Auf Streife am Kriminalitätsschwerpunkt: Marienplatz in Schwerin

Stand: 04.12.2024 06:24 Uhr

Bereitschaftspolizei, Polizisten aus der Polizeiinspektion Schwerin und der Kontaktbeamte für die Schweriner Innenstadt - sie alle sind auf dem Marienplatz unterwegs. Der Verkehrsknotenpunkt in Schwerin gilt als Kriminalitätsschwerpunkt in Mecklenburg-Vorpommern.

von Christoph Loose

Die Streife beginnt in der Schlossstraße, direkt neben der Staatskanzlei. Hier arbeiten in einer kleinen Polizeiwache die Polizeioberkommissare Autzen und Hilberling. Und auch die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamts Eggert und Schumacher sind bereits vor Ort. Ordnungsamt und Polizei arbeiten als sogenannte "gemeinsame Streife" zusammen. Beide erfüllen verschiedene Aufgaben: Die Polizei soll Straftaten verhindern oder bei deren Aufklärung unterstützen, das Ordnungsamt kontrolliert zum Beispiel den Jugendschutz - also ob Menschen unter 16 Jahren Bier trinken oder rauchen. Die Übergänge sind manchmal fließend, deshalb arbeiten beide Behörden auch zusammen, erklären die beiden Ordnungsamts-Mitarbeiter.

Auf Streife mit der Polizei am Marienplatz und auf dem Schweriner Weihnachtsmarkt. © Christoph Loose
Laut Polizei hat sich die Zusammenarbeit von Ordnungsamt und Kontaktbeamten in Schwerin bewährt.

Die vier Ordnungshüter sind nicht die einzigen, die an diesem Abend in der Stadt unterwegs sind. Wenige hundert Meter von der Wache entfernt beginnt der Schweriner Weihnachtsmarkt. Hier sind noch weitere Polizisten unterwegs. Einige von der Polizeiinspektion Schwerin, andere auch von der Bereitschaftspolizei. Die Bereitschaftspolizei ist wegen des Weihnachtsmarkts in Schwerin unterwegs. Zu Stoßzeiten, also Zeiten in denen es erfahrungsgemäß vermehrt zu Problemen auf dem Marienplatz kommt, steht die Bereitschaftspolizei auch dort mit ihren Mannschaftswagen, erklärt Autzen. Er ist der Kontaktbeamte für die Schweriner Innenstadt. Einen Kontaktbeamten gibt es nur einmal für ein Gebiet. Die Idee dahinter: Ein Gesicht als Ansprechpartner für die Einwohner und Ladeninhaber.

Einer der gefährlichsten Orte Mecklenburg-Vorpommerns

Der Marienplatz ist schon lange als Kriminalitätsschwerpunkt bekannt. Er liegt mitten in Schwerin, ist zentraler Knotenpunkt, um von der Straßenbahn in den Bus umzusteigen. Und wird seit mehreren Jahren videoüberwacht. Diese Videoüberwachung muss erneuert werden, die Stadt Schwerin stellt dafür in ihrem Haushalt mehrere Zehntausend Euro bereit. Am Marienplatz kommen laut Polizei viele verschiedene Einflüsse zusammen: viele Einkaufsläden, deshalb gibt es hier vermehrt Diebstähle. Als zentraler Verkehrsknotenpunkt laufen hier viele Fahrkartenkontrollen. Auch Schwarzfahren ist eine Straftat. Und auch Gewaltstraftaten, die hier am ehesten Nachts und am Wochenende passieren.

"Wir sehen seit Jahren den Marienplatz als polizeilichen Schwerpunkt, da wir hier eine erhöhte Anzahl an Straftaten verzeichnen. Seit Anfang 2024 haben wir die Polizeipräsenz erhöht und bekommen sehr positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung." Juliane Zgonine, Pressesprecherin Polizeiinspektion Schwerin

Im Schnitt gab es in diesem Jahr zwei Straftaten täglich am Marienplatz. Das zeigen Zahlen des Innenministeriums. Mit der erhöhten Polizeipräsenz soll für ein besseres Sicherheitsgefühl gesorgt werden. Straftaten sollen aber auch dadurch verhindert werden, dass Kriminellen signalisiert wird: Die Polizei ist hier vor Ort. Und muss nicht erst mit dem Streifenwagen anrücken. "Nicht nur die Polizei kann hier die Lage beruhigen, da arbeiten wir eng mit anderen Behörden und der Stadt zusammen. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen", erklärt Pressesprecherin Zgonine.

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Kontrollen und Gespräche

Die vier Ordnungshüter gehen über den Weihnachtsmarkt und den Marienplatz. Sie sprechen viel mit den Leuten, auch mit den Standbetreibern. "Dieses Jahr merke ich nicht viel von der Kriminalität, letztes Jahr war es schlimmer", erklärt die Betreiberin eines Bratwurst-Stands. Sie ist überzeugt, das hat mit der verstärkten Polizeipräsenz zu tun, das sagen auch ihre Gäste. "Der stetige Kontakt ist unsere Tagesaufgabe. Deshalb müssen wir ein Ohr an den Leuten haben", erklärt Autzen. Kontaktbeamter ist er gerne. Er hatte schon andere Aufgaben, aber auf der Straße und bei den Menschen fühlt er sich wohl.

Bei dieser Streife wird kein Gauner auf frischer Tat ertappt. Das ist aber auch nicht der Sinn der Sache, erklären alle einstimmig. Es geht darum, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das passiert auch durch Kontrollen. Gruppen von Jugendlichen oder auch Passanten werden angesprochen, die Ausweise kontrolliert und mit der Zentrale abgeglichen, ob jemand gesucht wird. Wer genau kontrolliert wird, das entscheiden die Beamten in jeder Situation anders. Wer sich auffällig verhält, wird eher kontrolliert, scheint als Faustregel zu gelten. Bei der Kontrolle wird aber auch viel gesprochen.

Autzen und Hilberling erklären, warum überhaupt kontrolliert wird. Und fragen auch einfach, wie es den Leuten geht. Autzen: "Wie eine Kontrolle verläuft, haben wir selber in der Hand. Wenn wir transparent erklären, dann sehen die Leute auch ein warum wir hier sind." Zwei Handwerker dürfen heute nicht über den Weihnachtsmarkt gehen. Einer hat ein Teppichmesser in der Tasche. Glücklich sind sie nicht, aber Autzen erklärt die Gründe: Aufgrund des Messerverbots darf auf dem Weihnachtsmarkt auch kein Teppichmesser in der Tasche sein. Die beiden Handwerker gehen in eine andere Richtung. Autzen und die anderen Ordnungshüter setzen ihre Streife fort.

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Nordmagazin | 04.12.2024 | 19:30 Uhr

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