
Die Polizei hat laut Staatsanwaltschaft eine siebenköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Aus ermittlungstaktischen Gründen werden keine weiteren Auskünfte gegeben. Nur so viel: Ob es einen Zusammenhang der Tat mit einem versuchten Brandanschlag auf das "B Sieben" im September gibt, sei noch nicht klar. Andreas Szabó, der Inhaber des "B Sieben" sagt: "Wir wissen: Es wurde eine queere Location angegriffen. Und es wurde quasi die Person, die das betreibt, als offen queer lebende Person, dadurch ja auch angegriffen. Aber ob das wirklich das Motiv war, wissen wir leider bis heute nicht. Es gibt kein Bekennerschreiben oder Ähnliches."
Queere Szene sorgt sich wegen Übergriffen
Wenige Stunden, bevor die Flammen loderten, saß Eckhard Brickenkamp noch in einer fröhlichen Runde im "B Sieben". Der Brand und andere, mutmaßlich queerfeindliche Übergriffe in der Region, machen ihm Sorgen: "Es wird unangenehm in der Stadt. Das hätte ich vor Jahren nicht so gesehen. Und ich würde auch darum bitten, dass einige Politikerinnen und Politiker das mal zur Kenntnis nehmen - dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist für queere Menschen." Brickenkamp verweist auf mutmaßlich queerfeindliche Anschläge in Neubrandenburg in jüngster Zeit und einen Angriff in Rostock vor wenigen Tagen. Er selbst sei in der Stadt mehrmals von "Jungnazis" angepöbelt und bespuckt worden.
Große Solidarität nach Brandanschlag
Neben dem Geld, dass die Versicherung zahlt, kann das Team des "B Sieben" auf zahlreiche Spenden zurückgreifen. Insgesamt sind laut Andreas Szabó rund 30.000 Euro zusammengekommen. Dadurch habe er glücklicherweise seine Mitarbeitenden weiter bezahlen können. Auf einen öffentlichen Aufruf hatten viele private Spenderinnen und Spender reagiert. Darüber hinaus gab es zum Beispiel ein Solidaritätskonzert an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater, zu welchem der Studierendenrat dort eingeladen hatte.
"B Sieben" soll bald wieder öffnen
Der Unternehmer Andreas Szabó, der auch für die FDP in der Rostocker Bürgerschaft sitzt, hat nun eine Menge Bestellungen vor sich. Damit sein Lokal wieder öffnen kann, müssen in den kommenden Wochen die nötige Inneneinrichtung sowie Kühltechnik und Klimaanlagen beschafft werden. Ein Teil des originalen Tresens ist laut Szabó gesichert worden. Auch sonst soll das "B Sieben" nach der Sanierung möglichst so eingerichtet werden, wie die Gäste es von früher kennen. Die Wiedereröffnung ist für Mitte Februar 2025 geplant, sagte Szabó: "Wir lassen uns nicht unterkriegen."