Illegal abgeholztes Teakholz in Myanmar (Aufnahmedatum 25.06.2016) © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Gemunu Amarasinghe Foto: Gemunu Amarasinghe
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AUDIO: Die Praktiken der Holz-Mafia (8 Min)

Illegaler Holzhandel: Norddeutsche Firmen unter Verdacht

Stand: 02.03.2023 07:00 Uhr

Obwohl die EU Sanktionen verhängt hat, kommen Tausende Tonnen Teak aus Myanmar nach Europa. Die Gewinne füllen die Kassen einer brutalen Militär-Junta. Nun stehen auch zwei norddeutsche Holzhändler im Verdacht, mit dem Regime Geschäfte gemacht zu haben.

von Marcus Engert, Benedikt Strunz, Isabel Schneider, Fabian Grieger

Seit einem Putsch regiert in Myanmar eine brutale Militärregierung, die mit seltenem Teak-Holz Millionen verdient und davon auch Waffen kauft. Bereits seit 2018 ist der direkte Handel mit Teak aus Myanmar den zuständigen Behörden zufolge rechtlich eigentlich nicht mehr möglich. Nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" sollen zwei norddeutsche Holzhändler seither dennoch Tausende Tonnen des edlen Holzes erworben haben.

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Polizisten nehmen einen Demonstranten bei einem Protest gegen den Militärputsch fest. (Aufnahmedatum 28.02.2021) © picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Wire | Sopa Images
Polizisten nehmen einen Demonstranten bei einem Protest gegen die Militär-Junta Myanmars fest.

Im Rahmen des internationalen Rechercheprojekts Deforestation Inc. konnten Reporter von NDR, WDR und SZ vertrauliche Unterlagen einsehen. Diese zeigen, dass die Firmen Alfred Neumann GmbH mit Sitz in Seevetal und die Firma WOB Timber mit Sitz in Hamburg im Zeitraum von 2018 bis 2020 Myanmar-Teak bezogen haben sollen. Die mutmaßlichen Importe sollen über kroatische bzw. italienische Zwischenhändler erfolgt sein. Eine weitere Firma, die in den Daten auftaucht, ist Koch Furniere aus Dortmund. Insgesamt geht es um Importe von mehr als 1.300 Tonnen Teak mit einem Gegenwert von etwa sieben Millionen Euro. Mittlerweile beschäftigen die Fälle die Staatsanwaltschaften.

Die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bestätigte den Vorgang und erklärte, sie habe erst Ende 2020 von den mutmaßlichen Importen erfahren.

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Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt

Das Hamburger Landgericht. © picture alliance/dpa Foto: Bodo Marks
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen WOB Timber GmbH.

Die Firma WOB geriet schon einmal in die Schlagzeilen, weil sie in der Vergangenheit Myanmar-Teak importiert und damit nach Ansicht des Hamburger Landgerichts gegen damals bestehende EU-Sanktionen verstoßen hatte. Gegen ein Urteil aus dem Jahr 2021 hatte der Geschäftsführer der WOB Revision eingelegt. Eine Entscheidung steht aus. Im Frühjahr 2022 ließ die Staatsanwaltschaft Hamburg erneut Geschäftsräume der WOB durchsuchen. Mutmaßlich steht die Aktion in Zusammenhang mit den jüngsten Teak-Importen zwischen 2018 und 2020.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte auf Nachfrage, dass gegen Verantwortliche der WOB Timber GmbH wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz ermittelt werde.

Umstrittene Teak-Importe

Auch die Firma Neumann ist in der Vergangenheit wegen umstrittener Teak-Importe auffällig geworden. Neumann hatte 2018 mehrere Tonnen Teak-Holz beschafft, die unter anderem auf dem Segelschulschiffes "Gorch Fock" verbaut wurden. Ein daraufhin eingeleitetes Prüfverfahren der BLE kam zu dem Ergebnis, dass Neumann damals tatsächlich nicht die vorgeschriebenen Sorgfaltspflichten beim Import des Holzes eingehalten hatte. Die BLE beließ es 2018 allerdings bei einer Verwarnung. Gleichzeitig hatte die Behörde angekündigt, künftig hart gegen Importeure von Teak-Holz vorzugehen.

Neumann wies den Vorwurf unrechtmäßiger Importe von sich und erklärte, seit Sommer 2018 keinerlei Myanmar- Teak mehr zu importieren, sondern nur noch Teak aus anderen Ländern. Auch der WOB-Geschäftsführer bestritt jede Beteiligung an unrechtmäßigen Importen und verwies darauf, dass EU-Vorgaben in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich streng gehandhabt würden. Koch Furniere ließ Fragen des NDR unbeantwortet.

