VIDEO: Demo in Hannover: Freude über Assad-Sturz in Syrien (3 Min)

Freude über Umsturz in Syrien: Friedliche Kundgebungen im Norden

Stand: 09.12.2024 21:34 Uhr

Auch in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben am Sonntag Tausende Menschen ihre Freude über das Ende des Assad-Regime in Syrien kundgetan. Der geflüchtete bisherige Machthaber soll in Moskau Zuflucht gefunden haben.

In Hannover versammelten sich am frühen Nachmittag nach Polizeiangaben rund 1.000 Menschen fahnenschwenkend zu einer kurzfristig anberaumten Kundgebung am Steintor. In Bremerhaven, Delmenhorst und Wilhelmshaven fuhren nach Polizeiangaben kleine Autokorsos hupend durch die Innenstädte. In Aurich seien rund 70 Menschen zusammengekommen. In Göttingen waren es etwa 30 bis 40 Feiernde, die am Nachmittag auf einem Parkplatz nahe der A7 zu arabischer Popmusik tanzten, syrische Fahnen schwenkten, klatschten und jubelten. Alle Kundgebungen blieben nach Auskunft der Polizei friedlich.

Weitere Informationen
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) © NDR

BAMF stoppt vorerst Asyl-Entscheidungen von Syrern

Nach dem Fall des Assad-Regimes hat eine Diskussion über das Schicksal syrischer Geflüchteter begonnen. Noch ist völlig unklar, ob eine Rückkehr nach Syrien möglich ist. Mehr bei tagesschau.de. extern

Hamburg: Tausende Menschen versammeln sich am Hauptbahnhof

In Hamburg haben sich nach Polizeiangaben am späten Nachmittag etwa 3.000 Menschen am Hauptbahnhof versammelt, sie bejubelten dort die jüngsten Ereignisse in Syrien. Zu einer zweiten Demonstration seien hingegen nur wenige Teilnehmer gekommen, hieß es. Die Polizei, die mit viel Personal im Einsatz war, beschrieb die Stimmung auf dem Bahnhofsvorplatz als ausgelassen und friedlich. Nennenswerte Zwischenfälle gab es demnach keine.

Bente Scheller, Expertin für Nahost bei der Heinrich-Böll-Stiftung, in einem Fernsehstudio. © Imago/teutopress
AUDIO: Politologin Scheller zu Syrien: "Furcht von vielen abgefallen" (9 Min)

MV: Große Kundgebung in Schwerin

In Mecklenburg-Vorpommern versammelten sich aus Freude über das Ende des Assad-Regimes Menschen in Rostock, Schwerin und Güstrow. In Schwerin kamen am Nachmittag laut Polizei in der Spitze etwa 650 Feiernde zusammen. Im Rostocker Rosengarten waren es demnach etwa 400. Dort tanzten die Menschen zu Musik, schwenkten Fahnen und stimmten in Sprechchöre ein. Eine kleinere Versammlung mit etwa 30 Teilnehmenden gab es laut Polizei auch in Güstrow. Auch in MV blieb es bei den Kundgebungen laut Polizei überall friedlich. Das Ganze habe eher Volksfestcharakter gehabt, hieß es.

SH: Spontane Autokorsos schon in der Nacht

Menschen in Neumünster feiern mit Fahnen bei einer Kundgebung den Sturz des syrischen Assad-Regimes. © dpa bildfunk Foto: Bodo Marks
Eine spontane Freuden-Feier über den Umsturz in Syrien gab es auch in Neumünster.

Am Hauptbahnhof der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel kamen am Mittag etwa 600 Menschen zusammen, wie die Polizei mitteilte. Ihr Motto: "Freiheit für Syrien". In Neumünster demonstrierten rund 100 Teilnehmende, in Lübeck 150. In Flensburg versammelten sich laut Medienberichten ebenfalls Menschen, um ausgelassen zu feiern.

Nach den Meldungen über die Flucht von Machthaber Baschar al-Assad aus Syrien hatte es schon in der vergangenen Nacht in Kiel, Rendsburg und Hamburg kleinere Autokorsos und Versammlungen gegeben.

Scholz: Sturz von Assad ist "gute Nachricht"

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Sturz von Syriens langjährigem Machthaber Assad begrüßt. Dies sei eine "gute Nachricht", so der Kanzler in einer Erklärung. Assad habe sein eigenes Volk auf brutale Weise unterdrückt, unzählige Leben auf dem Gewissen und zahlreiche Menschen zur Flucht getrieben.

Nahost-Expertin Helberg: "Assads Soldaten sind einfach nach Hause gegangen"

Die Nahost-Expertin Kristin Helberg zeigte sich im NDR Info Interview überrascht davon, dass es den Aufständischen so schnell gelungen ist, das Assad-Regime in Syrien zu stürzen. Sie betonte aber, dass der bisherige Machthaber auch keinerlei Rückhalt mehr im eigenen Land hatte. Das Regime habe rücksichtslos gehandelt. Den Menschen in Syrien sei es zuletzt so schlecht gegangen wie noch nie. "Das hat eben mit dieser Art der Herrschaft zu tun. Und die Menschen haben das zunehmend diesem Regime auch angelastet." Am Ende seien auch die eigenen Soldaten nicht mehr bereit gewesen, für Assads Machterhalt zu kämpfen.

Assad soll sich in Moskau aufhalten

Innerhalb von weniger als zwei Wochen hatte eine Allianz aus Aufständischen die Kontrolle über die wichtigsten Städte in Syrien erlangt. Am Wochenende gelang der islamistischen Miliz HTS nach eigenen Angaben dann die Übernahme der Kontrolle auch in der Hauptstadt Damaskus. Wie es in Syrien weitergeht, ist derzeit ungewiss. Der bisherige Machthaber Assad soll russischen Nachrichtenagenturen zufolge nach Moskau geflüchtet sein.

Weitere Informationen
Syrische Oppositionskämpfer fahren südlich von Hama, Syrien, an einem beschädigten Regierungsfahrzeug vorbei. © dpa-Bildfunk/AP Foto: Ghaith Alsayed
2 Min

Kommentar zur Flucht Assads aus Syrien: "Hoffnung auf Freiheit"

Historisches ist in Syrien passiert. Welche Folgen das haben wird, bleibe abzuwarten, meint ARD-Korrespondentin Anna Osius in ihrem Kommentar. 2 Min

Dr. Andreas Reinicke, Deutsches Orient-Institut © IMAGO / teutopress
5 Min

Orient-Experte Reinicke zu Syrien: Geopolitische Folgen sind enorm

Schon jetzt seien der Iran, die Hisbollah im Libanon und auch Russland geschwächt, sagte Andreas Reinicke, ehemaliger Botschafter in Damaskus, auf NDR Info. 5 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 08.12.2024 | 16:00 Uhr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau hält ein Smarthphone in die Kamera, auf dem Display steht "#NDRfragt" © PantherMedia Foto: Yuri Arcurs

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Die beiden Schwestern Nina und Michelle halten eine Flaschenpost und einen Stofftier-Löwen in die Kamera. Beide Gegenstände haben für sie eine wichtige Bedeutung © NDR Foto: Anina Pommerenke

20 Jahre nach der Katastrophe: "Der Tsunami ist ein Teil unseres Lebens"

Nina Eigenfeld und Michelle Kosian aus Wohltorf bei Hamburg haben den Tsunami in Thailand überlebt. Bis heute prägen sie die Ereignisse von damals. mehr