Freude über Umsturz in Syrien: Friedliche Kundgebungen im Norden
Auch in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben am Sonntag Tausende Menschen ihre Freude über das Ende des Assad-Regime in Syrien kundgetan. Der geflüchtete bisherige Machthaber soll in Moskau Zuflucht gefunden haben.
In Hannover versammelten sich am frühen Nachmittag nach Polizeiangaben rund 1.000 Menschen fahnenschwenkend zu einer kurzfristig anberaumten Kundgebung am Steintor. In Bremerhaven, Delmenhorst und Wilhelmshaven fuhren nach Polizeiangaben kleine Autokorsos hupend durch die Innenstädte. In Aurich seien rund 70 Menschen zusammengekommen. In Göttingen waren es etwa 30 bis 40 Feiernde, die am Nachmittag auf einem Parkplatz nahe der A7 zu arabischer Popmusik tanzten, syrische Fahnen schwenkten, klatschten und jubelten. Alle Kundgebungen blieben nach Auskunft der Polizei friedlich.
Hamburg: Tausende Menschen versammeln sich am Hauptbahnhof
In Hamburg haben sich nach Polizeiangaben am späten Nachmittag etwa 3.000 Menschen am Hauptbahnhof versammelt, sie bejubelten dort die jüngsten Ereignisse in Syrien. Zu einer zweiten Demonstration seien hingegen nur wenige Teilnehmer gekommen, hieß es. Die Polizei, die mit viel Personal im Einsatz war, beschrieb die Stimmung auf dem Bahnhofsvorplatz als ausgelassen und friedlich. Nennenswerte Zwischenfälle gab es demnach keine.
MV: Große Kundgebung in Schwerin
In Mecklenburg-Vorpommern versammelten sich aus Freude über das Ende des Assad-Regimes Menschen in Rostock, Schwerin und Güstrow. In Schwerin kamen am Nachmittag laut Polizei in der Spitze etwa 650 Feiernde zusammen. Im Rostocker Rosengarten waren es demnach etwa 400. Dort tanzten die Menschen zu Musik, schwenkten Fahnen und stimmten in Sprechchöre ein. Eine kleinere Versammlung mit etwa 30 Teilnehmenden gab es laut Polizei auch in Güstrow. Auch in MV blieb es bei den Kundgebungen laut Polizei überall friedlich. Das Ganze habe eher Volksfestcharakter gehabt, hieß es.
SH: Spontane Autokorsos schon in der Nacht
Am Hauptbahnhof der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel kamen am Mittag etwa 600 Menschen zusammen, wie die Polizei mitteilte. Ihr Motto: "Freiheit für Syrien". In Neumünster demonstrierten rund 100 Teilnehmende, in Lübeck 150. In Flensburg versammelten sich laut Medienberichten ebenfalls Menschen, um ausgelassen zu feiern.
Nach den Meldungen über die Flucht von Machthaber Baschar al-Assad aus Syrien hatte es schon in der vergangenen Nacht in Kiel, Rendsburg und Hamburg kleinere Autokorsos und Versammlungen gegeben.
Scholz: Sturz von Assad ist "gute Nachricht"
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Sturz von Syriens langjährigem Machthaber Assad begrüßt. Dies sei eine "gute Nachricht", so der Kanzler in einer Erklärung. Assad habe sein eigenes Volk auf brutale Weise unterdrückt, unzählige Leben auf dem Gewissen und zahlreiche Menschen zur Flucht getrieben.
Nahost-Expertin Helberg: "Assads Soldaten sind einfach nach Hause gegangen"
Die Nahost-Expertin Kristin Helberg zeigte sich im NDR Info Interview überrascht davon, dass es den Aufständischen so schnell gelungen ist, das Assad-Regime in Syrien zu stürzen. Sie betonte aber, dass der bisherige Machthaber auch keinerlei Rückhalt mehr im eigenen Land hatte. Das Regime habe rücksichtslos gehandelt. Den Menschen in Syrien sei es zuletzt so schlecht gegangen wie noch nie. "Das hat eben mit dieser Art der Herrschaft zu tun. Und die Menschen haben das zunehmend diesem Regime auch angelastet." Am Ende seien auch die eigenen Soldaten nicht mehr bereit gewesen, für Assads Machterhalt zu kämpfen.
Assad soll sich in Moskau aufhalten
Innerhalb von weniger als zwei Wochen hatte eine Allianz aus Aufständischen die Kontrolle über die wichtigsten Städte in Syrien erlangt. Am Wochenende gelang der islamistischen Miliz HTS nach eigenen Angaben dann die Übernahme der Kontrolle auch in der Hauptstadt Damaskus. Wie es in Syrien weitergeht, ist derzeit ungewiss. Der bisherige Machthaber Assad soll russischen Nachrichtenagenturen zufolge nach Moskau geflüchtet sein.