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Einfuhr in die EU kaum noch rechtskonform

Teak-Holz aus Myanmar wird insbesondere für den Bau von Luxus-Yachten benötigt. Da in den Handel in Myanmar auch kriminelle Akteure verstrickt sind und Korruption zum Alltag gehört, ist die Einfuhr des Holzes in die EU spätestens seit 2018 eigentlich nicht mehr rechtskonform möglich. Kritiker bemängeln zudem, dass der Teak-Wald in Myanmar in den vergangenen Jahren so stark abgeholzt wurde, dass dieser demnächst ganz verschwunden sein könnte. Seit Sommer 2021 hat die EU erneut Sanktionen gegen Personen und Firmen erlassen, die der blutigen Militär-Junta Myanmars zugerechnet werden. Darunter befindet sich auch das staatliche Holzhandelsunternehmen Myanmars, MTE.

Die Nationalflagge von Myanmar im Wind © picture alliance / Zoonar | Valerio Rosati Foto: Valerio Rosati
Auch das staatliche Holzhandelsunternehmen Myanmars, MTE, ist von EU-Sanktionen betroffen.

Im Rahmen der nun bekannt gewordenen Import-Fälle hat die BLE aber offenbar erst lange nach dem Import der Ware von dieser Kenntnis erhalten. Unabhängig davon habe sie im Rahmen eines "allgemeinen Verdachts" im Frühjahr 2020 die Europäische Betrugsermittlungsbehörde OLAF um Ermittlungen gebeten. "Im November 2020 stellte OLAF als Ergebnis der Recherche vor, dass es Importe in die EU von den Firmen Neumann, Koch und WOB gibt. Im Frühjahr 2021 begann OLAF mit der Prüfung der Unternehmen Neumann und Koch. Um Ermittlungen gegen WOB wurde das BKA gebeten", so eine BLE-Sprecherin auf Anfrage.

Ob noch mehr Teak nach Deutschland gelangte, lässt sich kaum sagen. Der Grund: Eine auf Drängen der Holzlobby in die EU-Holzhandelsverordnung geschriebene Regel. Sie erlegt nur demjenigen strenge Pflichten auf, der das Holz als Erster in die EU einführt. Alle nachfolgenden Händler können die Ware in der EU frei handeln.

Ob dies aber auch dann gilt, wenn Händler den Kauf des Teaks direkt bei einem Zwischenhändler beauftragen, ist fraglich.

Myanmar: Natürliche Teak-Wälder fast vollständig vernichtet

Wildgewachsenem Teak werden einzigartige Eigenschaften zugeschrieben. Es wird vor allem für Decks von Luxus-Yachten verbaut. Eine seit Jahren hohe Nachfrage lies die natürlichen Teak-Vorkommen immer kleiner und die Preise für das seltene Edel-Holz immer größer werden. Reiche Kunden zahlen heute 1.000 Euro pro Quadratmeter und mehr.

Inzwischen sind die natürlichen Teak-Wälder in Myanmar fast vollständig vernichtet. Zwischen 1990 und 2015 verlor das Land knapp 15 Millionen Hektar Wald - mehr als die gesamte Waldfläche Deutschlands. Praktisch der gesamte Wald in Myanmar gehört dem Staat, die staatseigene Holzagentur MTE hat ein Monopol auf den Handel damit. Seit sich das Militär 2021 blutig an die Macht putschte, füllt die MTE die Kassen einer Militärjunta, der Menschenrechtsverletzungen, Folter, Inhaftierungen von Oppositionellen und sogar Völkermord an den Rohingya vorgeworfen werden. 

Experten und Umweltschutzorganisationen beklagen laxen Umgang

Johannes Zahnen vom WWf kritisiert den Raubbau. © NDR
Kritisiert den laxen Umgang: Johannes Zahnen vom WWF.

Experten und Umweltschutzorganisationen kritisieren die BLE seit langem für einen ihrer Ansicht nach zu laxen Umgang mit der Problematik. "Man nimmt wissentlich in Kauf, dass die Wälder in Myanmar zerstört werden. Man nimmt auch in Kauf, dass die Militärs damit Geld verdienen. Menschenrechtsverletzungen sind damit verbunden. All das nimmt man in Kauf und ignoriert die eigenen Gesetze", beklagt Johannes Zahnen vom WWF. 

Die Recherchen zeigen weiter, dass auch nach Verhängung der jüngsten EU-Sanktionen weiterhin Tausende Tonnen Teak nach Europa gelangen. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte dazu, Importe von Myanmar-Teak, das nach in Krafttreten der Sanktionen erworben sei, kämen einem Sanktionsbruch gleich. Allerdings bräuchten "die zuständigen (...) Behörden der Mitgliedstaaten (…) die nötige Zeit, die Zusammenarbeit mit den Zollbehörden und den Sanktionsbehörden aufzubauen, um die Sanktionen wirksam durchzusetzen." In Deutschland ist die BLE die zuständige Behörde.

EU-Handelsdaten zeigen dabei, dass selbst 2022 noch Teak aus Myanmar nach Deutschland importiert wurde. Auf Nachfrage teilte die BLE hierzu mit, das Holz sei zwar über Deutschland eingeführt, aber für Polen bestimmt gewesen, daher habe man unter anderem die dortigen Behörden darüber verständigt.

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Aktuell | 02.03.2023 | 07:22 Uhr

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